Wellington. Ein Erdbeben der Stärke 6,6 hat in der Nacht für Unruhe in Neuseeland gesorgt: Büroarbeiter suchten unter Schreibtischen Schutz, die Bahn setzte den Zugverkehr aus, Flughäfen waren dicht und mancherorts fiel der Strom aus. Das Beben weckte Erinnerungen an die Katastrophe vor zwei Jahren, bei der 185 Menschen starben.

Ein starkes Erdbeben hat am Freitag Neuseeland erschüttert. Die Erschütterungen waren in mehreren großen Städten zu spüren, darunter Christchurch und Auckland. Selbst in der Hauptstadt Wellington, rund 75 Kilometer nordöstlich des Epizentrums, habe die Erde spürbar gebebt, berichteten Einwohner.

In Wellington wurden zahlreiche Gebäude geräumt, Tausende Menschen standen auf den Straßen. Der Polizei lagen zunächst keine Angaben über Opfer oder größere Gebäudeschäden vor. Verängstigte Büroangestellte suchten Schutz unter ihren Schreibtischen.

Es folgten mehrere starke Nachbeben. "Bitte schaut nach euren Nachbarn, vor allem denen, die die Nachrichten womöglich nicht in sozialen Medien oder auf anderen Kanälen verfolgen", schrieb der Katastrophenschutz von Wellington auf seiner Facebook-Seite. Ein Tsunami drohte nach Angaben der Zivilverteidigung nicht.

Das Beben war stärker als von der neuseeländischen Erdbebenwarte GeoNet zunächst geschätzt. Sie listete den Erdstoß um 14.31 Uhr Ortszeit zunächst mit 6,2, später mit 6,6.

Landebahn vorübergehend geschlossen

Die Börse beendete den Betrieb vorzeitig. Der Schienenverkehr wurde zeitweise eingestellt. Die Landebahn des Flughafens von Wellington sei zur Inspektion vorübergehend geschlossen worden, berichtete unter anderem das Newsportal stuff.co.nz. Vorübergehend fiel der Strom aus, Telefonverbindungen waren unterbrochen. Gesteinsbrocken flogen laut Radioberichten auf eine Schnellstraße.

Die Karte zeigt die Intensität des Bebens, welches Neuseeland getroffen hat.
Die Karte zeigt die Intensität des Bebens, welches Neuseeland getroffen hat. © Unbekannt | Unbekannt

Eine Mitarbeiterin von Radio Neuseeland, die in Wellington im Auto unterwegs war, dachte, ihr Reifen sei geplatzt, als die Erde zu beben begann. "Dann sah ich, dass die Menschen auf die Straßen rannten und einige hielten sich an Ampeln fest", berichtete Vicky McKay.

Der Bebenherd lag nach Schätzungen nur acht Kilometer unter der Erdoberfläche. Das kann potenziell schwere Schäden verursachen. Das Epizentrum lag aber in einem dünn besiedelten Gebiet bei Seddon, südöstlich von Blenheim im Norden der Südinsel. Auf das erste Beben um 14.31 Uhr Ortszeit (04.31 MESZ) folgten mehrere teils heftige Nachbeben.

15.000 Erdstöße pro Jahr

In Neuseeland sind Erdbeben keine Seltenheit. Der Inselstaat liegt auf dem pazifischen Feuerring, auf dem mehrere Kontinentalplatten zusammentreffen. In dem Gebiet ereignen sich jährlich bis zu 15.000 Erdstöße.

Die Stadt Christchurch auf der Südinsel war im Februar 2011 von einem Beben der Stärke 6,3 heimgesucht worden. Dabei starben 185 Menschen und große Teile der Innenstadt wurden zerstört. Christchurch war bis dahin die zweitgrößte Stadt Neuseelands. Nach dem Beben zogen so viele Menschen fort, dass Wellington mit knapp 400 000 Einwohnern jetzt nach Auckland zweitgrößte Stadt ist. (dpa/afp)