München.. Er talkt. Er kocht. Er dreht nebenher eine Doku über „Indiens ungewollte Töchter“. Und jetzt macht Markus Lanz auch noch mit„Menschen 2012“ den ZDF-Jahresrückblick. Macht er zu viel? Vor der großen Show stand er am Freitag den Journalisten rede und Antwort.

Markus Lanz ist ein Marathon-Mann. Das hat er noch kürzlich unter Beweis gestellt, als er nach seiner verlorenen Wette locker von Düsseldorf nach Köln lief. Der Moderator ist aber auch im TV ein Marathon-Mann. Er präsentiert „Wetten, dass..?“. Er talkt. Er kocht. Er dreht nebenher eine Doku über „Indiens ungewollte Töchter“. Und jetzt macht Lanz auch noch mit „Menschen 2012“ (Sonntag, ZDF, 20.15 Uhr) den ZDF-Jahresrückblick. Macht er zu viel?

Lässig und entspannt

Das ZDF hat zum Interview aufs Bavaria-Studiogelände im winterlichen München gebeten. In Halle 9 ist am Freitagmittag schon fast alles für die Show bereitet, die in diesem Reigen der Rückblicke zum 25. Mal live ausgestrahlt wird. Nur der Star der Veranstaltung fehlt noch.

Mit kleiner Verspätung kommt der Mann, der Thomas Gottschalk vor wenigen Wochen beim Show-Klassiker „Wetten, dass..?“ beerbte. Während seinen Mitarbeiter durchaus Spannung anzumerken ist, hat der gebürtige Südtiroler die Ruhe weg. Der 43-Jährige, in Bergschuhen, lässigem Sakko und Jeans, erklimmt federnden Schrittes die Bühne und lächelt.

Mit gesunder Distanz

Er signalisiert, dass er gern durchweg nette Fragen hätte, zu Show, Gästen und Ablauf. Doch die Runde läuft nicht ganz so kuschelig, wie sich Lanz möglicherweise gewünscht hat.

Wie eitel ist der Moderator? Lanz setzt bei seinem Konter auf die Umarmungsstrategie: „Wir alle brauchen Applaus“, antwortet er leichthin, „aber ich brauche ihn weniger, als Ihre Frage vermuten lässt.“

Er habe „eine sehr gesunde Distanz“ zu seinem Beruf.Dennoch sieht Lanz erklärtermaßen auch die Verlockungen, sich vor ein Millionen-Publikum zu stellen.

Tatsächlich stand Lanz gerade in den vergangenen Wochen durch seine Allgegenwärtigkeit in der Gefahr, zu Johannes B. Kerner zu mutieren. Lanz aber hat verstanden. Eine anhaltend hohe Schlagzahl wie in diesem Herbst trüge ihm das Etikett ein, Sendungen seelenlos wegzumoderieren. Deshalb nimmt sich Lanz zurück.

Weniger Sendungen

„Im nächsten Jahr wird es eine deutlich geringere Zahl an Sendungen geben als in diesem Jahr“, sagt der Strahlemann und guckt ganz ernst dabei. Neben „Wetten, dass..?“ steht für Lanz sein spätabendlicher Wochentagstalk auf dem Programm sowie der Jahresrückblick. Zukunftsmusik.

An diesem Sonntag muss er beweisen, dass er auch dieses Format kann. Im Grunde ist „Menschen 2012“ eine Talk-Show im XXL-Format. Drei Stunden lang.

Damit es nicht drei lange Stunden werden, hat Lanz Menschen ins Studio gelockt, die von Erfolgen, Glück oder Pech erzählen – Berühmtheiten wie der ehemalige Formel-1-Pilot Alessandro Zanardi, der einst dem Tod entrann und jetzt ein zweites Leben als Behindertensportler führt.

Aber es kommen auch Alltagsmenschen wie der Spanier, der vergaß, einen Lottoschein abzugeben, der seinem Dorf einen Millionengewinn beschert hätte.

Mit Wohlfühl-Klima

Lanz setzt bei seinen Gästen gern auf ein Wiedersehen. Nicht immer mit Erfolg: „Christian Wulff“, bekennt Lanz, „ist für mich der Mensch des Jahres. Ich bewundere, dass er trotz seines Absturzes ganz bei sich geblieben ist.“ Auch wenn Lanz immer wieder betont, er wolle in seinen Sendungen ein Wohlfühl-Klima für seine Gäste schaffen, mochte der Ex-Bundespräsident dem Lockruf von Lanz nicht folgen, er meidet wegen der Ermittlungen, die gegen ihn laufen, die Öffentlichkeit.

So wie Lanz selbst auch. Mit privaten Bekenntnissen hält er sich zurück. Aber manchmal sagen Taten mehr als Worte, vor allem in unbeobachteten Momenten. Nach der Pressekonferenz geht Lanz auf Mitarbeiter zu. Der Star ist nahbar. Seinem Team gibt er das Gefühl: Hier ist der Erste unter Gleichen.