Dortmund. Vor fünf Jahren entdeckte Barbara Kols-Teichmann einen Knoten in ihrer Brust. Dank ihres Arztes und den Frauen aus der Selbsthilfegruppe fand sie den Weg aus der Krise. Heute engagiert sie sich für krebskranke Frauen.
An den Tag erinnert sie sich noch ganz genau. „Es war der 29. Januar 2004, als ich die Diagnose Brustkrebs erhielt.” Es war der Tag, an dem sich alles veränderte. „Ich hab mich immer für kämpferisch gehalten. Immer für eine Frau, die Prioritäten setzen kann, wenn es eng wird.” Doch an dem Tag änderte sich erst einmal alles. „Ich kam mir noch nie so hilflos vor.”
Barbara Kols-Teichmann ist heute 56 Jahre alt. Als sie den Knoten getastet hat, dann die Diagnose erhielt, war sie 51 Jahre. Die Volkswirtin, die als Dozentin für Unternehmensführung an einer Dortmunder Fachhochschule unterrichtete, später Geschäftsführerin der Landeselternschaft der Gymnasien wurde, stand mitten im Leben. Voller Elan und Lebensfreude. Und dann war stattdessen die Angst.
„Die Angst, dass ich die Examina meiner Kinder nicht mehr erleben könnte. Die Angst, einfach nicht mehr da zu sein. Und die Angst, wie sehr ich damit meine Familie belaste.”
Ihre Prognose ist gut
Fünf Jahre ist das her. Ihre Prognose ist gut. „Nach fünf Jahren gilt man ja fast als geheilt”, sagt Barbara Kols-Teichmann. „Aber man macht sich immer noch Gedanken.”
Dass diese Gedanken aber den Schrecken verloren haben, liege an ihrem Arzt, an Dr. Abdallah von den Evangelischen Kliniken Gelsenkirchen, sagt sie. „Ich bekam die Diagnose an einem Freitagnachmittag. Und normalerweise wird man dann in ein unendliches Wochenende entlassen. Aber bei meinem Arzt war das ganz anders. Er hat sich Zeit genommen. Sogar am Sonntag. Er gab mir Bücher mit. Genau das Richtige für mich. Ich konnte mir also endlos Fragen ausdenken. Er war immer für Gespräche da. Er war ein Arzt, der mit mir gekämpft hat, das hat mich durch die Krankheit gebracht.”
Vor vier Jahren bereits ein Knoten
Was bitter nötig war. Denn Barbara Kols-Teichmann hatte bereits einen vier Zentimenter großen Knoten, „der alle diese tollen Rezeptoren nicht besaß, für die neue Medikamente entwickelt wurden.” Ihr Tumor musste vor der Operation mit einer Chemotherapie behandelt werden.
Was viele in die Knie zwingt, nahm sie gefasst. Es ging ihr gut. So gut, dass sie anfing zu walken. „Bei jedem Schritt sagte ich zu mir und meinte den Tumor: ,Dich krieg' ich klein!'” Weil der Arzt sagte, nur, wenn man selbst mithilft, klappt's, war das genau die richtige Therapie. „Es kommt wirklich auf die Einstellung an. Wenn ich zur Chemo ging, dann habe ich mich nicht vor der rosafarbenen Flüssigkeit gefürchtet, obwohl es vielen Frauen dadurch sehr übel wird. Nein, ich habe mir gesagt: ,Das tut dir gut! Du brauchst das!'” Und genau so war es.
Barbara Kols-Teichmann hatte viel Glück im Leben
So seltsam es klingen mag – aber Barbara Kols-Teichmann hatte viel Glück im Leben. Sie heiratete genau den Mann, den sie haben wollte. Sie tat überhaupt am liebsten das, was sie am liebsten tun wollte. Als sich ihre akademische Laufbahn anbahnte, ließ sie sie sausen – und wurde überglückliche Mutter von drei Mädchen. Und sie hatte nochmals Glück. Weil sie die Fähigkeit zum Glück besitzt – und es sich immer wieder neu erkämpfen kann.
Weil das so ist, war auch der 29. Januar 2004 nur ein vorübergehender Einbruch des Glücks. Längst ist sie wieder rehabilitiert. „Ich bin am ersten Tag meiner Bestrahlung schon wieder ins Büro gefahren.”
Sie schwört auf Arbeit
Arbeit! Sie schwört auf Arbeit. Weil sie ihr gut tut, sagt Barbara Kols-Teichmann. „Als man mir nach der Krankheit gut gemeint sagte, du brauchst jetzt Ruhe, war das wie ein neuer Anschlag auf mein Leben. Ich wollte keine Ruhe. Ich wollte ganz einfach wieder in mein altes Leben zurück.”
Dennoch ist ein Stück neues Leben hinzu gekommen. Barbara Kols-Teichmann ist seit vier Jahren 1. Vorsitzende des Fördervereins des Brustzen-trums „Die Revierinitiative”. „Die Begegnung mit den Frauen gibt mir ungeheuer viel.” Die gebürtige Hannoveranerin sagt: „Ich hab von diesem Ruhrgebietsschlag, von diesen herzlichen Menschen so viel gelernt.” Zum Beispiel, wie wichtig es ist, eine Anlaufstelle zu haben, wo man Informationen und Anteilnahme erhält.
Sie hatte sich, damals während der Krankheit, Ziele gesetzt: Wollte Silvester in Paris feiern. Wollte auf ihrem Lieblingsfelsen in der Bretagne sitzen. Sie hat es getan. Und jetzt? „Jetzt genieße ich mein neues Leben, weil ich weiß, wie kostbar jeder Moment ist.”
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