Athen. Seit dem Beginn der Finanz- und Wirtschaftskrise geht die Regierung verstärkt gegen den Missbrauch von Sozialleistungen vor - mit erstaunlichen Ergebnissen: So fanden auf der Insel Kalymos von 152 Sehbehinderten 100 schlagartig ihr Augenlicht wieder. Das Phänomen ist allerdings auch in Deutschland zu finden.
Bei Kontrollen auf der griechischen Insel Kalymnos haben zwei Drittel der Empfänger von Sozialleistungen für Sehbehinderte ganz plötzlich ihr Augenlicht wiedergefunden. Von 152 Anfang Juni untersuchten "Patienten" seien 100 entgegen eigenen Angaben weder blind noch anderweitig in ihrem Sehvermögen eingeschränkt gewesen, teilte die griechische Sozialversicherungsagentur IKA am Samstag mit. Auf der 100 Kilometer südlich von Kalymnos gelegenen und deutlich größeren Insel Rhodos fiel die Quote unrechtmäßiger Bezieher von Blindenhilfen mit neun von 125 kontrollierten Fällen weit niedriger aus.
500 Millionen Euro versickert
Seit dem Beginn der Finanz- und Wirtschaftskrise und den damit verbundenen Sparprogrammen geht Griechenlands Regierung verstärkt gegen Sozialbetrüger vor, die den Staat schätzungsweise 500 Millionen Euro pro Jahr kosten. In den vergangenen Jahren wurden hunderte Fälle aufgedeckt, in denen sich "falsche" Blinde, Behinderte und Rentner Hilfsleistungen erschlichen haben. Arbeitsminister Giannis Vroutsis versicherte, dass alle unrechtmäßig geflossenen Gelder zurückgefordert würden.
Sozialbetrug ist allerdings bei weitem kein rein griechisches Phänomen: So wurden in Deutschland 2011 nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit mehr als 177.000 Straf- und Bußgeldverfahren wegen Leistungsmissbrauchs eingeleitet. (afp)