München.. Der Bezahlsender Sky greift an. Für die Bundesliga-Rechte griff Sky-Chef Brian Sullivan tief in die Tasche. Er holte Harald Schmidt. Und in Kürze startet der neue Sender Sky Atlantic. Ob die Rechnung aufgeht? Ein Interview mit Sky-Chef Brian Sullivan.

Brian Sullivan ist seit zwei Jahren Chef des Münchner Bezahlsenders Sky. Mit Jürgen Overkott sprach der 50-jährige Amerikaner über hochfliegende Pläne.

Sie haben binnen eines Jahres die Bundesliga-Rechte gekauft. Sie haben Harald Schmidt verpflichtet. Und Sie starten in Kürze den neuen Serien-Sender Sky Atlantic HD. Haben Sie überhaupt noch Zeit zu schlafen?

Brian Sullivan: (Schrecksekunde, dann schallendes Gelächter) Der war gut. So wie Sie angefangen haben, habe ich an alles Mögliche gedacht, aber nicht an diesen Dreh. Also: Ich liebe Fernsehen, ich liebe das, was ich tue. Und zu Ihrer eigentlichen Frage: Ich komme tatsächlich mit wenig Schlaf aus, freiwillig, nicht gezwungenermaßen. Drei, vier Stunden pro Nacht reichen mir. Aber, wie gesagt, ich liebe Fernsehen.

Haben Sie als Kind mehr vor der Flimmerkiste gegessen, als es Ihren Eltern lieb war?

Brian Sullivan: Noch so eine Frage, klasse. Nein, nein, nein, niemals mehr als erlaubt. Ich hatte fantastische Eltern...

...und haben niemals etwas Jugendgefährendes gesehen?

Brian Sullivan: Nein, wenn ich abends nach Hause kam, habe ich Baseball geschaut, fast jede Nacht, ich bin sportverrückt.

Und jetzt haben Sie etwas mit einem seltsamen Spiel namens Fußball zu tun.

Brian Sullivan: Eins nach dem anderen. Mein Vater arbeitete für ein Baseball-Team in meiner Heimatstadt Philadelphia. Baseball ist aber auch beste Unterhaltung. Mit anderen Worten: Ich komme aus einer Entertainment-Familie. Und jetzt zum Fußball. Als ich ein Kind war, spielte Fußball tatsächlich keine große Rolle. Aber das hat sich jetzt dramatisch gewandelt, für mich, als ich vor 16 Jahren nach England ging und für mein Land, die USA. Fußball ist dort inzwischen die Nr. 1 bei den Sportarten für Kinder.

„Der Preis für die Bundesliga marktgerecht“

Gehen wir zurück nach Deutschland. Sie haben die Bundesliga-Rechte für fast zwei Milliarden Euro gesichert. Wie wollen Sie diesen Beitrag wieder hereinholen?

Brian Sullivan: Wir investieren rund 485 Millionen Euro pro Saison. Die Bundesliga ist die beste Liga in Europa: super Wettbewerb, super Außenwirkung, super Angebot. Und noch eines müssen Sie bedenken: Im Vergleich zu den Kosten, die in anderen europäischen Ligen gezahlt werden, ist der Preis für die Bundesliga marktgerecht. Außerdem beinhaltet unser Rechtepaket mehr als früher. Denken Sie an SkyGo (für mobile Empfangsgeräte; Red.). Und es ist nicht übertrieben, wenn ich sage, dass unser mobiles Angebot durch die neu erworbenen Rechte noch mehr an Bedeutung für uns gewinnen wird.

Es heißt, Sky wolle Sublizenzen verkaufen. Die Deutsche Telekom und Vodafone gelten als Interessenten.

Brian Sullivan: Wir haben mehr als ein Jahr Zeit, bis wir unsere Rechte nutzen. Wir sind für alles offen, aber wir stehen nicht unter Druck.

Über dem Eingang steht: „Sky ist Fußball“...

Brian Sullivan: ...schon. Das ist unsere aktuelle Kampagne. Aber Sky ist auch HD, 3D, Sky ist Serie, Sky ist großes Kino. Wir wollen schlicht die beste Unterhaltung für die ganze Familie bieten, mit vielen exklusiven Inhalten, beispielsweise von Hollywood-Studios. Und genau deshalb starten wir am 23. Mai Sky Atlantic HD(in Zusammenarbeit mit dem US-Kabelkanal HBO, Red.), und genau das ist der Grund dafür, warum wir Harald Schmidt verpflichtet haben.

„Ein breiter gefächertes Publikum als bisher“

Welches Publikum soll Sky Atlantic HD erreichen?

Brian Sullivan: Ein breiter gefächertes als bisher, zwischen 35 und 60 Jahren, männlich wie weiblich. Wir glauben, dass Sky Atlantic HD mit hochwertigen HBO-Serien wie „Games Of Thrones“ jüngeres wie älteres Publikum gleichermaßen erreicht. Ich benutze ungern das Wort „Premium“, das klingt so elitär, aber im Sinne von optimalen Produktionsstandards stimmt das schon, raffinierte Geschichten, aber allgemein verständlich, tolle Schauspieler und Bilder mit Hollywood-Standard.

Zurück zu Harald Schmidt. Er hatte, bei Sat.1, kaum noch Publikum. Haben Sie ein Herz für Verlierer?

Brian Sullivan: Was, Verlierer? Da muss ich energisch widersprechen. Harald Schmidt war zuletzt besser denn je, und er hat einen größeren Bekanntheitsgrad als viele andere deutsche Künstler.

„Sky Deutschland ist mein neues Paradies“

Es heißt, Sky wolle noch mehr deutsche Künstler verpflichten. Wann kommt denn die erste deutsche Sky-Eigenproduktion?

Brian Sullivan: Wir arbeiten daran, vielleicht können wir 2013 mehr sagen.

Noch mal zu Ihnen. Sie kamen aus dem britischen Sky-Paradies mit zehn Millionen Kunden, jetzt schmoren Sie in der deutschen Bezahlfernseh-Hölle mit gerade mal drei Millionen Abonnenten. Womit haben Sie das verdient?

Brian Sullivan: Oh, ich habe mich durchaus freiwillig dazu entschlossen. Ich liebe Herausforderungen, und meine Tätigkeit bei Sky Deutschland ist mein neues Paradies.