Münster. Wer hier gewinnt, hat wohl endgültig ausgesorgt: Am Wochenende wird erstmals der Eurojackpot ausgespielt - mit einem Riesenhauptgewinn. In sieben EU-Staaten kann man sich daran beteiligen. Die Federführung für das Projekt liegt in NRW.
Am Samstag startet in Deutschland eine neuartige internationale Lotterie. Das Angebot mit den Namen Eurojackpot wird in der Bundesrepublik und sechs anderen europäischen Staaten ausgespielt - der Clou: den Gewinnern winken Siegprämien von zehn bis maximal 90 Millionen Euro, teilte die staatliche nordrhein-westfälische Lotterie Westlotto am Donnerstag in Münster mit. Sie organisiert die länderübergreifende Lotterie.
Von Samstag an können in Lottoannahmestellen in Deutschland, Estland, Dänemark, den Niederlanden, Italien, Slowenien und Finnland Tippscheine gekauft werden. Pro Spielreihe liegen die Kosten bei zwei Euro. Rund 175 Millionen Menschen sollen durch das neue Spielsystem angesprochen werden.
Ziehung jeden Freitag in Helsinki
Die erste Ziehung der Gewinnzahlen wird nach Angaben von Westlotto am 23. März in Helsinki über die Bühne gehen und in der Folge dann jeweils freitags stattfinden. Die neue Lotterie hat zwölf Gewinnklassen und funktioniert nach einem etwas anderen System als das bekannte Lotto Sechs aus 49: Gezogen werden fünf aus 50 Zahlen sowie zwei Zusatzzahlen (Eurozahlen) aus einer Gruppe von acht.
Die Westdeutsche Lotterie GmbH in Münster organisiert das neue Mega-Tippspiel. Dort werden die Spielaufträge digital ausgezählt und die Gewinnquoten für die jeweiligen Länder ermittelt. Eines von zwei Kontrollzentren für das Lotto hat in Münster seinen Sitz.
Für die höchste Gewinnklasse gibt es einen garantierten Jackpot von mindestens zehn Millionen Euro, auf bis zu 90 Millionen Euro kann er ansteigen. Der mögliche Gewinn geht dann an einen oder mehrere Teilnehmer. Die Gewinnwahrscheinlichkeit liegt in der Klasse 1 bei 1:59 Millionen Euro. Bei dem Lotto "6 aus 49" liegt die Gewinnwahrscheinlichkeit bei 1:140 Millionen Euro.
Der Eurojackpot versteht sich als Alternative zu "den aggressiven und suchtgefährdenden Produkten illegaler Anbieter" aus dem privaten Wettmarkt, sagte Westlotto-Geschäftsführer Theo Goßner. In der Regel agierten diese Anbieter aus Steueroasen wie Gibraltar und Malta. Dadurch entzögen sie sich der Gesetzgebung in Deutschland und zahlten keine Steuern oder Abgaben. Durch die Einführung des Eurojackpots werde es möglich, in Deutschland ein internationales Spielangebot zu nutzen.
Am neuen Lottosystem wurde sechs Jahre gearbeitet
Westlotto ist die federführende Lottogesellschaft für das neue System, an dem sechs Jahre gefeilt worden war. Aufgrund umfangreicher Serverkapazitäten könnten die Spielaufträge aus den sieben Ländern verarbeitet werden, erklärte Pressesprecher Bodo Kemper.
Nach Angaben von Westlotto attestierten Experten dem neuen Produkt ein niedriges Suchtpotenzial. Der Eurojackpot sei ein "relativ ungefährliches und staatlich geregeltes Alternativprodukt" zu den privaten Glücksspielanbietern, sagte der britische Suchtspielexperte Mark Griffiths.
Das sehen allerdings nicht alle Fachleute so. Der Hamburger Wirtschaftswissenschaftler Michael Adams, der auch Mitglied im Beirat Glücksspiel ist, kritisierte, dass das neue Lottosystem nicht in ausreichendem Maße den Schutz der Bürger vor Spielsucht gewähre. Die Gewinnstruktur sei dazu angetan, möglichst viele Menschen zum Lottospielen zu animieren. Zudem sei die Gewinnverteilung nicht angemessen, da es zu wenig mittlere Gewinne gebe. Nach Ansicht von Westlotto-Sprecher Kemper ist diese Art der Gewinnverteilung aber ein typisches Merkmal von Jackpot-Lotterien. (dapd)