Köln.. Das Vorabend-Programm im Ersten ist eine Programmwüste. Die Serie „Zwischen den Zeilen“, übelstes Bauerntheater, wird, so steht zu befürchten, auch noch den letzten Zuschauer zur Konkurrenz treiben. Damit das gelingt, wird die Serie in Doppelfolgen ausgestrahlt.
Der Vorabend ist für die ARD eine „Todeszone“. Zu dieser Erkenntnis kam, vor Jahren schon, der ehemalige Programmchef Günter Struve. Das ist schlimm. Viel schlimmer noch ist, dass die Regionalkrimi-Reihe „Heiter bis tödlich“ viel dafür tut, dass der Sendeplatz vor 20 Uhr eine Programmwüste bleibt. Ein besonders bedrückendes Beispiel dafür liefert die Serie „Zwischen den Zeilen“ (ARD, 17.55 Uhr). Um auch noch den letzten Zuschauer zur Konkurrenz zu treiben, wird die neueste Version übelsten Bauerntheaters gleich in Doppelfolgen ausgestrahlt.
„Zwischen den Zeilen“ gibt ein doppeltes Versprechen: Es legt nahe, dass die Fälle im Zeitungsmilieu angesiedelt werden, und zugleich signalisiert es feinsinnigen Humor. Leider ist der erste Teil des Versprechens nicht mal in der ARD-Reihe originell: Lokalreporter gab es schon bei „Fuchs & Gans“. Und der zweite Teil des Versprechens wird nicht mal ansatzweise eingelöst. Idee, Charaktere, Geschichten und Dialoge sind einfach zu platt.
Das Schema: Junges, ehrgeiziges Schusselchen namens Maja (Soap-Sternchen Josephine Schmidt) wird aus dem mondän inszenierten Düsseldorf strafversetzt in die Provinz. Dabei sei angemerkt, dass die Fallhöhe zwischen der Landeshauptstadt und Aachen, Sitz Karls des Großen, längst nicht so groß ist wie behauptet. Da hätte eine Kleinstadt sicher mehr Kontrast geboten. Die Jungreporterin, die mit ihrem Kinderfahrradhelm wie eine Schülerpraktikantin wirkt, nutzt ihre Chance. Natürlich erstickte der Veganer Horst in der Auftaktfolge durch meuchelnde Hand an der lokalen Fleischwaren-Spezialität Karlswurst.
Kein Klischee ist zu abgegriffen, kein Witz zu doof
Aber Fleißbienchen Maja hat bei ihren Notizen aus der Provinz noch eine zweite Mission. Sie muss aus dem faulen Willi – Ole Puppe als ehemalige Edelfeder mit muffiger Burn-out-Miene – zu neuer Motivation verhelfen.
Dabei ist kein Klischee zu abgegriffen, kein Witz zu doof: Die Macher der Serie, Philipp Weinges und Günter Knarr, halten die Zuschauer offensichtlich für grenzdebil.
Geht es am Vorabend mit seinem vom Job abgespannten Publikum nicht anders? Doch. Und das sogar in der Reihe „Heiter bis tödlich“, wie die Beispiele „Hubert & Staller“ sowie „München 7“ zeigen. Warum? In beiden Serien hat der verantwortliche Bayerische Rundfunk Geld und Gehirnschmalz investiert.
Dazu gehören auch Schauspieler von Format, die ihre Figuren mit komödiantischer Leichtigkeit zum Leben erwecken. Christine Neubauer, beispielsweise, war in jüngerer Zeit selten so gut wie als resolute Blumenfrau vom Viktualienmarkt in „München 7“.