Mexiko Stadt.. Kuba empfängt Papst Benedikt XVI., und die Regierung hält die Opposition unter Kontrolle. Mit Zehntausenden Gläubigen feierte der Papst eine Messe unter freiem Himmel. Benedikt hob besonders die Bedeutung der Familie und des Glaubens hervor. „Ich rufe euch auf, euren Glauben neu zu beleben, um danach zu streben, eine erneuerte und offene Gesellschaft aufzubauen, eine bessere Gesellschaft“, mahnte Benedikt.
Papst Benedikt XVI. hat den zweiten Tag seines Aufenthalts auf Kuba mit einem Besuch bei der Schutzpatronin der Insel begonnen. Am frühen Dienstagmorgen besuchte der Papst, begleitet von vielen Journalisten und Gläubigen, den Schrein der „Virgen de la Caridad del Cobre“ (Barmherzige Jungfrau von Cobre), in der kleinen Stadt El Cobre. In der Ortschaft hatte der Pontifex zuvor die Nacht in einer eigens für ihn gebauten Unterkunft verbracht.
In den Gebeten zur Jungfrau legte er das Schicksal Kubas in ihre Hände. „Möge Kuba den Weg der Erneuerung und Hoffnung finden, zum Wohle aller Kubaner“. Ausdrücklich erwähnte er diejenigen, „die ihrer Freiheit beraubt sind, von ihren Angehörigen getrennt oder schwierige Momente durchleben “. Anschließend reiste Benedikt XVI. in die Hauptstadt Havanna weiter, wo er am Nachmittag (Ortszeit) mit Präsident Raúl Castro zusammentreffen wollte. Ob auch eine Begegnung mit dem Bruder Fidel Castro möglich ist, war zunächst unklar.
Große Freiluft-Messe
Am Montagabend hatte da Oberhaupt der Katholischen Kirche eine erste Messe in Santiago de Cuba zelebriert. Die Partei hatte gerufen, und die Kubaner kamen. Rund 200.000 Menschen feierten mit Papst Benedikt XVI. eine große Messe unter freiem Himmel in der zweitgrößten Stadt des Landes.
Unklar blieb aber, wie viele davon Gläubige waren oder aus freien Stücken kamen. In den Tagen und Wochen vor der Ankunft des Papstes auf der Insel hatte die Regierung die Losung „Niemand darf fehlen“ ausgegeben und in allen Staatsbetrieben, Schulen und Universitäten den Menschen eingeschärft, an der Messe am Montag und der am Mittwoch in Havanna auf dem Platz der Revolution teilzunehmen.
Mit Marschmusik und Kanonendonner
So war die Plaza Antonio Maceo in Santiago, ganz im Osten der Insel vollständig gefüllt. Fast alle Teilnehmer der 90-minütigen Messe trugen weiße T-Shirts mit dem Spruch „Willkommen Benedikt“ oder weiße Kappen. In Kuba ist ungefähr die Hälfte der Bevölkerung katholisch.
Wenige Stunden zuvor war Papst Benedikt auf der kommunistisch regierten Karibikinsel mit Marschmusik und Kanonensalven von kirchlichen Würdenträgern und Präsident Raúl Castro empfangen worden. Es ist der erste Besuch eines Oberhauptes der Katholischen Kirche in Kuba seit 1998. Damals war Benedikts Vorgänger Johannes Paul II. fünf Tage auf der Insel.
Kühle Begegnung mit Castro
Die erste Begegnung zwischen Pontifex und Präsident war trotz der tropischen Hitze kühl. Castro verwandelte seine Begrüßungsworte in eine revolutionär Rede, in der er die Errungenschaften seines Landes lobte und das „wirtschaftliche, politische und mediale“ Embargo des Rests der Welt gegen Kuba geißelte. „Wir wollen unseren eigenen Weg gehen“, sagte Castro, und es wirkte wie eine Antwort auf die Aussage des Papstes zu Beginn seiner Lateinamerika-Reise. Dieser hatte auf seinem Flug am Freitag die Führung in Havanna verprellt. „Die Realität zeigt, dass der Marxismus nicht taugt“, bescheinigte er der Revolution das Scheitern.
Bei seinen ersten Worten auf der Insel war der Papst deutlich vorsichtiger. „Ich trage in meinem Herzen die gerechten Erwartungen und gerechtfertigten Wünsche aller Kubaner, wo auch immer sie sind“, sagte Benedikt XVI. Im Gegensatz zu seinem Vorgänger Johannes Paul II. hob er die politischen Gefangenen dabei nicht besonders hervor. Die bekannte Oppositionsgruppe „Damas de Blanco“, Ehefrauen von politischen Häftlingen, hat beim Vatikan ein kurzes Treffen mit dem Papst erbeten.
Treffen mit Oppositionellen?
Dass es dazu kommt, ist jedoch eher unwahrscheinlich. Ein hoher Kirchenvertreter im Vatikan sagte schon vor Beginn der Reise der spanischen Zeitung „El País“, der Papst müsse sehr vorsichtig sein, um den Besuch in Kuba nicht zu einer einseitigen Angelegenheit zu machen, aus der nur die Regierung Vorteile zieht.
Nach Angaben von Oppositionellen sind die kubanischen Behörden in den Tagen vor der Ankunft des Papstes verstärkt gegen Dissidenten vorgegangen. Die Bloggerin Yoani Sánchez schrieb von einer „ideologischen Säuberung“ im ganzen Land. Dabei seien Oppositionelle in ihren Wohnungen festgesetzt, eingeschüchtert oder ihre Telefone abgeschaltet worden. Angeblich sollen auch Obdachlose und Bettler, die es nach offizieller Lesart in Kuba nicht gibt, von den Behörden in Gewahrsam genommen worden sein. Erst nach Ende des Besuches sollten sie demnach wieder freikommen.
„Nieder mit der Revolution“
Zu Beginn der Messe vom Montag kam es zu einem Zwischenfall, als ein unbekannter Mann lautstark gegen die Regierung protestierte: „Nieder mit der Revolution“, rief er, bevor er von Sicherheitskräften abtransportiert wurde.
In Havanna waren am Dienstag ab 11 Uhr die Straßen gesperrt und sollten erst am Mittwoch 18 Uhr wieder geöffnet werden. Die ganze Stadt war geschmückt und herausgeputzt mit Fahnen und Begrüßungsplakaten für den Papst, wie Augenzeugen berichteten.