Münster. Wer hier gewinnt, hat wohl endgültig ausgesorgt: Erstmals wurde der Eurojackpot ausgespielt. In sieben EU-Staaten kann man sich daran beteiligen. Mit vereinter Zahlkraft sorgen die Länder dafür, dass künftig astronomische Hauptgewinne von bis zu 90 Millionen Euro zustande kommen. Aber noch wurde der Pot nicht geknackt.

Sie heißen glamourös „Venus“ und „Perle“, stehen in Helsinki und verrichteten am Freitag erstmals ihren Dienst: die beiden hochglänzenden Ziehungsgeräte für das neue, staatliche Lotteriespiel „Eurojackpot“. Als zweites vom Gesetzgeber kontrolliertes Lottospiel in Deutschland startet „Eurojackpot“ als Ergänzung zu „6 aus 49“. Tippscheine gibt's in den Lotto-Annahmestellen. Aber anders als bei dem 57-jährigen Klassiker spielen nicht nur deutsche Glücksucher ums große Geld. Sechs weitere europäische Länder mischen mit – neben Italien, Finnland und Dänemark auch Slowenien, Estland und die Niederlande. Mit vereinter Zahlkraft sorgen die Länder dafür, dass künftig astronomische Hauptgewinne zustande kommen.

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Mindestens zehn Millionen Euro sind jede Woche im Jackpot, das garantiert die federführende Gesellschaft Westlotto in Münster. Zeitweise kann der Hauptgewinn auf 90 Millionen wachsen – und ist damit doppelt so hoch wie der bisherige Rekordgewinn der deutschen Lottogeschichte.

Je größer der Jackpot, desto mehr Verführung

Die dicken Jackpots sind der größte Trumpf des neuen Spiels, und mit ihnen wird seit Wochen lautstark geworben. Doch gerade sie sind Suchtexperten ein Dorn im Auge. So warnt Hans-Jürgen Rumpf von der Universität Lübeck, dass die neue Lotterie gefährlicher sei als das alte Lotto.

Das Wort Gefahr mag vielen im Zusammenhang mit dem staatlichen Lotto übertrieben vorkommen. Doch zeigt eine Studie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: Je größer der Jackpot ist, desto mehr Menschen lassen sich zum Mitspielen verführen. Obendrein bleiben sie ausdauernder dabei.

„Gezieltes Anfüttern“, nennt Professor Michael Adams vom Institut für Recht der Wirtschaft an der Universität Hamburg deshalb die Strategie mit den Jackpots. „Die Jackpots wirken psychologisch. Sie feuern die Fantasie an und sind die Dynamos der Spielsucht.“

Der Staat verdient beim Eurojackpot ordentlich mit

Vier Prozent der deutschen Lottospieler können schon jetzt als spielsüchtig bezeichnet werden. Nach Einschätzung Adams’ werden es mit dem „Eurojackpot“ deutlich mehr werden. Suchtberater kennen Fälle, in denen Betroffene ihre Sparbücher auflösten, um beim Lotto im großen Umfang mittippen zu können. In einem Gutachten hat Michael Adams deshalb vor „Eurojackpot“ gewarnt.

Adams ist Mitglied im „Fachbeirat Glücksspielsucht“, der dem hessischen Innenministerium angehört. Der Expertenausschuss muss der Einführung neuer Glücksspiele grundsätzlich zustimmen. Bei „Eurojackpot“ hat er abgelehnt. Woraufhin der Gesetzgeber kurzerhand die Richtlinien änderte, um das Spiel an den Start zu bringen.

Doch warum will der Staat eine zweite Lotterie unbedingt haben? Die Antwort ist banal: Er will damit Geld verdienen. Allein 17 Prozent der Spieleinsätze fließen in die Steuerkassen, nur die Hälfte wird wieder an die Spieler ausgeschüttet. Seit Jahren stagnieren die Einnahmen aus dem Spiel „6 aus 49“. Das liegt zum einen an der Konkurrenz von Online-Poker und Sportwetten, zum anderen am angestaubten Image: Lotto gilt als Spiel des kleinen Mannes, schon mit 75 Cent ist man dabei.

Aberwitzige Rechenspiele um die Gewinnchancen

Die meisten Tipper sind über 50. Deshalb soll „Eurojackpot“ nun auch hauptsächlich jüngere und finanzkräftigere Menschen ansprechen. Der Mindesteinsatz beträgt zwei Euro plus 50 Cent Bearbeitungsgebühr. Pro Spielfeld werden fünf Zahlen aus 50 angekreuzt, dazu noch einmal zwei Zahlen aus acht. Nur wenn alle sieben Zahlen stimmen, wird der Jackpot ausgezahlt. Mittlere Gewinne – etwa von mehreren tausend Euro – gibt es kaum. Verkürzt gesagt, geht es um alles oder nichts, um Hauptgewinn oder Niete.

Glaubt man Westlotto, dann ist es beim „Eurojackpot“ leicht wie nie, an den Hauptgewinn zu kommen. Die Chancen werden mit 1:59 Millionen beziffert. Bei „6 aus 49“ liegen sie bei 1:139 Millionen.

„Aberwitzige Rechenspiele“, nennt Michael Adams das und hat selbst einmal nachgezählt: „Wenn ich einmal pro Woche Lotto spiele, müsste ich rein rechnerisch 2,6 Millionen Jahre leben, um einmal bei ,6 aus 49’ den Jackpot zu knacken. Beim ,Eurojackpot’ wären es 1,1 Million Jahre.“ Die Werbung für die Jackpots der neuen Lotterie hält Michael Adams für verantwortungslos: „Den Menschen zu suggerieren, die Gewinnchancen ständen hoch, ist blanke Augenwischerei. Damit macht sich der Staat zum Verkäufer falscher Hoffnungen.“

Westlottosprecher rechnet mit sicherem Erfolg

Dass „Eurojackpot“ trotzdem ein Erfolg wird, ist sich Axel Weber, Unternehmenssprecher bei Westlotto, sicher. Er rechnet damit, dass sich die Tippscheine von nun an in den Annahmestellen gut verkaufen. Axel Weber: „Ich glaube, wir haben da ein sehr gutes Angebot, das eine neue Klientel anspricht. Sicher werden sich auch einige Spieler, die bisher „6 aus 49“ getippt haben, überlegen, ob sie wechseln. Doch eigentlich gehen wir davon aus, dass wir neue Spieler gewinnen.“

Gezogen wurden die ersten Gewinnzahlen dann unter polizeilicher Aufsicht am Freitag, 21 Uhr. In einem Fernsehstudio in Helsinki. Übertragen wird die Ziehung im deutschen Fernsehen nicht.

Die Gewinnzahlen: 5 aus 50: 5-8-21-37-46

Gewinnzahlen 2 aus 8: 6 und 8

(alle Angaben ohne Gewähr)

Was in der ersten Ziehung noch nicht gefeiert werden konnte, war der erste Millionengewinner in Klasse 1, denn kein Tipper verfügte über insgesamt sieben Richtige (5 richtige Zahlen aus 50 und 2 richtige Eurozahlen aus 8). Die Jackpot- Millionen werden also in der nächsten Ziehung, am 30. März 2012, erneut ausgespielt.

Mehr Infos zum Thema Lotto und den Eurojackpot gibt es in unserem

Lotto-Spezial