Rees.. Er ist berühmt und umstritten: Tamme Hanken nimmt für eine Behandlung, die maximal 15 Minuten dauert, 180 Euro. Dennoch schwören Pferde- und Hundebesitzer auf die heilenden Methoden des “Knochenbrechers“. Auch in Rees standen die Tierfreunde Schlange.
Das süße Ding hat Probleme mit den Knien. „Krüppelbeinchen“ sagt Jessica Klemz und streicht ihrem Shetland-Pony „White Night“ liebevoll über die Mähne. Bei Tierarzt und Heilpraktiker war sie schon, heute versucht sie es beim „Knochenbrecher“. So wird Tamme Hanken gern genannt, dabei bricht der Ostfriese keine Knochen, sondern renkt sie ein.
Mal öffentlichkeitswirksam mit vielen Fernsehkameras drumherum, mal besucht er aber auch ohne allzu viel Tamtam Höfe, um Tiere zu behandeln. Am Dienstag war der „XXL-Ostfriese“ in Mehr, im Therapiezentrum Jochimshof von Pferdewirtschaftsmeisterin Heike Lethaus. Zuschauerandrang war da, hielt sich aber in Grenzen.
15 Perde und zehn Hunde hoffen auf Hilfe
Organisiert hat den Besuch des Tier-Chiropraktikers Cordula Marchel. Die Inhaberin der „Pferdebox Haldern“ hat es bei ihren Kunden mitbekommen: „Der Bedarf ist da“, sagt Marchel. Gespräche über die Wehwehchen der Pferde lägen in ihrem Secondhand-Shop für Reiterbedarf an der Tagesordnung. Und sie hat Hanken schon in Aktion gesehen. Als er vor einiger Zeit Pferde in Mehrhoog einrenkte, war Cordula Marchel überzeugt.
15 Pferde und zehn Hunde – respektive deren Halter – hatten sich für gestern angemeldet. Nacheinander werden sie dem „Knochenbrecher“ vorgeführt. Tamme Hanken – ein Hüne von gut zwei Metern – schaut sich die Tiere an, prüft deren Gang, tastet Rücken und Läufe ab. Und dann – mit einem kräftigen und plötzlichen Ruck – zieht er den Tieren die Beine lang.
Hanken nimmt 180 Euro pro Behandlung
Bei Schulmedizinern sind die Methoden des Ostfriesen umstritten. Er habe keine fundierte Ausbildung, er nehme sich zu wenig Zeit. Andere dagegen schwören auf seine „heilenden Hände“, auf die Fähigkeiten, die Hanken nach eigenen Angaben von seinem Großvater gelernt hat. Auch Tierheilpraktikerin Heike Lethaus ist von der Qualität Hankens überzeugt. „Sonst wäre er heute nicht hier auf meinem Hof.“
Trotzdem: Sie selbst arbeitet anders mit ihren Patienten. Heike Lethaus schwört auf ganzheitliche Therapieverfahren. Sie betreibt Ursachenforschung, sucht nach den Gründen für die medizinischen Probleme, will sich für die Tiere Zeit nehmen. Bei Tamme Hanken geht es in Rees dagegen recht flott. Zehn bis 15 Minuten dauert es für Diagnose und Behandlung, 180 Euro müssen die Hunde- und Pferdebesitzer pro Tier dafür bezahlen.
"Shetty" stellt stolze Rösser in den Schatten
Geld, das auch Jessica Klemz bezahlen muss für die Behandlung ihres Shetland-Wallachs. Bei all dem Trubel um Tamme Hanken – der eigentliche Star auf dem Jochimshof ist „White Night“. Stolze Rösser, denen das kleine „Shetty“ gerade einmal zum Bauch reicht, schreiten an ihm vorbei. Augen haben die meisten Zuschauer aber nur für das kleine, ein bisschen x-beinig dastehende Pony. Cordula Marchel möchte sogar bei der Behandlung dabei sein, „weil es so süß ist.“
Selbst der „Knochenbrecher“ höchstpersönlich ist angetan von dem Tier. Als es zum Fototermin geht, schnappt sich Hanken das Pony. „Das muss mit aufs Bild“, sagt er und führt das treu durch seine Mähne blinzelnde Tier über den Hof. Hoffentlich revanchiert sich der Ostfriese, indem er was gegen die „Krüppelbeinchen“ tut.