Rom/Lampedusa..
Im Mittelmeer hat sich erneut eine Flüchtlingskatastrophe ereignet – nur eine Woche, nachdem weit mehr als 300 Menschen bei einem Schiffsunglück ums Leben kamen. Wieder ist ein Boot gekentert – diesmal 120 Kilometer vor dem italienischen Lampedusa, in maltesischen Hoheitsgewässern.
Italienische Medien berichteten am Freitagabend, es habe mindestens 50 Tote gegeben, darunter auch Frauen und Kinder. Von 200 Geretteten war die Rede. Rettungsboote waren an der Unglücksstelle zwischen Sizilien und Tunesien. Auch mit Hubschraubern wurde nach Überlebenden gesucht.
Dutzende Überlebende wurden zur italienischen Insel Lampedusa gebracht. Ein Flugzeug der maltesischen Luftwaffe habe das gekenterte Boot entdeckt, berichtete die Zeitung „Malta Today“. Ein maltesisches Schiff sei dann als erstes am Unglücksort gewesen. Zwischenzeitlich trieben Hunderte Menschen im Meer.
Auch an den beiden vergangenen Tagen hatten sich bereits dramatische Szenen im Mittelmeer abgespielt: Handelsschiffe kamen fünf Flüchtlingsbooten mit zusammen mehr als 500 Migranten an Bord zu Hilfe. Die italienische Küstenwache koordinierte am Donnerstag und Freitag die Rettungsaktionen für die Migranten auf den fünf Booten.
Vor Lampedusa war erst am Donnerstag vergangener Woche ein Boot mit Flüchtlingen aus Somalia und Eritrea gesunken. Die Zahl der geborgenen Toten stieg gestern auf 328, nachdem Taucher weitere Opfer in der Nähe des Wracks entdeckten. Im Schiff sind nun offenbar keine Toten mehr. Die Suche gehe jedoch weiter, hatte die Küstenwache mitgeteilt.
Die Bilanz ist damit noch immer nicht endgültig. 155 Flüchtlinge waren nach dem Schiffbruch gerettet worden, insgesamt 545 waren nach Angaben von Überlebenden an Bord des Bootes gewesen.
Das Unglück vor Lampedusa hatte in der Europäischen Union eine Debatte über die europäische Flüchtlingspolitik ausgelöst. Auch zwischen den Parteien in Deutschland brach ein Streit darüber aus, ob die Bundesrepublik zusätzliche Flüchtlinge aufnehmen sollte.
Nach Angaben des Hohen Flüchtlingskommissars der Vereinten Nationen sind in diesem Jahr bereits 32 000 Flüchtlinge in Süditalien oder Malta angekommen.