Belgrad. .
Eine Schwulen-Demo in Belgrad hat am Sonntag zu schweren Ausschreitungen geführt. Rechtsgerichtete Gruppen hatten Homosexuelle mit Steinen und Flaschen beworfen. Die Polizei nahm mehr als 200 Menschen fest.
Am Rande einer Schwulen-Parade in Belgrad ist es am Sonntag zu massiven Ausschreitungen rechtsgerichteter Gruppen gekommen. Die Demonstranten riefen „Tod den Homosexuellen“ und warfen Molotowcocktails, Steine, Flaschen und Feuerwerkskörper auf die Sicherheitskräfte. Fahrzeuge wurden angezündet, Fensterscheiben eingeschlagen, Geschäfte geplündert. Die Polizei meldete mehr als 140 Verletzte und über 207 Festnahmen.
Innenminister Ivica Dacic lobte die Polizei, die noch größeres Blutvergießen verhindert habe. 5.600 Polizisten standen den Angaben zufolge schätzungsweise 6.000 Randalierern gegenüber. Die Beamten hatten den Veranstaltungsort umstellt, einen Park in der Innenstadt von Belgrad. Die rechtsgerichteten Demonstranten versuchten mehrfach, den Sicherheitsring zu durchbrechen. Sie beschossen den Sitz der in Serbien regierenden Demokratischen Partei und schleuderten Brandbomben auf das Gebäude. Das Parkhaus ging in Flammen auf. Auch Gebäude anderer Parteien und des staatlichen Fernsehens wurden angegriffen. Die Polizei setzte Tränengas ein.
Staatspräsident verurteilt den „Vandalismus“
Vor den rund 1.000 Teilnehmern der Parade sprach der Leiter der EU-Mission in Serbien, Vincent Degert. „Wir sind hier, um diesen wichtigen Tag zu feiern, um die Werte der Toleranz, der Meinungsfreiheit und der Versammlungsfreiheit zu feiern“, sagte Degert in seiner Rede. Die Parade dauerte nur 15 Minuten, danach zogen die Teilnehmer weiter zu einer Party. „Wir waren erfolgreich“, riefen manche.
Der serbische Staatspräsident Boris Tadic verurteilte den „Vandalismus“ auf den Straßen Belgrads und erklärte, die Täter würden bestraft. Serbien garantiere die Achtung der Menschenrechte für alle seine Bürger, betonte Tadic. Bürgermeister Dragan Djilas erklärte, der Sachschaden belaufe sich Schätzungen zufolge auf mehr als eine Million Euro.
Rechte hatten bereits 2001 einen Schwulen-Umzug gesprengt und im vergangenen Jahr die Absage der Veranstaltung erzwungen. Sie vertreten die Ansicht, die Veranstaltungen stünden im Widerspruch zu den religiösen Werten in Serbien. (dapd)