Davon träumt so mancher Stadtmarketing-Experte: Ein internationaler Thriller-Autor - und das heißt: ein britischer oder amerikanischer - erhebt ausgerechnet eine deutsche Stadt zum alleinigen Schauplatz einer Romanreihe. ...

... Kein Wunder, dass - kaum war Craig Russells zweiter Thriller "Wolfsfährte" übersetzt und erschienen - dem Schotten durch Hamburgs Innensenator und den Polizeipräsidenten der Freien Hansestadt ein Polizeistern ehrenhalber verliehen wurde.

Mit "Brandmal" (Ehrenwirth. 414 Seiten, 19,95 Euro) hat Kommissar Jan Fabel jetzt seinen dritten Einsatz. Ein brutaler Serienmörder geht um, der die rot gefärbten Skalpe der Opfer wie in einem Ritual drapiert. Dass er halber Schotte ist, also irgendwie auch Kelte und somit ausgestattet mit einem gewissen Gespür für Mystisches, kommt dem Kripomann und studierten Historiker Fabel zugute. Denn offenbar besteht eine Verbindung zwischen dem Täter, uralten friesischen Ritualen und dem Terrorismus des deutschen Herbstes.

Die fesselnde, freilich auch recht brutale Handlung ist eines. Beeindruckender noch ist die Fähigkeit des Schotten, sich in deutsche Lebensweisen und Befindlichkeiten, in Geschichte und Gegenwart Hamburgs und der Bundesrepublik einzufühlen. Und trotzdem nicht vorzugeben, ein authentisches Abbild zu malen. Russell verfremdet, ohne zu verfälschen, ersetzt so kenntnisreich wie behutsam eine lexikalisch belegbare durch eine vorstellbare Realität. Hamburg und der Leser - beide haben den Nutzen. Wolfgang Platzeck