Recklinghausen.. Der Wahl-Recklinghäuser Martin Brambach gilt als Charakter-Mime. Sein Gesicht kennt jeder, seinen Namen nicht. In „Die Fälscher“ gab Brambach den SS-Kommandanten Holst, in „Das Leben der Anderen“ einen Stasi-Mann. Am Dienstag ist der 44-Jährige in der Krimireihe „Marie Brand“ zu sehen.
Neulich ist Martin Brambach mal wieder in der Bahn angesprochen worden. Ob er bei Opel arbeite. „Ihr Gesicht, Moment, Sie kenne ich doch irgendwoher.“ Arbeit am Opel-Fließband? Knapp daneben. Fahrzeugmechaniker ist Brambach nur, wenn es im Drehbuch steht. Arbeit am laufenden Band: Das passt schon eher. In mehr als 60 Filmen hat der Wahl-Recklinghäuser in den vergangenen zehn Jahren mitgespielt. Und trotzdem: Brambachs Gesicht kennen fast alle, seinen Namen nur wenige. Dabei hat der Schauspieler, der sein Handwerk an der Bochumer Schauspielschule lernte, bereits in zwei Oscar-prämierten Filmen mitgespielt.
In „Die Fälscher“ gab Brambach den SS-Kommandanten Holst, in „Das Leben der Anderen“ einen Stasi-Mann. Beide Dramen bekamen die Acadamy-Auszeichnung als bester nicht-englischer Film. Dass es beim Namen Brambach trotzdem bei vielen nicht direkt klingelt, könnte daran liegen, dass der Charaktermime oft die Rollen aus der zweiten Reihe übernimmt. Im Filmmittelpunkt stehen andere. Brambach spielt sich hinein. In „Tatorten“ etwa, wie zuletzt im März, als er den zynischen Geflügelhändler Müller gab. Immerhin: Brambachs „stetige schauspielerische Leistung in unterstützenden Rollen“ war der Grimme-Jury 2011 eine Sondernominierung wert.
Eine gewisse Eitelkeit will der Mann mit dem verletzlich-offenen Blick und dem schütteren Haar nicht leugnen. „Das Wichtige ist aber, dass die Leute meine Arbeit wahrnehmen. Nach der Größe der Rolle schaue ich gar nicht. Auf das Drehbuch kommt es an.“ Das sei bestechend gewesen im Fall von „Das Leben der anderen“, findet der 44-Jährige – vor allem, wenn man weiß, wie sich die DDR angefühlt hat. Der gebürtige Dresdner wuchs in Ost-Berlin auf.
Theaterengagement in Bochum
Als junger Mann kann er 1984 in den Westen ziehen, nach Hamburg. Schon ein Jahr später, mit 19, folgt das erste Theaterengagement in Bochum. Inzwischen kann er sich die Rollen aussuchen. „Lust machen mir Grenzüberschreitungen. Ich will gebrochene Figuren spielen. Einen brutalen Mörder, der furchtbare Dinge getan hat. Und trotzdem gibt es plötzlich Momente, wo der auf einmal sympathisch wirkt.“ Dabei ist sich Brambach selbst der härteste Kritiker. Oft sieht er seine Filmszenen zum ersten Mal bei der Ausstrahlung. Gemeinsam mit seiner Verlobten, Schauspielerin Christine Sommer, sitzt er dann vor dem Fernseher und grämt sich.
„Hätte ich das mal soundso gesprochen. Oh nee, der Blick hätte anders kommen müssen.“ Das wird heute Abend vermutlich wieder so sein. Da beobachtet sich Brambach in der ZDF-Krimireihe „Marie Brand“.
Er liebt das Revier
Jenseits der Arbeit genießt der Mime mit Verlobter und gemeinsamem fast zweijährigen Sohn das Leben im Ruhrgebiet. Seit zehn Jahren wohnt Brambach in Recklinghausen. „Ich mag die Leute, mir gefällt die Umgebung. Da bin ich zu Hause.“ Er schwärmt von Jazz, Oper, Theater. Wer behauptet, das Revier biete nichts, habe keine Ahnung.