Calais. .

Erstmals ist ein ICE der Deutschen Bahn in den Tunnel unter dem Ärmelkanal gefahren. Die Testfahrt führte von Frankreich aus in den Eurotunnel. Die Deutsche Bahn will bis Ende 2013 eine ICE-Verbindung nach London anbieten.

Erstmals ist ein ICE der Deutschen Bahn in den Tunnel unter dem Ärmelkanal gefahren. Der Schnellzug fuhr am Mittwoch zu einer Testfahrt von Frankreich aus in den Eurotunnel, wie ein AFP-Reporter vor Ort berichtete. Die Deutsche Bahn will bis Ende 2013 eine ICE-Verbindung nach London anbieten, doch bislang stehen dem Sicherheitsvorschriften entgegen.

Der Test-ICE hatte am Mittwoch keine Passagiere, sondern nur Techniker von Deutscher Bahn und dem Tunnelbetreiber Eurotunnel an Bord. Er fuhr vorschriftsgemäß mit einer Geschwindigkeit von 30 Kilometern pro Stunde in die Verbindung unter dem Ärmelkanal, stoppte nach einem Kilometer und fuhr in die entgegengesetzte Richtung wieder zurück.

Evakuierungsübungen geplant

Diese erste Fahrt war der Test für den Test: In der Nacht von Samstag zu Sonntag soll der deutsche Hochgeschwindigkeitszug erneut in den Tunnel fahren, dann findet auch eine Evakuierungsübung statt. Zu einem späteren Zeitpunkt fährt er bis nach Großbritannien, wo Bahn-Chef Rüdiger Grube ihn am Dienstag in London präsentieren will.

Die Deutsche Bahn schielt schon seit langem auf die prestigeträchtige Verbindung von Frankreich nach Großbritannien. Seit der Eröffnung des Eurotunnels 1994 fahren dort nur die Züge von Eurostar, einer Tochter der französischen Staatsbahn SNCF. Die Züge der Deutschen Bahn dürfen diese Strecke bislang hingegen aus Sicherheitsgründen nicht befahren: Die Rettungsvorschriften sehen vor, dass Eurotunnel-Züge von vorne bis hinten zu durchlaufen sein müssen. Die modernen ICEs sind aber in zwei Halbzüge unterteilt.

Prestigeobjekt

Die Betreibergesellschaft Eurotunnel hatte kürzlich eine Lockerung der Auflagen angekündigt, um auch andere Betreiber zulassen zu können. Nach der ersten ICE-Fahrt in den Tunnel sagte Eurotunnel-Chef Jacques Gounon nun in Paris, er sei „überzeugt“, dass der ICE 3 die Sicherheitstests bestehen werde. Er machte auch deutlich, dass weitere Bahnbetreiber eingeladen seien, eine Nutzung des Eurotunnels zu beantragen.

Die Eurotunnel-Verbindung könnte für die Deutsche Bahn finanziell lukrativ sein, denn sie könnte etwa die beiden Finanzzentren Frankfurt am Main und London miteinander verbinden. Bahn-Chef Grube rechnet mit mehr als einer Million Fahrgäste pro Jahr. Außerdem aber böte eine solche Verbindung ein hohes Prestige - und wäre ein Symbol für den internationalen Kurs, den die Bahn seit Jahren einschlägt.

Bis die ICE-Züge allerdings planmäßig durch den Eurotunnel fahren können, wird noch einige Zeit vergehen: Für frühestens Ende 2013 strebt die Bahn eine regelmäßige Verbindung im Fahrplan an. Davor müssen die technischen Details und die Sicherheitsfragen geklärt werden. (afp)