Atlanta. .

Finanzielle Abhängigkeit kann ganz unterschiedlich auf die Treue wirken. Während sie Frauen eher an den Partner kettet, gehen finanziell abhängige Männer deutlich häufiger fremd. Das belegt eine aktuelle Studie.

Sind Männer ökonomisch auf ihre Frau angewiesen, werden sie durchschnittlich bis zu fünfmal häufiger untreu. Das geht aus einer Studie hervor, die auf Daten einer Befragung unter US-amerikanischen Beziehungspartnern im Alter von 18 bis 28 Jahren beruhen. Umgekehrt ist eine Frau, die finanziell von ihrem Mann abhängig ist statistisch weniger häufig untreu, ergab die Analyse. Die Studienleiterin Christin Munsch von der Cornell University spekuliert, dass das Ergebnis mit der allgemeinen Unzufriedenheit des Mannes in einer abhängigen Beziehungssituation zu tun haben könnte. Für Frauen sei dieser Zustand dagegen gesellschaftlich üblich und deshalb nicht so unangenehm. In ihrer Studie verwendete Munsch Daten des US-amerikanischen National Longitudinal Survey of Youth von 2002 bis 2007. Die Ergebnisse präsentierte sie auf dem „105th Annual Meeting of the American Sociological Association“.

„Abhängige Männer könnten unglücklicher sein“

Munsch untersuchte, welchen Effekt der Unterschied im relativen Einkommen beider Partner auf die Treue hat. Die an der Untersuchung beteiligten Personen waren zwischen 18 und 28 Jahren alt, lebten zusammen und waren seit über einem Jahr in dieser Beziehung. Die Wissenschaftlerin schränkt ein, dass Faktoren wie Alter, Bildungsgrad und Zufriedenheit in der Beziehung weitere große Einflussfaktoren auf die Neigung zu Seitensprüngen sind. Die Wissenschaftlerin stieß bei ihren Analysen auf einen klaren Geschlechtsunterschied: Je mehr ein Mann finanziell auf seine Frau angewiesen war, desto eher ging er fremd.

Bei Männern ohne eigenes Einkommen konnte eine fünfmal höhere Wahrscheinlichkeit zur Untreue nachgewiesen werden, als bei Männern, die genauso viel verdienen wie ihre Frau. „Die Ursache dafür könnte sein, dass Männer in einer solchen Situation unglücklicher sind. Aus diesem Grund betrügen sie. Nicht weil sie weniger Geld verdienen“, betont Munsch. Statistisch gesehen ist der männliche Seitensprung am wenigsten wahrscheinlich, wenn die Frau nur 75 Prozent seines Einkommens verdient.

„Für Frauen ist es normal, weniger Geld zu verdienen“

Ironischerweise kommt es am anderen Ende der Skala wiederum zu einer vermehrten Untreue der Männer, konnte die Wissenschaftlerin zeigen: Wenn Männer signifikant mehr Einkommen beziehen als ihre Frau, neigten sie ebenfalls zu häufigeren Seitensprüngen. „Auf der einen Seite bedroht ein geringeres Einkommen die Geschlechts-Identität des Mannes, weil sie seine traditionelle Rolle als Brotgewinner in Frage stellt. Auf der anderen Seite üben Männer, die mehr Geld verdienen als ihre Frau, Berufe aus, die in Geschäftsreisen und langen Arbeitszeiten mehr Gelegenheiten zum Fremdgehen bieten“, interpretiert Munsch ihre Ergebnisse.

Den Untersuchungen zufolge hatte die ökonomische Abhängigkeit für Frauen den gegenteiligen Effekt: Waren sie vollständig von ihrem Mann abhängig, so gingen sie um 50 Prozent weniger fremd als Frauen, die den gleichen Anteil des Haushaltseinkommens aufbringen. „Für Frauen ist es normal, weniger Geld zu verdienen“ sagt Munsch, „wichtiger ist, dass finanziell abhängige Frauen weniger Gelegenheit zum Seitensprung haben. Außerdem treffen sie eine gezielte Entscheidung dagegen, da sie wissen, dass Untreue ihren Lebensunterhalt in Gefahr bringt“. (ddp)