Duisburg.. In der Rhein-Ruhr-Region gibt es so viele Zoos wie sonst nirgendwo auf der Welt. Doch ohne Zuschüsse könnten sie gar nicht überleben.
Essen trägt zwar den ebenso inoffiziellen wie zweifelhaften Titel „größte deutsche Stadt ohne Tierpark“, doch im Radius einer halbstündigen Autofahrt um die Zoo-lose Reviermetropole liegen so viele zoologische Gärten wie schlichtweg sonst nirgendwo auf der Welt. Vier große sind es allein im Kernruhrgebiet.
„Mein Kinderzoo“, sagt Achim Winkler, gebürtig in Meerbusch, über den Duisburger Zoo, den der Diplombiologe seit zehn Jahren als Vorstandsvorsitzender der Zoo AG leitet. Also kennt der 55-Jährige auch noch den stumpfen Bärengraben am Haupteingang, die gefliesten Käfigzellen der Raubtiere und die in Strampelanzüge gesteckten Schimpansen-Kinder, die fürs zahlende Publikum Brei mit dem Löffel aßen.
Der Begriff "Zoo" ist nicht geschützt
„Klassische Menagerie“ nennt der Diplombiologe Winkler das, was heute als Gegenteil von artgerechter Haltung angesehen wird. Damals galt im Sinne des Tierschutzes: hygienisch muss es sein, mit dem Schlauch auszuspritzen. Heute helfen Impfungen, trotz Wildwuchs im Gehege die Ausbreitung von Krankheiten zu verhindern.
Längst versteht sich ein wissenschaftlich geführter Zoo – der Begriff Zoo ist nicht geschützt und darf von jedem der rund 700 Tierhaltungen geführt werden – als Artenschutzzentrum, so Winkler zwischen zwei Rufen der Varis vor seinem Fenster. Da liegt die Lemuren-Insel, auf der sich die in ihrer Heimat Madagaskar vom Aussterben bedrohten Feuchtnasenaffen frei unter Menschen bewegen können.
Zoos können Kosten durch Eintrittspreise nicht decken
Längst will und muss ein Zoo im Fernsehzeitalter nicht mehr alles Wildleben zeigen. Löwen, Elefanten, Giraffen, Nashörner und Nilpferde sind keine unverzichtbaren Attraktionen mehr. Die Zahl der Säugetier- und Vogelarten in Duisburg wurde halbiert. Eisbären, der einsame weiße Wal und selbst die Schimpansen sind aus Duisburg längst verschwunden.
Mit den Lemuren verbindet den Duisburger Zoo der permanente Überlebenskampf, denn mit den im internationalen Vergleich geringen Eintrittspreisen kann kein Zoo in Deutschland die Kosten decken. Auch nicht bei einer Million Besucher jährlich, so wie in Duisburg oder im Gelsenkirchener Zoom.
2,5 Millionen Euro erhält der Duisburger Tierpark von der Stadt, um den Etat zu decken, aber keine jährliche Anpassung an steigende Ausgaben. „Wir würden frohlocken, wenn wir so hohe Zuschüsse bekämen wie andere Kultureinrichtungen“, sagt Winkler nicht ohne Unterton. Reichere Städte wie Münster leisten sich viel höhere Summen, andere holen die Zahlen aus dem städtischen Haushalt, in dem sie – wie Gelsenkirchen seinen Zoom bei den Stadtwerken – bei einer kommunalen Tochtergesellschaft angliedern.
Zoos müssen sich Spar-Strategien überlegen
Auch frühere Groß-Gönner aus Duisburg wie Thyssen-Krupp oder Haniel hätten in wirtschaftlich schlechten Zeiten ihr Engagement für den Zoo in ihrer Stadt verringern müssen. Und da man schlecht mit Futter geizen kann, gibt es eine einfache mehrstufige Strategie: Sparen, wo immer es geht. Klinken putzen, wo immer ein Sponsor sitzen könnte. Events veranstalten, wo immer es sich anbietet, beispielsweise: tierischer Junggesellenabschied für 350 Euro (mit Sekt). „Das alles spielt Geld in die Kasse“, sagt Winkler. Der Spielplatz, ein wichtiger Wohlfühlfaktor, wurde modernisiert, die auf Fast Food basierende Gastronomie erweitert.
Und wenn es doch nicht reicht, weil das Wetter in der Hauptsaison schlecht war und der Umsatz mit 50.000 Besuchern fehlt? Dann müssen Projekte wie der angestrebte Neubau des Affenhauses aufgeschoben werden. In Winklers Kindertagen galt es einmal als das modernste Welt, heute ist es eher ein Sanierungsfall, dessen hohe Energiekosten die Bilanz trüben.