Brüssel. Die Schweinegrippe breitet sich rasend schnell in Europa aus. Anfang der Woche wurden bereits mehr als 11.000 Infizierte in 39 Ländern registriert. Täglich stecken sich Hunderte Menschen neu an. Inzwischen stellen sich die 27 Gesundheitsminister der EU auf eine zweite Infektionswelle ein.

Die Schweinegrippe breitet sich rasend schnell in Europa aus. Anfang der Woche wurden bereits mehr als 11.000 Infizierte in 39 Ländern registriert – und täglich stecken sich Hunderte Menschen neu an. Inzwischen stellen sich die 27 Gesundheitsminister der EU auf eine zweite Schweinegrippe-Welle im Herbst ein, die weit gefährlicher werden könnte als die erste. Spritzen gegen das H1N1-Virus werden erst in einigen Monaten auf dem Markt sein, doch das Gerangel um den begehrten Impfstoff ist bereits im vollen Gange.

Nach Urlaubszeit könnte sich Ausbreitung beschleunigen

„Wir müssen uns auf das Schlimmste einstellen und das Beste hoffen“, sagte Schwedens Gesundheitsministerin Maria Larsson während eines informellen Treffens mit ihren europäischen Kollegen in Jönköping. Bislang verläuft die Grippe in Europa zwar weitgehend mild. Aber es bestehe die Gefahr, dass sich das Virus verändert und weiter ausbreitet, wenn die Kinder im Herbst wieder zur Schule gehen.

Außerdem gilt es als unwahrscheinlich, dass sich bis dahin ausreichende Mengen an Impfstoff herstellen lassen, um alle EU-Bürger zu versorgen. Ärmere Mitgliedsländer werden es sich ohnehin kaum leisten können, den H1N1-Impfstoff in großem Stil aufzukaufen. Im Oktober wollen die EU-Minister deshalb zu einem Sondertreffen zusammenkommen, um über Finanzhilfen für ärmere Staaten nachzudenken und einen Wettlauf um den begehrten Impfstoff zu vermeiden.

EU-Länder sehen sich gut gerüstet

Tatsächlich sind die reichen EU-Länder für den Fall eines aggressiven Grippe-Verlaufs vergleichsweise gut gerüstet. Deutschland hat sich bei den Pharmafirmen vertraglich genügend Impfstoff reserviert, um langfristig jeden Bundesbürger zu versorgen. Auch Großbritannien kündigte unlängst an, mindestens jeden zweiten Bürger impfen zu lassen.

Die Panamerikanische Gesundheitsorganisation kritisierte, dass sich die Industriestaaten bereits bis zu 80 Prozent der künftigen Produktion an Impfdosen gegen Schweinegrippe gesichert hätten. Bestenfalls könnten die Entwicklungsländer 20 Prozent erhalten. Auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) forderte die Staaten zu einer fairen Verteilung auf.

Zurzeit etwa 530 Infizierte in Deutschland

Wie sich das H1N1-Virus weiter entwickeln wird, kann derzeit kein Experte mit Sicherheit abschätzen. In Europa breitet sich die Grippe vor allem in Großbritannien rasend schnell aus – Anfang der Woche registrierte die WHO bereits knapp 7450 Fälle, täglich stecken sich rund 500 Menschen an. Für den Herbst erwartet das britische Gesundheitsministerium sogar Neuinfektionen im fünfstelligen Bereich. An zweiter Stelle steht Spanien mit rund 830 Fällen, in Deutschland sind es rund 530.