Madrid/Palma.. Deutsche Rocker mischen Bordell-Szene auf der Ferieninsel auf. Polizisten sollen bestochen, Konkurrenten brutal aus dem Geschäft gedrängt worden sein.

Deutsche Rocker mischen offenbar die Bordell-Szene auf der spanischen Ferieninsel auf. Bestechung und Steuerbetrug, Nötigung und Gewalt gehören zur Tagesordnung. So sollen Kunden in Bordellen mit versteckten Kameras gefilmt und später erpresst worden sein. Polizisten, die das Nachtleben an Mallorcas Ballermann-Strand Playa de Palma eigentlich kontrollieren sollten, wurden mutmaßlich mit Gratis-Eintritten in Sex-Bars bestochen und sollen dann großzügig über Gesetzesverstöße hinweggeschaut haben. Konkurrierende Nachtbetriebe wiederum  die keine Schutzgelder an die Beamten zahlen wollten, sollen dagegen mit akribischen Polizeikontrollen und Drohungen drangsaliert worden sein.

Mafiaähnliche Zustände

Offenbar wird hinter den Kulissen am Ballermann mit illegalen Methoden und harten Bandagen um das Millionengeschäft mit den Touristen gekämpft - Steuerbetrug, Schwarzgeldgeschäfte, Korruption, Nötigung, Gewalt: Ermittler, die seit Monaten das Nachtleben der berühmtesten Vergnügungsmeile Mallorcas unter die Lupe nehmen, stießen auf mafiaähnliche Zustände.

Als Ballermann-Viertel wird die Partyzone im zur Inselhauptstadt Palma gehörenden Strandort El Arenal bezeichnet, in der sich hunderte Biergärten, Diskotheken und Nachtbars aneinander reihen.

Jüngster Schlag der mallorquinischen Ermittler war dieser Tage die Festnahme eines prominenten Ballermann-Unternehmers, der ein Imperium aus populären Saufschänken, Nachtbars und Hotels an der Playa de Palma dirigiert.

Er kam zwar gegen eine hohe Kaution wenig später wieder auf freien Fuß, wird aber vom Untersuchungsrichter mit einer langen Latte von Vorwürfen belastet, die jedem Unterweltboss Ehre machen würden.

JustizErmittlungen gegen Hells Angels waren Auslöser

Der Richter erklärte wegen der Brisanz des Themas die Ermittlungen zur Geheimsache. Doch es sickern immer mehr Einzelheiten durch. Und Mallorcas Inselpresse spekuliert bereits, dass sich demnächst weitere prominente Gastwirte vor Gericht verantworten müssen. Zudem werden mindestens acht Polizisten, auch Palmas Polizeichef sowie ein Stadtrat im Rathaus vom Ermittlungsrichter verdächtigt, bei den illegalen Nachtleben-Geschäften mitgemacht zu haben.

Die Fahnder kamen dem kriminellen Treiben im Zuge der Ermittlungen gegen die Rockergruppe Hells Angels auf die Spur. Der Rockerbande, die bereits im Sommer 2013 auf Mallorca ausgehoben worden war, wird vorgeworfen, im Nachtleben-Milieu mit kriminellen Methoden mitgemischt zu haben. Als Hauptbeschuldigter gilt in diesem Falle der deutsche Hells-Angels-Boss Frank Hanebuth, dem in Spanien zusammen mit 54 weiteren Verdächtigen demnächst der Prozess gemacht werden soll.

Mit Kopfschüssen hingerichtet

Dass hinter den Kulissen des Ballermann-Viertels auf Mallorca zuweilen mit brutalen Methoden gekämpft wird, weiß man spätestens seit dem Mord an dem deutschen Gastwirt Manfred Meisel: Der damalige Besitzer der riesigen Schankterrasse „Bierkönig“, damals wie heute eines der Epizentren des deutschen Sauftourismus im Viertel, war 1997 zusammen mit seinem kleinen Sohn und einer Angestellten mit Kopfschüssen buchstäblich hingerichtet worden.

Auch damals sprach man von „Mafia“ und „Machtkämpfen“ in der Szene – doch die Täter konnten bis heute nicht gefasst werden.