Lahore. Ein Ältestenrat in Pakistan wollte ein neun Jahre altes Mädchen mit einem 22-Jährigen verheiraten - um einen Streit zwischen einem einflussreichen Landbesitzer und einem seiner Mitarbeiter zu schlichten. Die Polizei hat die Dorfältesten und den Vater des Mädchens festgenommen.

Ein Ältestenrat in Pakistan hat ein neunjähriges Mädchen zum "Streitpfand" erklärt. Mit dem Urteil habe der
Ältestenrat in der ländlichen Gegend von Bahalak in der Provinz Punjab einen
jahrelangen Streit zwischen einem Landarbeiter und einem einflussreichen
Landbesitzer schlichten wollen, teilte Polizeichef Mohammad Khalid am Freitag
mit.

Der Landarbeiter soll in die Entführung und Vergewaltigung der Tochter des
Landbesitzers verwickelt gewesen sein. Zur Strafe wurde er nun verpflichtet,
seine Tochter Sidra mit dem 22-jährigen Sohn des Landbesitzers zu
verheiraten.

Landarbeiter konnte zwischen Geldstrafe und Verheiratung der Tochter wählen

Der Landarbeiter habe dem Urteil zugestimmt, berichtete der
Polizeichef. Da Sidra mit neun Jahren noch sehr jung sei, sollte sie dem
Urteilsspruch zufolge zunächst in ihrer Familie bleiben und später an den Sohn
des Landbesitzers übergeben werden.

Sollte ihr Vater dem Urteil nicht
nachkommen, wurde eine Strafe von 400.000 Rupien (3300 Euro) festgelegt - eine
immense Summe für einen pakistanischen Landarbeiter.

Auf "Verkauf" stehen in Pakistan bis zu sieben Jahre Haft

Nach Bekanntwerden des Urteilsspruchs schritt die Polizei ein: Sowohl
die vier Männer des Ältestenrates als auch der Vater von Sidra wurden
festgenommen. Auf die in ländlichen Gegenden nicht unübliche Praxis, Töchter in
Streitfällen als Kompensation zu "verkaufen", stehen in Pakistan laut Gesetz bis
zu sieben Jahre Haft. (afp)