Washington. .

Eine Sex-Affäre belastet den US-Star-Prediger Eddie Long. Vier Jugendliche bezichtigen den 57-jährigen Familienvater und Multimillionär, er hätte sie zu Sex gezwungen. Noch hat er Rückhalt in seiner Gemeinde.

„Ich bin nicht perfekt. Aber ich bin nicht der Mann, der jetzt im Fernsehen porträtiert wird“, beteuert Eddie Long. Die Gemeinde des schwarzen Predigers feiert ihren Vormann mit frenetischem Applaus. Der muskulöse Prediger auf der Bühne, dessen Bild Videoleinwände bis in den hintersten Winkel des überfüllten Kirchensaals mit seinen 10.000 Sitzplätzen übertragen, ist ein Star weit über Georgias Grenzen hinaus. Jetzt bekommt sein Bild Kratzer: Dem verheirateten Familienvater wird ein Sex-Skandal zur Last gelegt. Eddie Long, in zweiter Ehe verheiratet und Vater von vier Kindern, steht im Verdacht, vier junge Männer seiner Gemeinde zum Sex genötigt zu haben. Die Teenager soll er dafür mit Juwelen, Autos und Reisen überhäuft haben. Alle vier haben Long verklagt.

Der Prediger, der seiner Gemeinde das Streben nach Reichtum als gottgefällig vorbetet, lässt sich ein Jahresgehalt von drei Millionen Dollar auszahlen. Im Verlauf von 20 Jahren hat der 57-Jährige die einst kleine Gemeinde der „New Birth Church“ in einem Vorort Atlantas in ein Multi-Millionen-Dollar-Unternehmen verwandelt. In Dutzende von Ländern übertragen christliche TV-Netzwerke Longs Gottesdienste. „Wir sind keine Kirche von Hinterwäldlern, die nur Babys taufen. Ich spreche mit dem Weißen Haus, mit Präsidenten in aller Welt“, brüstete sich Long, der seinen Reichtum offen zur Schau trägt, sich mit Leibwächtern umgibt und im Bentley kutschieren lässt, in Interviews.

„Wir werden für ihn beten und fasten“

Und jetzt dieser Skandal. Die betroffenen Teenager durchliefen ein Förderprogramm der gemeindeeigenen Jugendakademie, in der Long spirituelle Unterweisung gepaart mit einem anstrengenden körperlichen Fitnesstraining lehrt. Der Prediger bestreitet die Vorwürfe vehement, lässt sich dabei aber durchaus Schlupflöcher offen. Die Affäre, die sein Millionen schweres Reich zum Einsturz bringen kann, will er durchstehen.

Noch hat er seine Gemeinde hinter sich. „Wir werden für ihn beten und fasten“, meinte ein Gemeindemitglied nach der Sonntagspredigt. In den USA erregt der Fall hohes Aufsehen. Long gehört zu den einflussreichsten Predigern im Land. Viele Gläubige sehen in den Vorwürfen perfide Racheakte der amerikanischen Schwulenbewegung, ohne dafür freilich Beweise an der Hand zu haben. In der Jugendakademie wird Homosexualität als Irrweg gegeißelt. Long gehört zu den entschiedensten Gegnern der gleichgeschlechtlichen Ehe. Dass nun ausgerechnet der stramm konservative Predigerstar im Verdacht homosexueller Neigungen steht, macht den Fall daher besonders brisant.