Essen. Craig Russell, die Zweite. ARD zeigt den zweiten Film nach Vorlagen des Krimi-Romanciers. Erneut ist Peter Lohmeyer als Kommissar Fabel im Einsatz. Und er ermittelt in einem besonders düsteren Fall.
Dunkel ist Hamburg. Und wenn es doch einmal hell ist, dann ist der Himmel verhangen, und es regnet in Strömen. Kalt und unheimlich wirken die Straßen, in denen Kommissar Fabel ermittelt. Schweigsam, von inneren Dämonen geplagt. Und dann noch dieser Killer, der seine Opfer hinrichtet, wie Wikinger ihre Gegner bestraften. Der ihnen den Rücken aufschlitzt und ihre Lungenflügel herausklappt. „Blutadler“ (ARD, 20.15 Uhr) haben die Nordmänner so etwas früher genannt.
„Ja“, räumt Peter Lohmeyer ein, „in diesem Film gibt es nicht viel zu lachen.“ Trotzdem, vielleicht aber auch gerade deshalb, ist der gebürtige Sauerländer dafür zum zweiten Mal in die Rolle des schweigsamen Kommissars Fabel geschlüpft, den Bestseller-Autor Craig Russel einst für seine Bücher ersann.
ARD bringt Chronologie der Bücher durcheinander
Verwunderlich ist das nicht. Schließlich waren gut sechs Millionen Zuschauer dabei, als Fabel vor gut zwei Jahren die „Wolfsfährte“ aufnahm – wie „Blutadler“ ebenfalls ein Russell-Roman. Warum die ARD aber die Chronologie der Bücher durcheinander bringt, den eigentlich ersten Fall des Hamburger Ermittlers als zweiten zeigt, bleibt selbst für Lohmeyer unklar. „Ist mir ein Rätsel.“
Überhaupt wird nicht lange erklärt in diesem Film, nicht ans Thema herangeführt. „Wir steigen direkt ein“, sagt der 50-Jährige. Eine Frau ist da schon ermordet, eine zweite nicht mehr zu retten. Und Fabel bekommt Anrufe und E-Mails des Täters, der sich mitteilen muss – sich brüsten will. Nicht vor irgendwem, sondern nur vor Fabel. Der wird ihn jagen, mit Scharfsinn, Ausdauer, am Ende sogar mit Verzweiflung. Zugegeben, das ist spannend. Aber es ist auch sehr düster, manchmal schon unheimlich. Trotzdem, findet Lohmeyer, könne man „Blutadler“ dem Publikum zumuten, denn unheimlich war ihm früher selber auch bei einigen Filmen: „Wenn Edgar Wallace kam, hatte ich immer Schiss.“
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Irgendwie mag Lohmeyer diesen Fabel, mag die Art, wie Regisseur Nils Willbrandt die Jagd auf die Ritualmörder in Szene gesetzt hat. Irgendwo zwischen US-Serie und Skandinavien-Krimi. Und mit einer gut aufgelegten Besetzung, zu der unter anderem Lisa Maria Potthoff (Maria Klee), Hinnerk Schönemann (Henk Herrmann), Marie-Lou Sellem (Susanne Eckhardt), Ina Paule Klink (Anna Wolff), Philipp Hochmair (Harald Frantzen) oder Bernd Michael Lade (Hans Klugmann) gehören. Dass dann auch noch in Hamburg gedreht wurde, das war das Sahnehäubchen.
Lohmeyer liebäugelt mit dritter Russel-Verfilmung
Zumindest einen dritten Roman von Craig Russel würde Lohmeyer gerne verfilmen. Doch ob es dazu kommt, hängt natürlich von der Quote ab. Die interessiert Lohmeyer zwar eigentlich nicht, „aber irgendwie bin ich natürlich abhängig davon“, macht sich der 50-Jährige keine Illusionen. Ausgerechnet gegen die zweite Ausgabe „Wetten, dass…?“ mit Markus Lanz lässt die ARD ihn antreten. „Damit muss ich leben“, sagt Lohmeyer und beteuert, dass er „für gute Gegner zu haben ist“. Aber er weiß auch: „Es wird härter als sonst.“
Zumal im „Blutadler“, so elegant er auch inszeniert und so gut er auch besetzt ist, größere Logiklöcher klaffen. Für Lohmeyer ist das zwar nicht so schlimm, „weil wir ja fiktiver sind als ,Tatort’ oder ,Polizeiruf’“, mancher Zuschauer aber könnte am Ende dieser 90 Minuten etwas ratlos zurückbleiben.