Hervest/Rhade.. Das doppelte „Storchenkino“ erfährt auch in diesem Jahr eine Neuauflage. Werner und Luise im Hervester Bruch brüten bereits seit zwei Wochen, Agnes und Ludger in den Rhader Wiesen sind seit wenigen Tagen glücklich wiedervereint und bereiten sich dem Augenschein nach aufs Eierlegen vor.

Der zeitliche Unterschied ist augenfällig: Die beiden Hervester Adebare sind wie immer echte Frühstarter. Hermann Kottmann, Chef der Biostation Lembeck: „In Hervest ist alles etwas ungewöhnlich. Vielleicht reagieren die beiden einfach schneller auf den Klimawandel.“ Der Fachmann schätzt, dass nach vier bis fünf Wochen Brutzeit schon Mitte April der erste Jungvogel zu sehen sein wird.

In Rhade läuft alles normal

In Rhade, wo das Männchen Ludger später als die Hervester Störche und gut drei Wochen vor Gattin Agnes eintraf, läuft dagegen alles ganz normal. „Sie sitzen da. Sie paaren sich. Sie bauen am Nest“, erzählt Kottmann. Eier hat das Paar wohl noch nicht gelegt, dafür sind sie noch zu viel unterwegs, sammeln Futter und Baumaterial. Allerdings: Länger als zehn Minuten bleibt der Horst nie unbewacht. Es könnte sich ja ein Hausbesetzer breit machen. Als sicher gilt indes, dass es das gleiche Paar ist, das im letzten Jahr erstmals in Rhade gebrütet hat. Deutlich ist das Weibchen an seinem vergilbten Gefieder zu erkennen. Eine Erklärung hat Kottmann für die Früh- und Spätbrüter nicht. Nur so viel: „Ist doch schön, dass die Natur sich nicht in ein Raster pressen lässt.“

Als Wappenvogel taugt neben dem Storch auch der Brachvogel

Die Rhader Störche indes lenken den Blick einmal mehr auf ein gewaltiges und zauberhaftes Naturschutzgebiet: Die Rhader Wiesen, mit über 200 Hektar Fläche dreimal größer als der Hervester Bruch. „Einen größeren Feuchtwiesenkomplex haben wir hier nicht“, sagt Kottmann. Als Wappenvogel taugt hier nicht nur der Storch, sondern auch der große Brachvogel. Mit einem bis zu 18 Zentimeter langen Schnabel ist dieser größte Schnepfenvogel im Land ein skurriles Federvieh. Vier Brutreviere hat Kottmann in diesem Jahr in Rhade und im Wessendorfer Elven gezählt. Ein kleines Naturwunder: Bis vor drei Jahren galt das Tier in der Gegen als ausgestorben.

Volkstümlich heißt der Brachvogel übrigens auch Venntüte. „Tüte“ hat dabei nichts mit einem Beutel zu tun, sondern mit dem unverwechselbaren Balzruf. Kottmann: „Der tütet eben so markant . . .“