Hamburg.. Der Bürgerkrieg in Syrien ist Hintergrund für die jüngste Folge des noch jungen “Tatort“ aus Oldenburg an diesem Sonntag. Das Drehbuch ist ziemlich überladen. Doch die Hauptdarsteller Wotan Wilke Möhring und Sabine Schmidt-Schaller gewinnen als Ermittler-Team zunehmend Charakter.
So viele lose Enden zu Beginn dieses „Tatort: Die Feigheit des Löwen“ (So., ARD, 20.15 Uhr) und lange keine Verbindung in Sicht. Ein Mann mit offenbar arabischem Hintergrund sitzt da zu Beginn auf dem Land in seinem Auto, Angstschweiß auf der Stirn, Pistole in der Hand. Seine Leiche mit Anzeichen von brutaler Folter findet man erst sehr viel später. Schnitt. An einer Tankstelle wird ein Schleuser von einer Polizeistreife erschossen, in seinem Auto eine weinende Frau, im Kofferraum zwei Kinder, eines davon tot. Schnitt. In der Villa eines syrischen Arztes in Oldenburg zeigt die deutsche Ehefrau wachsende Zeichen von Furcht, seit ihr Gatte seinen finsteren Bruder Harun („Homeland“-Serienstar Navid Negahban) bei sich beherbergt. Schnitt. Kommissar Falke (Wotan Wilke Möhring) und seine Kollegin Lorenz (Petra Schmidt-Schaller) tauchen in Oldenburg auf, um einen Passfälscher festzunehmen.
Tatort mit überladenem Drehbuch
Dass sie sich dabei beinahe in dieser Masse von Charakteren verheddern, liegt an dem deutlich überladenen Drehbuch von Friedrich Ani, dem wir als Autor doch immerhin die Krimis um den sanften Kommissar Süden verdanken. Hier aber tut er anfangs so, als warte eine lange Fortsetzungsserie auf den Zuschauer, um dann gegen Ende der 90 „Tatort“-Minuten jedoch alles übers Knie brechen zu müssen.
Auch interessant
Regisseur Marvin Kren macht dem Zuschauer derweil überdeutlich klar, dass die handelnden Personen alle irgendwie mit dem Bürgerkrieg in Syrien zu tun haben, dessen Auswirkungen längst auch bei uns spürbar werden. Nicht selten laufen im Hintergrund Fernseher mit Bildern aus dem Krisengebiet, lässt der Regisseur Schüsse knallen über einem friedlich daliegenden Oldenburg, und er filmt die Notaufnahme eines Krankenhauses wie ein Kriegslazarett.
Dass Marvin Kren gut inszenieren kann, das hat er im Kino bereits mit Horrorfilmen wie „Rammbock“ und „Blutgletscher“ bewiesen. Hier zeigt er es in der Art, wie er liebevoll die Stärken seiner beiden Ermittler-Figuren hervorkehrt. Auf der einen Seite der immer auch emotional agierende Falke des Wotan Wilke Möhring, der selbst traumatisierte Kinder auftauen kann. Dort die kühle Lorenz, ziemlich verkopft, die mit Blicken manchmal mehr sagt als mit dem Mund.
Die vibrierende Spannung zwischen den beiden, immer noch per „Sie“ agierenden Polizisten, mündet diesmal in einer gemeinsamen trunkenen Nacht, von der am Ende niemand weiß, was da eigentlich abgegangen ist. Eigentlich möchte man diese beiden mal in einem Film ganz ohne Mordfall sehen, vor allem ganz ohne das Elend dieser Welt.