Essen. Können echte Promis nie die wahre Liebe finden? Warum Boris Becker, Britney Spears und Madonna vor den Trümmern ihrer Beziehungen stehen, erklärt der Psychologe Wolfgang Schmidbauer. Er sagt: Übersteigerter Selbstwert behindert die Partnersuche.

Endlich hat der Star seine große Liebe gefunden, und natürlich ist sie nicht einfach groß: sondern gigantisch. Nie hat ein Mensch so geliebt!

Keine drei Monate später trennt Boris Becker sich von Sandy Meyer-Wölden.

Oder: Keine 58 Stunden später ist Britney Spears geschieden (und nüchtern).

Oder: Keine sieben Jahre später liefern sich Madonna und Guy Ritchie ein Gefecht um ihre Kinder.

Warum scheinen Prominente so ganz andere Lieben zu lieben als wir Normalmenschen? Warum ist das immer alles so - groß? Natürlich, weil Promis selbst groß sind, bis hin zum Wahnsinn zuweilen. Vielleicht auch, weil man einfach nicht sagt, "Ooch, wir verstehen uns ganz gut und gucken jetzt mal weiter", wenn man auf einer dieser Promi-Partys gefragt wird, wie es denn so läuft mit der/dem Neuen. Sondern über sein Proseccoglas hinwegtönt: "Ja, toll, ich bin glücklich, wie nie!" Und schon hat die Welt wieder ein Sommerliebesmärchen.

Angst vor weiteren Schmerzen?

Warum hat sich Boris getrennt von seiner Sandy? Der Psychologe Wolfgang Schmidbauer betont, dass er Becker nicht persönlich kennt. Auch will er die Trennung nicht rein negativ deuten, womöglich sei sie nur eine Konsequenz vorheriger Erfahrungen: "Vielleicht hat Becker seine erste Trennung, die sehr langwierige und schmerzliche Scheidung, so verarbeitet, dass er sich jetzt früher trennt, um sich Qualen zu ersparen."

Eine Erklärung für den Damenreigen. Eine weitere setzt beim Alter an: "Mit 40 ist das ja alles nicht mehr so leicht", so Schmidbauer. "Vielleicht findet Boris Becker Gleichaltrige physisch nicht so attraktiv, obwohl sie zu seinen Bedürfnissen besser passen würden." Dass die jüngeren Frauen eben eigentlich seine Erwartungen an eine Partnerschaft nicht erfüllen, beantworte er deshalb womöglich mir serieller Monogamie - "bestimmte Differenzen lassen sich eben nur über kurze Zeit überbrücken."

"Räum doch mal Deine Pantoffeln weg"

Wann funktioniert eine Beziehung? Der zentrale Punkt für Paartherapeuten ist die Verarbeitung von Kränkungen: Kann ich humorvoll zu eigenen Fehler stehen, kann ich liebevoll streiten - oder nicht? Da hätten Menschen, die erfolgreich in der Öffentlichkeit stehen, oft Probleme, so Schmidbauer: "Die Kränkungsverarbeitung wird Prominenten erschwert. Wenn man immer wieder hört, dass man der oder die Größte, Tollste, Beste ist, und kommt dann nach Hause und der Partner sagt, räum doch mal deine Pantoffeln weg - dann denke ich schnell, da hackt jemand grundlos auf mir herum."

In der Tat: Können Sie sich eine Madonna vorstellen, die ihre Hausschläppchen selbst in den Schuhschrank räumt?

Prominenz und Erfolg bedingen besondere Menschen. Besonders narzisstische nämlich. Vom "archaischen Größenselbst" spricht die Narzissmusforschung. Wer wie Britney Spears mit 17 Jahren "noch in Prinzessinnen-Träumen lebt und über Nacht zur Queen of Pop mutiert, bräuchte schier übermenschliche Disziplin, um seinen Größenphantasien nicht zum Opfer zu fallen", schreibt Schmidbauer in einem Aufsatz über das Phänomen "Teenie-Star".

Womit nun bloß das Ego füttern?

Ein Wort, das ja auch für Becker gilt, der seine sportlichen Erfolge in jüngsten Jahren feierte, und jetzt - ja, was macht er jetzt eigentlich? Womit füttert er heute sein Ego?

Das Problem hat Madonna nicht, sie ackert wie verrückt. Eine Schwierigkeit aber eint sie mit Becker, Britney und all denen, die von ziemlich weit unten nach ziemlich weit oben kamen: einen passenden Partner zu finden. Also, einen passenden. Das haben Studien mit langjährigen Ehepaaren bewiesen: Zwar mögen sich Gegensätze anziehen - Goldhochzeit aber feiern Paare, die sich möglichst ähnlich sind. Hinsichtlich Herkunft, Alter, Ausbildung, aber auch in ihren Persönlichkeiten.

Ob die Kontaktanzeige "Männliche Madonna gesucht" Erfolg hätte? Manchmal ist es oben: einsam.

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