München.. „Mit geradem Rücken“ heißt der Sat.1-Film, der für die bedrängten weiblichen Hotel-Angestellten kämpft. Dass der Streifen nicht völlig dahinplätschert, liegt an der überzeugend spielenden Ann-Kathrin Kramer. Das Drehbuch ist leider überraschungsfrei.
Der Gang durch die Hotelflure wird zum Spießrutenlauf, wenn man sich’s mit dem Direktor verscherzt hat. Der ist ein Schwein, und kaum einer merkt’s. Aber wer wollte daran zweifeln, dass seine sympathische Gegenspielerin sich am Ende behaupten wird? Bei Sat.1 ist das Happy End vermutlich in den Statuten festgeschrieben. Daher muss man sich um Ann-Kathrin Kramer im Kampf gegen einen besonders fiesen Kai Wiesinger keine großen Sorgen machen. „Mit geradem Rücken“ (Dienstag, 20.11.2012, 20.15 Uhr) ist indes nicht ganz so übel, wie vieles, was im Auftrag der Privatsender gedreht wird.
Um Zivilcourage geht es, darum, dass man aufmuckt, selbst wenn man sein eigenes Berufsleben damit ruiniert. Denn das droht Hella Wiegand, als sie den Chef im Hamburger Grand Hotel erst beim Personalleiter anschwärzt, dann sogar bei der Polizei: wegen sexueller Belästigung am Arbeitsplatz.
Gerade erst ist sie als guter Geist des Hauses befördert worden und als alleinerziehende Mutter aufs Geld besonders angewiesen. Dabei ist zuerst nicht einmal sie das Opfer seiner Zudringlichkeiten, sondern ein Zimmermädchen, das unter ihrer Regie arbeitet. Dann allerdings lauert ihr der Boss höchstpersönlich in der Tiefgarage auf.
"Mit geradem Rücken" in Sat.1 ist frei von Überraschungen
Die guten Absichten, zur Solidarität mit den Schwachen aufzurufen, sind unverkennbar, und das ist ja auch löblich. Aber Drehbuchautorin Sophia Kraproth hat das allzu überraschungsfrei aufgeschrieben. Was der mutigen Frau im Verlauf blüht, lässt sich ohne viel Phantasie vorhersagen: Vom Unverständnis der Kollegen über die Hilflosigkeit der Polizei bis zum Disput mit der eigenen Schwester lässt der Film nichts aus, was man dort vermuten würde. Und dass ihr am Ende jene beistehen, von denen man es am wenigsten erwartet hätte, versteht sich doch von selbst.
Kramer überzeugt im neuen Sat.1-Film mit unaufdringlichem Spiel
Regisseur Florian Froschmayer greift dabei filmisch eher zu einfältigen Methoden, reproduziert ständig seine Bilder. Immer wieder flitzt seine fleißige Heldin mit wippendem Haarzopf durch die Hotelgänge, mal heiter, mal bedrückt, immer wieder sehen wir, wie sie zur Wohnungstüre hereinkommt oder ihren roten Golf vor der Haustüre einparkt.
Das ist alles andere als originell und wird verschärft durch den penetranten Einsatz von Zeitlupen. Die sollen eine Dramatik heraufbeschwören, die sich nicht so recht einstellen mag. Da hilft auch das kaum je unterbrochene Musikgeplätscher im Hintergrund wenig.
Ann-Kathrin Kramer immerhin versöhnt als tadellose Streiterin mit solidem, unaufdringlichen Spiel; Kai Wiesinger bekommt wenig Gelegenheit, über die Klischees eines glatten Schurken hinwegzuspielen.