Berlin. Im Berliner öffentlichen Nahverkehr droht ab Montag ein Chaos. Grund sind Sicherheitschecks an den Rädern der Züge, die das Bundeseisenbahnamt angeordnet hat. Zwei Drittel der S-Bahn-Züge müssen bis auf weiteres in den Depots bleiben.
Die Fans der Rockband U2 hatten es noch einigermaßen gut. Nachdem Bono und die Seinen am Samstagabend das letzte Lied im Olympiastadion gespielt hatten, stand dem Konzert-Publikum wenigstens die gleichnamige U-Bahnlinie 2 zur Rückfahrt in die Innenstadt zur Verfügung. Wer aber am Montag als Tourist oder Pendler mit öffentlichen Verkehrsmitteln durch die Hauptstadt muss, was Tag für Tag 1,3 Millionen Fahrgäste tun, hat es da weitaus schwerer. Der Problemstau um die Berliner S-Bahn wird immer länger, ab heute droht das Chaos in der City.
Sicherheitschecks an Rädern angeordnet
Weil das Eisenbahnbundesamt (EBA) Sicherheitschecks an den Rädern von knapp 500 Doppelwagen angeordnet hat, steht von diesem Montag an bis mindestens 10. August nur noch jeder dritte S-Bahn-Zug zur Verfügung.
Was das bedeutet, zeigte sich bereits ansatzweise in den vergangenen Tagen: Maulende Fahrgäste, die bei extrem schlechter Luft wie die Sardinen aneinander kleben, und das Fahrpersonal beschimpfen. Ab Montag heißt es: Noch enger zusammenrücken! Denn auf der wichtigen Ost-West-Route vom Ostbahnhof bis zum Zoologischen Garten wird der S-Bahn-Verkehr sogar für drei Wochen ganz eingestellt.
Verkehskonzept für Leichtathletik-WM auf der Kippe
Für Berliner Tourismus-Manager ein Albtraum. Schließlich werben sie seit langem dafür, die beliebtesten Ziele Berlins, etwa das Brandenburger Tor, die Museumsinsel, das Holocaust-Mahnmal oder den Fernsehturm am "Alex", doch bitteschön mit der S-Bahn anzusteuern. Und nun? Auch die Sportfunktionäre, die sich auf die Mitte August beginnende Leichtathletik- Weltmeisterschaft und Tausende Gäste vorbereiten, kriegen allmählich Magenschmerzen.
Schließlich hat die Bahn-Führung in Berlin bereits angedeutet, dass der Austausch von defekten S-Bahn-Rädern wahrscheinlich bis Ende des Jahres andauern wird. "Halbherzige Experimente", so eine Sprecher der Berliner Verkehrsbetriebe, will man sich hier nicht mehr leisten, nachdem am 1. Mai ein Zug wegen einer gebrochenen Radscheibe aus den Schienen gesprungen war.
Wer eine Reise in die Hauptstadt plant und auf das Auto verzichten will, tut darum gut daran, sich mit den Notfahrplänen vertraut zu machen. Sie stehen im Internet. Gute Reise!