Essen. In Schleswig-Holstein ging ein gasbetriebenes Fahrzeug nach einem Unfall in Flammen auf. Bei den Löschversuchen explodierte der Gastank. Autoexperten und Polizei rätseln über die Ursachen, denn eigentlich galt das als ausgeschlossen. Auch der ADAC hatte bislang keine Sicherheitsbedenken.
Ein schwerer Unfall mit einem gasbetriebenen Auto gibt Polizei und Autoexperten Rätsel auf. In Schleswig-Holstein war am vergangenen Freitag ein Fahrzeug an einen Baum geprallt und in Flammen aufgegangen. Während der Löschversuche der Feuerwehr explodierte der Gastank. Der Fahrer starb, umherfliegende Trümmerteile verletzten zehn Rettungskräfte zum Teil schwer.
Einen derartigen Unfall eines mit Gas betriebenen Autos hat es bis dato noch nicht gegeben, sagen Experten von TÜV und ADAC. Feuerwehren und Rettungsdienste fordern nun zum Eigenschutz die Kennzeichnung von Pkw, die mit Erdgas oder Autogas fahren. Wie sicher sind Autos, die mit Gas betrieben werden? Und was müssen Käufer oder Besitzer solcher Fahrzeuge beachten?
Die Technik
Es gibt zwei Arten des Gasantriebes bei Autos: Flüssiggas (auch Autogas oder LPG, „liquefied petroleum gas“) sowie Erdgas (CNG, „compressed natural gas“).
Der Unterschied: Bei einem Erdgas-Auto wird das Gas unter hohem Druck (bis zu 240 bar) gasförmig im Tank gespeichert. Tank und Leitungen müssen dafür ausgelegt sein. Erdgas wird nicht in Litern, sondern in Kilogramm bezahlt. Ein Kilo Erdgas enthält etwa so viel Energie wie eineinhalb Liter Benzin.
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Beim Antrieb mit Autogas, das ein Abfallprodukt aus der Ölherstellung ist, liegt das Gas unter niedrigem Druck (10 bar) in flüssiger Form im Tank. Dieser ist meist in der Mulde des Ersatzrades untergebracht. Die Technik von Erdgas- und LPG-Autos ist nicht mischbar. Unterschiedliche Tankanschlüsse verhindern eine Verwechslung. Würde man einen Autogas-Tank mit Erdgas betanken, würde der hohe Druck den Behälter zum Platzen bringen. Erdgas-Anlagen für Fahrzeuge gibt es nur ab Werk. Autogas kann ab 1500 Euro nachgerüstet werden. Aktuell fahren derzeit rund 500.000 Autogas-Fahrzeuge auf deutschen Straßen, 80.000 Autos haben einen Erdgas-Antrieb.
Die Sicherheit
„Wir haben an gasbetriebenen Autos Crash- und Brandtests durchgeführt. Dabei haben wir keinen Hinweis darauf gefunden, dass Autos mit Gasantrieb gefährlicher sind als Fahrzeuge mit Diesel- oder Benzinmotor“, sagt Helmut Schmaler, Technikexperte des ADAC. Bei den Tests hätten die Tanks beider Gasantriebe den simulierten schweren Heckunfall schadlos überstanden. Auch bei einem Brand sieht der ADAC-Experte keine Sicherheitsprobleme: „Im Falle eines Feuers kann das Gas durch Sicherheitsventile kontrolliert entweichen.“
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Warum im aktuellen Fall das Fahrzeug bei Rohlstorf in Schleswig-Holstein trotzdem explodierte, ist derzeit unklar. Bei dem Fahrzeug handelte es sich offenbar um ein Auto mit nachgerüsteter Autogas-Anlage. Der Gastank wurde fast 100 Meter weit auf ein Feld geschleudert. Sachverständige untersuchen auch, ob der Unfallwagen möglicherweise Benzinkanister oder andere Gasflaschen an Bord hatte.
Sicherheitstipps und Pflichten
Für Fahrzeuge mit Gasantrieb wie auch für Nachrüstungen gelten Sicherheitsvorschriften, teilen ADAC und TÜV mit. „Wer sein Fahrzeug auf Autogas umrüsten lassen will, sollte dies nur von einem Fachbetrieb durchführen lassen“, rät ADAC-Experte Helmut Schmaler. Autogasanlagen werden grundsätzlich nach erfolgter Montage einer TÜV-Abnahme unterzogen. Sie entfällt, wenn die Nachrüstung bei einer zertifizierten Werkstatt erfolgte und eine Abgasbestätigung des TÜV mitgeliefert wurde.
Für Autogas- wie auch für Erdgas-Fahrzeuge gilt: Die Gasanlage wird im Rahmen der jeweiligen Hauptuntersuchung, also alle zwei Jahre, auf Dichtigkeit und Funktion geprüft. Für die Tanks gelten besondere Vorschriften. „Auf den Behältern ist ein Haltbarkeitsdatum vermerkt“, sagt Jürgen Wolz, Technik-Experte des TÜV Süd. „Nach Ablauf müssen die Tanks erneuert werden.“ Je nach Hersteller und Gastechnologie seien Behälter nach zehn bis 15 Jahren, manche auch erst nach 20 Jahren auszutauschen.