Rom. Papst Benedikt XVI. feiert am Montag seinen 85. Geburtstag - wenige Wochen nachdem er sich erstmals öffentlich mit einem Gehstock gezeigt hatte. Seitdem wird über die Gesundheit des Pontifex spekuliert. Doch der schirmt sich ab, bleibt still. Persönliches wird beim deutschen Papst nicht öffentlich.

Es war vor wenigen Wochen: Da sah die Öffentlichkeit zum ersten Mal, dass Papst Benedikt XVI. einen Stock zum Gehen benutzte. Es war nur für eine kurze Strecke, vom Helikopter zum Flugzeug, das ihn nach Südamerika bringen sollte. Und in Südamerika sahen Fernsehzuschauer einen zuweilen müden Pontifex. Verwundern kann das nicht. Schließlich wird er am heutigen Montag 85 Jahre alt. Doch seither wird über seine Gesundheit spekuliert. Gerüchte über eine Herzerkrankung kursieren.

Doch anders als bei seinem Vorgänger Johannes Paul II. wird die Gesundheit, überhaupt das Persönliche, bei Benedikt kaum öffentlich. Der Mann in der weißen Soutane schirmt sich ab. Johannes Paul wollte, dass die Welt an seinem Leben teilhaben konnte. Seine schwere Krankheit, sein großes Leiden, selbst die letzten Tage vor seinem Tod - er gewährte Einblick.

Dokument über ein Mordkomplott

Benedikt bleibt diskret. Johannes Paul, das war der Papst zum Zugucken; Benedikt ist der Papst zum Zuhören. Der erste deutsche Papst seit 500 Jahren will durch seine Worte, seinen Intellekt wirken, weniger durch seine Person.

Und weil er so diskret ist, rüttelten vor einigen Monaten Berichte über ein Dokument, in dem von einem Mordkomplott die Rede ist, die Medien wach. Vatikansprecher Federico Lombardi stritt die Existenz des Dokuments nicht ab, nannte die Geschichte aber „wirr und absurd“. Was bleibt, ist der Verdacht auf einen saftigen Machtkampf in der Kurie.

Benedikt ist immer noch "sehr präsent"

Wie der feingliedrige, manchmal Welt-entrückt wirkende Pontifex auf solch profane Intrigen reagiert, drang noch nicht durch die Mauern des Vatikans. Auch darüber, wie Joseph Ratzinger so ist, wenn er nicht gerade offiziell sein muss, wird wenig mitgeteilt. Benedikt, der innerkirchlich eine streng konservative Linie vertritt, sei immer noch „sehr präsent“, sagt ein Kirchenmann, der ihn häufiger im Vatikan sieht. Selbst wenn der Papst müde sei, „die Stimme sitzt, er spricht klar.“

Und als nach dem Besuch in Mexiko und Kuba Mitglieder der Delegation noch „in den Seilen“ hingen, habe er bereits sein anstrengendes Osterprogramm absolviert, heißt es zum Thema Gebrechlichkeit. Doch Kraft zehrende Reisen, wie die 2011 nach Deutschland, werde er nicht mehr machen, heißt es. Sport ist es wohl nicht, was ihn fit hält. Sein Sport beschränkte sich früher aufs Bergwandern und Radfahren. Inzwischen ist er ja nicht mehr gut zu Fuß.

Der Papst lebt diszipliniert

Ein Geheimnis seiner Vitalität ist wohl sein Lebensstil. Der Papst lebe „diszipliniert“ heißt es. Regelmäßigkeit ist wichtig. Er stehe früh auf, erzählt ein Insider. Mit engsten Mitarbeitern halte er die Morgenandacht. Nach dem Frühstück kommt die Arbeit: Besprechung mit den Sekretären, Reden-Schreiben, Audienzen. Die allerdings sind reduziert. Der Papst empfängt nur Staatspräsidenten und Regierungschefs.

Der Vormittag endet mit dem Mittagessen. Anders als Johannes Paul, der dabei gern Gäste um sich hatte und mit ihnen diskutierte, esse Benedikt in kleinstem Kreis. Der Theologen-Papst, ein eher stiller Mensch also. Auch nachmittags werde gearbeitet.

Im Arbeitszimmer brennt immer bis 23 Uhr Licht

Ab 20.45 Uhr ist der Papst „privat“, verriet er in dem Buch „Licht der Welt“. Privat bedeutet: wieder Aktenstudium, aber auch Fernseh-Nachrichten und hin wieder ein Film auf DVD. Einer seiner Lieblingsfilme ist „Don Camillo und Peppone“. Inzwischen dürfte er die Streifen aus den 50ern und 60ern auswendig kennen.

Schlafen gehe der Papst etwa zwischen 22 und 23 Uhr abends. Rom-Besucher wissen, dass in seinem Arbeitszimmer, dritter Stock rechte Seite des Apostolischen Palastes, immer bis spät Licht brennt. Das wird, sagt ein Kenner, um 23 Uhr automatisch gelöscht - damit am nächsten Tag nicht ganz Rom diskutiert, warum der Papst mal früher ins Bett ging.

Und wie ist er so im Umgang? Schüchtern, zurückhaltend, sagen die, die ihn kennen. Und es sei eine Wonne, mit ihm zu arbeiten. Er bereite sich intensiv auf jedes Gespräch vor. „Er liest alles.“ Ob er auch Presseberichte über interne Machtkämpfe liest? Und ob es Benedikt, der kein politischer Mensch ist, gelingt, Ordnung in den eigenen Reihen zu schaffen? Sein 85. Geburtstag jedenfalls gibt viel Stoff für spannende Spekulationen.