Essen.. Die ARD zieht die Reißleine. Am 7. Juni ist für den notorisch erfolglosen Vorabend-Talker Thomas Gottschalk Schluss mit lustig. Das Erste nutzt sein Sonderkündigungsrecht. „Gottschalk Live“ war ein Missverständnis. Auf ihn folgt: Dieter Nuhr.
Kritik gab es von Anfang an, von außen und von innen. Kein Wunder, dass das Interesse an „Gottschalk Live“ im Ersten schnell nachließ. Dabei blieb es. Nachdem zuletzt immer mehr Angriffe aus den eigenen Reihen gegen den 61-jährigen Moderator durchgestochen worden waren, nutzte die ARD-Vorsitzende Monika Piel das Sonderkündigungsrecht. Am 7. Juni endet das Vorabend-Abenteuer.
Es ist die Geschichte eines gescheiterten Experiments. Am Vorabend laufen werktags üblicherweise Serien, die das Publikum mit dem überraschen, was es schon kennt. Logik: Wenn gestresste Menschen heimkommen, schalten sie ein, um abzuschalten. Das Unerwartete ist unerwünscht. Genau das aber zeichnet Talk-Shows aus; sie gleichen einer Wundertüte, zumal wenn sie live gesendet werden.
Quoten-Magier Gottschalk sollte am Vorabend zaubern
Kein Wunder, dass das ZDF Gottschalks Idee, neben den „Sokos“ einen Vorabend-Plausch zu installieren, dankend ablehnte. Die ARD hingegen griff gerne zu, als Gottschalk „Wetten, dass..?“ im Zweiten aufgab. Die ARD-Vorsitzende Piel hoffte, dass die Zauberkünste des Quoten-Magiers ausreichen würden, um dem seit langem dahinsiechenden Vorabend des Ersten eine Frischzellenkur zu verpassen.
Allein, sie irrte.
Von allen Hindernissen war Gottschalk selbst sein größtes. Ihm gelang das Kunststück, das anfänglich vorhandene Vertrauen des Publikum blitzschnell zu atomisieren. Er vermasselte seine Premiere durch einen provozierend fahrigen Auftritt. Statt der Champions League der Prominenz marschierte von Anfang an allzu oft zweite Liga auf.
Obendrein erwiesen sich die Werbepausen als Unterhaltungskiller. Sie stoppten, erstens, den Gesprächsfluss. Zweitens nahmen die Spots dem TV-Gott den Schalk.
Nach Wochen televisionärer Trostlosigkeit wurde Gottschalk gezwungen, Konzept-Änderungen anzukündigen. Dabei blieb es weitgehend. Statt peinlichem Redaktionsapplaus gab es müden Beifall eines Studio-Publikums. Schließlich räumte Gottschalk widerwillig ein, dass „Live“ Etikettenschwindel war: Zuletzt wurde seine Sendung aufgezeichnet.
Auf Gottschalk folgt „Null gewinnt“ mit Dieter Nuhr
Eine Legende demontierte sich selbst. Den Rest der Gottschalk-Dämmerung besorgte die ARD. Hinter vorgehaltener Hand heißt es, Programmchef Volker Herres habe den Langen schon länger loswerden wollen.
Ein Gutes, immerhin, hat das Experiment "Gottschalk Live": Die Zeche zahlt die ARD-Werbung.
Auf Gottschalk folgt Dieter Nuhr. Der Titel seiner Show entbehrt nicht einer gewissen Ironie: „Null gewinnt“.