Stockholm. In Stockholm ist der Prozess gegen die Betreiber der schwedischen Internetseite Pirate Bay gestartet. Das Vorgehen gegen die Vermittlung von urheberrechtlich geschütztem Material wird von der Film- und Musikindustrie forciert. Dabei haben längst Produzenten die Börse für sich entdeckt.

Zeiten ändern sich im Netz bekanntlich rasend schnell. Mit der vor nicht einmal zehn Jahren grassierenden Napster-Manie kann man heutzutage nicht einmal Gelegenheitssurfer vom Hocker reißen. Dennoch: Wenn es um das Tauschen von Musik- und Filmdateien geht, ist der Clinch mit der Unterhaltungsindustrie programmiert.

Prozess mit Signalwirkung

In Schweden stehen jetzt die Betreiber der Seite The Pirate Bay („Piratenbucht“) vor Gericht. The Pirate Bay funktioniert dabei anders als Napster, das längst von der Industrie gekapert und zur legalen Plattform transformiert wurde. Was junge Schweden vor sechs Jahren erschufen, ist ein so genannter BitTorrent-Tracker. Die Webseite lagert keine Kinofilme, Songs, TV-Serien oder Games auf eigenen Servern, sondern spielt Lotse für den Zugriff der Interessenten auf das Angebot. Die Dateien befinden sich also auf fremden Rechnern, fremden Servern. Die Auslegung dieses Sacherverhalts macht das Verfahren besonders interessant.

Vor Gericht geht es nun um die Frage: Ist die Seite ein Sündenpfuhl oder eine informationsbasierte Kultursuchmaschine? Im Prozess geht es um Haftstrafen und Schadensersatz im Millionenbereich. Die US-Musik- und Filmindustrie zeigt sich von The Pirate Bay wenig amüsiert und forciert das Vorgehen gegen die Seite seit Jahren. Kein Wunder, zählt die Website längst zu den bestbesuchten Angeboten im Netz weltweit.

Clinch mit der Unterhaltungsindustrie

Dabei haben auch Produzenten The Pirate Bay längst für den eigenen Nutzen entdeckt. So steigt die Anzahl von Beiträgen mit gezielt platzierten legalen Inhalten. Ursprünglich für TV-Formate produzierte Beiträge können so aus dem Tauschgiganten kostenlos und legal geangelt werden. Die Produktionen liegen mitunter bei Seiten wie Legal Torrents und werden über The Pirate Bay von einer größeren Zuschauergruppe gefunden.

Auch der Grimme-Online-Gewinner Mario Sixtus stellt Beiträge bei Legal Torrents bereit. Dadurch sind Formate wie der „Elektronische Reporter“ auch über The Pirate Bay zu finden. Verschiedene Videos, bei denen es inhaltlich unter anderem um Urheberrechte im Netz geht, werden seit gut einer Woche auf diesem Weg gefunden. Erfahrungswerte über den Rücklauf gebe es noch nicht. Dennoch ist Sixtus zuversichtlich. „Es gibt viele Nutzer, die ausschließlich auf Pirate Bay zurückgreifen.“ Daher sei die Suchhilfe eine Möglichkeit, ein breiteres Publikum zu erreichen.

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