Oberhausen.. Ina Kreienberg ist ausgebildete Tier-Physiotherapeutin. Sie arbeitet auch mit der Dorn-Methode, die bei Hunden und Pferden Muskelverspannungen lösen kann. Der Erfahrung der Therapeutin nach kann mit solch einer Behandlung oftmals eine Operation umgangen werden.

Chicco (17) ist das ideale Demonstrationsobjekt. Das Deutsche Reitpony macht es der Oberhausener Tierphysiotherapeutin Ina Kreienberg leicht, Arbeitsschritte der sogenannten Dorn-Therapie zu zeigen. Diese Behandlungsmethode zur Lösung von Gelenk- und Wirbelblockaden, „ist bei Hundebesitzern schon recht bekannt“, sagt sie.

Bei Pferdehaltern sei sie es jedoch weniger. Dabei schwört die Oberhausenerin auf diese Methode, die speziell auf die Gelenke ausgerichtet ist. „Ein Besuch reicht meist schon“, sagt die Tierphysiotherapeutin, die zwei Jahre lang durch die „Deutsche Gesellschaft der Tierheilpraktiker und Tierphysiotherapeuten“ (DTG) ausgebildet wurde und dort ihre Prüfung mit Erfolg absolvierte.

Gelenke und Muskeln

Ina Kreienberg stellt auch direkt klar, dass weder Physio- noch Dorntherapie einen Ersatz für den Tierarzt darstellen und immer nur begleitend angewandt werden. Während sich bei der Dorntherapie, die nach ihrem Erfinder Dieter Dorn benannt ist, alles um die Gelenke dreht, werden mit der Physiotherapie Muskelverspannungen gelöst.

Auch verklebte Faszien, das ist ein Netzwerk, das überall im Körper vorkommt und auch alle Organteile einschließt, können so wieder locker gemacht werden. Die Therapeutin macht deutlich, dass sich durchaus auch Organprobleme hinter Muskelverspannungen verbergen können.

Beinlängenausgleich

Und nun steht Ina Kreienberg also auf einer sehr grünen Wiese, von der sich Schimmel Chicco wunderbar als leuchtender Glanzpunkt abhebt. Während Ina Kreienberg erzählt: „Bei der Dorntherapie arbeitet man immer mit dem ganzen Körper“, demonstriert sie den Beinlängenausgleich. Sie zeigt an einem Bein Chiccos, wie man einzelne Gelenke unter Beugung, dann unter Kompression und dann in die Streckung bringt. Sie veranschaulicht, wie sie Blockaden des Zungenbeins oder Kiefergelenks löst, indem sie das Pferd „abkauen“ lässt.

Oder: Die Therapeutin tastet die Wirbelsäule ihres geduldigen Demonstrationsobjektes ab. Dabei bringt sie die Wirbelsäule in Schwingung und spürt so die Beweglichkeit der einzelnen Dornfortsätze. „Wenn ich eine Blockade ertaste, gebe ich mit einem Massagestäbchen einen Impuls und löse sie.“

Ursachen für Blockaden

Ursachen für Blockaden bei Pferden können übrigens Stürze, schlecht sitzende Sattel, schiefe Reiter oder auch chronische Erkrankungen sein. Symptome sind dann u.a. Organprobleme, Rückenschmerzen oder schiefe Kopfhaltung.

„Ich untersuche immer alle Gelenke des Körpers“, sagt die Therapeutin. Wenn der Kopf eine Pferdes schief sei, fokussiere sie sich nicht darauf. „Theoretisch könnte auch eine Blockade im Becken die Ursache für die schiefe Kopfhaltung sein“, erklärt sie. „Die Dorntherapie ist vergleichbar mit dem Häuserbau“, versucht Ina Kreienberg die Arbeit noch genauer zu erklären. Ohne Fundament könne man kein Haus bauen. Das Fundament der Lebewesen seien Becken und Beine. Deshalb sei auch der Beinlängenausgleich so wichtig.

Therapie kann den Tierarzt nicht ersetzen

Ina Kreienberg, die zwar sagt, dass Dorn- und Physiotherapie die Tierarztbehandlung nicht ersetzten, erklärt aber auch: „Nicht immer ist eine Operation notwendig.“ Sie erzählt von einem Hund (13) mit einem Bandscheibenvorfall. Um das Tier stand es schlecht.

Es wurde behandelt. „Nach 36 Stunden konnte es wieder laufen und hat noch drei Jahre gelebt“, schildert sie ein Erfolgserlebnis. „Gerade ein Hund mit einem Bandscheibenvorfall hat akute Schmerzen, die gesamte Rückenmuskulatur verspannt sich sofort“, erklärt die Therapeutin. Wenn sich nun die Rückenmuskulatur wieder entspanne und die Bandscheiben sich zurückbildeten, käme man um eine OP herum.

Hunde und Pferde hätten auch oft Arthrosen. Da könne man viel machen. „Die Halter der Patienten bekommen immer Übungen mit an die Hand, damit sie zu Hause mit ihren Tieren weiter arbeiten können“, sagt Ina Kreienberg. Ob sie auch Katzen helfen könne? „Mit ihnen zu arbeiten, ist nicht so leicht“, sagt sie. Versuchen könne man es aber mal.

Sowohl bei der Physio- als auch der Dorntherapie steht vor der Behandlung eine Befragung der Tierbesitzer. Ina Kreienberg muss u.a. wissen, wie die Tiere gefüttert werden, welche Impfungen sie haben, wann der letzte Arzttermin war.

Dann erfolgt eine Begutachtung des Tieres, wird es abgetastet, eine Gangbildanalyse erstellt. Die Dorntherapie kostet 100 Euro beim Pferd, 80 beim Hund, jede weiter Behandlung 50 bzw 40 Euro. Infos: E-Mail: info@agile-animals.de, 0177-241 94 32.