Brüssel. Lieber abwarten als vorschnell handeln, lautet die Devise der EU-Politiker im Umgang mit der Schweingrippe. Doch das ist der falsche Weg.
Mal ist von einer Todesseuche die Rede. Mal heißt es, die Schweinegrippe verlaufe milder als erwartet. Seit Monaten schwanken die Aussagen zwischen Alarm und Beschwichtigung, doch wie genau sich das H1N1-Virus entwickeln wird, kann kein Experte sagen. Entsprechend zögerlich ist auch die Antwort der EU-Politiker: Lieber abwarten als vorschnell handeln, lautet die Devise. Doch das ist der falsche Weg.
Es stimmt zwar, dass die Infektionen in den meisten Fällen harmlos verläuft. Zum Vergleich: An einer „gewöhnlichen Grippe“ sterben allein in Deutschland jedes Jahr zwischen 8000 bis 10.000 Menschen. Das ist allerdings kein Grund, die Hände in den Schoß zu legen. Denn es stimmt auch, dass die Zahl der Infektionen in Europa zuletzt stark gestiegen ist. Die EU muss also auf das Schlimmste vorbereitet sein. Dazu gehört, im Notfall auch die ganze Bevölkerung mit Impfstoff zu versorgen, sobald dieser auf dem Markt ist. Doch bislang kocht jedes Land lieber sein eigenes Süppchen.
Auch wenn Pandemiepläne letztlich Sache der einzelnen Mitgliedstaaten sind, so ist der nationale Blick in diesem Fall viel zu eng: In einer vernetzten Welt sind Probleme in anderen Ländern schließlich nicht automatisch weit weg. Statt bis zum Herbst zu warten und damit wertvolle Zeit verstreichen zu lassen, sollten die EU-Länder noch im Sommer zu einer gemeinsamen Lösung kommen. Das Virus macht vor Grenzen nicht Halt.