Essen. Größer, flacher, runder: Das neue iPhone 6 und sein riesiger Bruder iPhone 6 Plus folgen dem Trend zu Smartphones mit großzügigen Bildschirmen. Doch lohnt sich der Umstieg? Eins steht nach dem Test unserer Redaktion fest: Die Zeit, in der ein iPhone unverwechselbar war, ist vorbei.

Kennen Sie noch diese Werbung von Mercedes, bei der zwei Parkplatzwächter zwei unterschiedlich lange Versionen des Modells A-Klasse hin- und herschieben und nicht fassen können, dass die Autos nicht dieselben Maße haben? Auch bei den neuen iPhones besteht Verwechselungsgefahr.

Dabei ist der Größenunterschied so deutlich, dass man Apples Neulinge einwandfrei auseinander halten kann. Technisch indes sind das iPhone 6 und das iPhone 6 Plus nahezu identisch, sieht man einmal von Auflösung und Größe der Bildschirme ab. Stellt sich die Frage: Welches darf es sein? Und: Was können sie?

AppleDas neue iPhone schmeichelt den Händen

Ist das eigentlich noch ein iPhone? Die beiden letzten iPhone-Generationen zeichneten sich vor allem durch ihr recht kantiges Design aus. Die beiden Neulinge haben deutlichere Rundungen und schmeicheln deshalb den Händen, die sie halten, viel mehr. Wobei das beim iPhone 6 Plus all jenen schwer fallen dürfte, denen die Natur eher kleine Greifwerkzeuge bescherte.

Das liegt nicht so sehr an den gerade einmal 180 Gramm Gewicht des Phablets, sondern vielmehr an den Abmessungen. Mit gut acht mal 16 Zentimetern Größe legt Apple sein mit Abstand größtes iPhone vor und reagiert damit auf den Trend zu immer größeren Handys und Displays.

Wege sind deutlich länger geworden

Auch beim kleineren iPhone 6 dürften viele Apple-Stammkunden erst einmal fremdeln. Wer sein Handy stets mit einer Hand hielt und mit dem Daumen tippte, muss nun üben: Die Wege auf dem Display sind deutlich länger geworden.

Das flache Smartphone sieht edel und hochwertig aus, es gleitet wunderbar leicht in die vordere Hosentasche der Jeans – doch optisch unterscheidet es sich auf den ersten Blick kaum noch von den Konkurrenten. Fazit: Vorbei die Zeit, in der ein iPhone unverwechselbar war.

iPhoneTechnisch ist Google schon weiter

Natürlich sind die neuen iPhones deutlich schneller als ihre Vorgänger. Mit weniger hatte auch niemand gerechnet. Doch der neue A8-Chip, wie Apple die zentrale Recheneinheit genannt hat, hinkt der Konkurrenz von der reinen Leistung hinterher. Während Apple noch immer auf die Kraft der zwei Kerne setzt, werkeln in Googles neuem Nexus 6 bereits acht Rechenkerne im Prozessor.

Was allerdings nicht heißt, dass Apples Geräte spürbar langsam sind. Wie für die Geräte mit dem Apfellogo üblich, öffnen und schließen Programme zügig, es gibt kein Ruckeln in den Menüs, alles ist also im Fluss.

Tolles HD-Display macht auch Probleme

Die Displays des iPhones liefern tiefes Schwarz, kräftige Farben und starke Kontraste und stehen damit Samsungs Amoled-Displays, die zum Beispiel im Galaxy S5 verbaut sind, in nichts nach. Das iPhone 6 Plus löst mit 1920x1080 Bildpunkten auf, also in voller HD-Auflösung. Problem dabei: Viele Apps in Apples Online-Laden sind noch nicht an diese Größe angepasst und werden dann auf die neue Display-Größe hochgerechnet.

Das sorgt dann für eine matschige Darstellung. Besser haben es da Besitzer des „normalen“ iPhone 6. Hier ist die Auflösung gegenüber dem Vorgänger nur geringfügig auf 1340 mal 750 Bildpunkte gewachsen.

Apple-NeuheitenKratzanfälliges iPhone 6

Perfekt funktioniert der Fingerabdrucksensor, der beim iPhone 5 S eingeführt wurde. Nun muss man den Finger nicht mehr 100-prozentig exakt auf den Home-Button auflegen, damit er erkannt wird.

Ein Tipp: Das „normale iPhone 6“ sollte nach dem Kauf schnellstmöglich in eine Hülle wandern, den die Rückseite aus Alu ist sehr anfällig für Kratzer.

Kamera liefert brillante Bilder

Die neue 8-Megapixel-Kamera des iPhone 6 und iPhone 6 Plus ist von den technischen Daten her allenfalls Durchschnitt, in der Praxis aber zaubert die Optik beeindruckende, brillante Bilder. Der spürbarste Unterschied zum Vorgänger 5S ist der Autofokus, der nun erheblich schneller und auch präziser scharf stellt. Hinzu kommt nun ein Bildstabilisator, der allerdings nur beim größeren iPhone verbaut ist.

Beim Videodreh liefert die Kamera wie bisher Bilder in 1080p (29 oder 60 Bilder pro Sekunde). Wer Spaß daran hat: Zeitlupenvideos (120 oder 240 Bilder pro Sekunde) und Aufnahmen im Zeitraffer sind nützliche Features, die problemlos gelingen. Fazit: Das neue Fotopaket der beiden iPhones überzeugt.

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Los geht’s beim iPhone 6 bei 699 Euro. Dafür gibt es gerade einmal 16 Gigabyte Speicherplatz. Das größere 6 Plus startet bei 799 Euro. Die Varianten mit 64 Gigabyte Speicher kosten 100 Euro mehr. Und das Topmodell mit 128 GB noch einmal einen Hunderter obendrauf. Damit kratzt Apple beim 6 Plus erstmals an der 1000-Euro-Grenze.

Eine Menge Geld, wenn man überlegt, dass es die Topmodelle von Samsung, HTC und Sony schon für um die 500 Euro gibt. Apple-Fans scheinen die Preise trotzdem nicht zu stören. Bereits am ersten Verkaufswochenende brachten die Kalifornier mehr als zehn Millionen iPhone 6 unters Volk – ein neuer Rekord.