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Die gute Nachricht vorweg: Eifersucht ist nicht angeboren. Aber sie hängt oft mit einem mangelnden Selbstwertgefühl zusammen. Weil Eifersucht nicht nur den Partner quält, sondern auch den Eifersüchtigen selbst, gibt es hier ein Tipps für den Kampf.
Schon ein kleiner Blick des Partners in Richtung einer anderen Person kann einen Eifersüchtigen rasend machen. Auch eine angeregte Unterhaltung mit einem Partygast oder ein positiver Kommentar über das aktuelle Projekt der Kollegin reichen manchen Menschen aus, ihrem Liebsten gemeinen Betrug vorzuwerfen. Am Ende leiden meistens beide. „Eifersucht ist auch für den Eifersüchtigen selbst enorm quälend“, sagt die Berliner Paartherapeutin Barbara Schervier-Legewie. Es lohnt sich daher, dem miesen Gefühl den Kampf anzusagen.
„Eifersucht ist nicht angeboren. Sie ist eine Folge der Persönlichkeitsentwicklung“, sagt Mathias Voelchert, Paarberater aus München. Sie hänge besonders mit dem Selbstwertgefühl zusammen, das ein Mensch im Laufe seines Lebens entwickelt - oder auch nicht. Wem hier eine stabile Basis fehle, der sei empfänglicher für die nagenden Zweifel.
Wenn Eifersucht zur Belastung wird
Es gebe durchaus auch Eifersuchtsgefühle, die angebracht seien, sagt Barbara Schervier-Legewie. „Es ist normal, dass Partner in gewissem Maße Präsenz zeigen und ihr Revier sichern, um Nebenbuhlern das Feld nicht einfach zu überlassen“, erklärt die Psychologin. Schwierig werde es dann, wenn die Eifersucht das Denken und Handeln eines Menschen vollkommen beherrsche. „Wenn die Gedanken nur noch um einen möglichen Verlust des Partners kreisen und man jeden Schritt des anderen kontrollieren möchte, wird das auf Dauer belastend für die Beziehung“, warnt sie.
„Man kann nur selbst etwas an seiner Eifersucht ändern“, betont Mathias Voelchert. Eifersüchtige sollten sich fragen, ob sie sich wirklich von diesem Gefühl beherrschen lassen wollen. „Man muss sich bewusstmachen, dass die Eifersucht zu einem gehört und dass man deshalb auch in der Lage ist, damit umzugehen“, sagt Voelchert. Jeder habe die Wahl, ob er die Eifersucht bekämpfen wolle oder nicht, betont der Paarberater.
Die beste Medizin gegen Eifersucht seien ein starkes Selbstvertrauen und ein gutes Selbstwertgefühl. „Man sollte sich bewusstwerden, was man kann und wer man ist“, sagt Voelchert. Manchen Betroffenen helfe es auch, mit Freunden über ihre Gefühle zu reden. „Dabei bekommt man mit, was für Erfahrungen andere gemacht haben und wie sie mit solchen Situationen umgehen“, sagt Voelchert.
Angenehme Situation schaffen
Hilfreich kann es laut Barbara Schervier-Legewie auch sein, dem Partner von den eigenen Sorgen zu berichten. „Dabei sollte man keine Forderungen stellen, sondern nur erklären, wie man sich fühlt“, sagt die Paartherapeutin. Der andere werde dadurch für das Problem sensibilisiert und könne beispielsweise auf einer Party immer mal wieder einen liebevollen Kontakt zu seinem Partner herstellen, um dessen Zweifel zu zerstreuen.
Die Psychologin empfiehlt Betroffenen außerdem, Eifersuchtsgefühle am besten gleich im Keim zu ersticken. „Man kann sich ein inneres Stoppzeichen ausdenken, mit dem man seine Fantasie begrenzt, bevor man in die typische Gedankenspirale gerät“, sagt Schervier-Legewie. Beispielsweise könne man in einer brenzligen Situation ein Foto von einem Stoppschild betrachten, um sich daran zu erinnern, dass man seine Gefühle zügeln wollte. „Eine andere Möglichkeit ist, sich abzulenken - beispielsweise durch ein Telefonat mit Freunden“, sagt Schervier-Legewie. Wichtig sei, dass man eine angenehme Situation herstelle und damit die Aufmerksamkeit positiv auf sich lenke.
Der Partner des Eifersüchtigen sollte trotz des oft hohen Drucks konsequent bleiben: „Es ist wichtig, dass man immer wieder in Ruhe Grenzen setzt“, sagt Schervier-Legewie. Wolle man tanzen gehen, sollte man das auch tun. „Dem nervösen Liebsten kann man versichern, dass nichts passieren wird - aber auch deutlich machen, dass man diesen Freiraum braucht.“ Auf keinen Fall sollte man ein Versteckspiel beginnen, um den eifersüchtigen Partner nicht zu reizen. „Wenn solche Heimlichkeiten rauskommen, schüren sie das Misstrauen des anderen noch“, warnt Schervier-Legewie.
Eifersucht als Folge von erlebter Untreue
Oft sei starke Eifersucht auch die Folge von erlebter Untreue. „Wenn ein Partner bereits eine Affäre hatte und der andere ihm deshalb nicht mehr vertrauen kann, ist das ein sehr heikler Prozess“, sagt die Psychologin. Hier sei auf jeden Fall auch der Fremdgänger gefordert. Er müsse seinem Partner helfen, wieder Vertrauen zu fassen. „Dabei geht es nicht darum, in Schuldgefühlen zu versinken und sich alles gefallen zu lassen. Aber man sollte beispielsweise sehr genau erklären, wie es zu dem Seitensprung kam, weshalb man sich einer fremden Person geöffnet hat.“
Die eigene Eifersucht zu bekämpfen ist oft ein langwieriger und mühevoller Prozess. „Wenn man merkt, dass man diese Situation nicht selbst in den Griff bekommt, kann möglicherweise eine Psychotherapie helfen“, sagt Barbara Schervier-Legewie. (ddp)