Füssen.. Seine Kastelruther Spatzen sind die Scorpions: Volks-Rock’n’Roller Andreas Gabalier mischt die Musikszene auf. Rocker vor alpiner Kulisse – das gab es im deutschen Fernsehen noch nicht. Gabalier betritt mit seiner ARD-Show (Samstag, 20.15 Uhr) Neuland. Die Kritiker stehen schon in den Startlöchern.
Für ein geruhsames Mittagessen ist mal wieder keine Zeit. Es reicht nur für eine Leberkäs-Semmel an der Autobahn-Raststätte. „Ja“, bestätigt Andreas Gabalier, „es ist viel los im Augenblick.“ Wie das so ist, wenn man sich auf eine große Vorabendshow in der ARD vorbereitet. Samstags, um 20.15 Uhr, der besten Sendezeit, die es gibt im deutschen Fernsehen. Ganz ohne Risiko ist das nicht.
Denn Show am Samstagabend, das heißt ist in der ARD seit Jahrzehnten oft Wälder und Wiesen, das Gebirg’ im Hintergrund. Und Publikum in Haferl, Dirndl und Jankerl, die Hüte mit Federn, die Hemden rot-weiß kariert. Volksmusik also. Aber wer in dieser Erwartung einschaltet, der könnte sich schnell im falschen Programm wähnen. Denn statt Kastelruther Spatzen oder Wildecker Herzbuben begrüßt Gabalier Leute wie die Scorpions, Status Quo oder Sarah Connor. „Das wird“, bestätigt er, „nicht die Fortsetzung der Carmen Nebel-Show.“
Volksmusik vermischt mit Country, Folk und Rock’n’Roll
Angst, das TV-Publikum zu enttäuschen hat er trotzdem nicht. Zum einen, glaubt Gabalier, „ist mittlerweile bekannt, dass ich Volks-Rock’n‘Roll mache“, Volksmusik mit Country, Folk und Rock’n’Roll verbindet. Und das sei ja nicht so weit entfernt von der Musik seiner Gäste. Zum anderen gibt es in seiner Show ja auch stramme Wadln und fesche Madln. Vor allem aber gibt es ganz viel Gabalier. Quer durch die Welt ist er gereist, hat Dutzende kurze Filme gedreht in denen er sich selbst und seine Musik erklärt. „Das ist dann auch was für Leute, die Rock’n‘Roll nicht so mögen.“
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Er will sich jedenfalls nicht verstellen, nichts präsentieren, hinter dem er nicht steht. „Ich bin einfach ich“, sagt der 29-Jährige. Und er fährt bisher ja auch gut mit dieser Einstellung. Mit Lederhose, Bergstiefeln, knappem Hemd, und Schweißtuch, zur Sonnenbrille und klassischer Elvis-Tolle hat er praktisch eine Marke geschaffen. Den Volks-Rock’n Roller.
Frauenrechtlerinnen schreien auf – weiblichen Fans jubeln
Kernig kommt er rüber, selbst wenn er Zeilen, singt wie „So liab hob i di“ oder „Mei Herz schlogt nur für di“. So beliebt ist der ehemalige Jurastudent, dass bisher alle Macho- und Chauvi-Vorwürfe an ihm abprallen.Versuche, ihn politisch in die rechte Ecke zu schieben, weil er viel von Heimatgefühl singt und seine Körperhaltung auf dem Cover seiner jüngsten CD mit viel Fantasie an ein Hakenkreuz erinnert, findet der Alpen-Elvis „traurig“, die Fans nehmen sie gar nicht zur Kenntnis.
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Ja selbst, dass er sich jüngst geweigert hat, eine modernisierte Version der österreichischen Nationalhymne zu singen, in der neben den „Söhnen“ auch Österreichs „Töchter“ gewürdigt werden, hat ihm nicht geschadet. Im Gegenteil: Leise Aufschreie aus Reihen von Frauenrechtlerinnen gingen unter im Jubel seiner – überwiegend weiblichen – Fans.
Ordentliche Einschaltquote nicht ausgeschlossen
Eine ordentliche Einschaltquote ist jedenfalls nicht ausgeschlossen heute Abend. Gabalier mag da keine Prognose abgeben: „Ich bin sehr gespannt auf das, was noch kommen könnte.“
Immerhin weiß er, was erst einmal nicht kommen wird. „Eine zweite TV-Show lässt sich zeitlich erst einmal nicht umsetzen.“ sagt der Österreicher. „Tournee, Aufnahmen für das neue Album, es steht einiges an.“ Sehr wahrscheinlich also, dass es auch in Zukunft oft bei einer Leberkäs-Semmel zum Essen bleiben wird.