Mainz.. „Katie Fforde“ erzählt von schwierigen Beziehungen. Das ist gut. Was schlecht ist: Der ZDF-Sonntagsfilm liebt das platte Psychologisieren. Immerhin erweist sich Jörg Schüttauf als Glückgriff. Der ehemalige „Tatort“-Kommissar bewahrt den Film vor dem Absturz in die Bügel-TV-Liga.

Das ist natürlich das Hübsche am Sonntagabend-Herzkino im ZDF, dass das Leben zwar nicht immer einfach, aber jedes seiner Probleme in 90 Minuten zu lösen ist. Keine Leiche wie im Ersten, dafür viel Liebe, das kann entspannend sein, bloß: Nicht viel denken zu wollen, heißt ja nicht, den Verstand auszuschalten. Und dafür, leider, ist „Katie Fforde – Das Meer in dir“ (Sonntag, 20.15 Uhr), doch etwas schlicht.

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Die Geschichte (Buch: Timo Berndt) ist dabei nicht schlecht erdacht. Marie hat Mann und Kind verloren und mit ihnen jede Fähigkeit, Gefühle zu leben. Sie verdrängt das Vergangene und so zugleich den überlebenden Sohn. Erst als der auf die schiefe Bahn zu flüchten scheint, erwacht die Kampfeslust in der Mutter, und aus zunächst zwei Gegnern werden so etwas wie Freunde – und mehr. Nur: Warum?

Long Island bietet eine Postkarten-Kulisse

Es reicht der Tiefgang nicht und vielleicht auch die Zeit, um zu erklären, warum der knorrige Richter von nebenan seiner lästigen Nachbarin plötzlich nur Gutes will. Warum der verschlossene Haudegen Daniel, dessen Kutter Sohnemann Thomas im Suff zerstört hat, auf einmal Gefühle hat für alle und auch helfendes Geld trotz drohender Pleite. Da sitzt der Zuschauer mit Fragezeichen vor dem Fernseher und müsste sein Hirn schon vollends ausschalten, um auf Antworten gelassen zu verzichten. Was nicht funktionieren kann, eben weil die Story stark psychologisiert.

Selbst gute Schauspieler wie Jörg Schüttauf und Jannik Schürmann (sowie etwas theatralisch: Susanne Schäfer) können dieses Dilemma nicht zur Seite spielen. Zumal auch das Umfeld irgendwie irritiert. Regisseur Sebastian Grobler inszeniert vor der Postkartenkulisse Long Islands; das ist schön, aber auch seltsam, wenn deutsche Darsteller englische Namen tragen, besser: deutsche Namen bemüht englisch aussprechen. Aber nun, mit dieser Katie Fforde sind wir eben in Amerika – was vielleicht erklärt, warum sich alsbald alle Sorgen von selbst auflösen. Typisch amerikanisch, oder?