Dresden. .
Die Hochwasser-Katastrophe in Sachsen hat für enorme Schäden gesorgt. Alleine die Kreise Görlitz und Bautzen schätzen die Kosten für Reparaturen auf jeweils gut 200 Millionen Euro. Und es kündigt sich neuer Regen an.
Knapp eine Woche nach der Hochwasserkatastrophe in Sachsen wird das Ausmaß der Schäden immer deutlicher. Allein die Landkreise Bautzen und Görlitz rechnen mit Schäden von jeweils rund 200 Millionen Euro. Trotz der ergiebigen Regenfälle am Donnerstag und in der Nacht entspannte sich die Lage an den sächsischen Flüssen am Freitag weiter. Entwarnung werde aber nicht gegeben, sagte eine Sprecherin des Landeshochwasserzentrums. Für die obere Elbe, die Schwarze Elster und die Lausitzer Neiße sei in Einzelfälle die Alarmstufe 3 möglich. Für das Wochenende rechnet der Deutsche Wetterdienst (DWD) erneut mit Dauerregen.
Bis Freitag hatte der Landkreis Görlitz Schäden von mehr als 100 Millionen Euro erfasst. Allein 75 Millionen Euro werden für den Aufbau der kommunalen Infrastruktur nötig sein. Da die Schadenserhebungen noch nicht abgeschlossen sind, gibt es bislang noch keine endgültige Summe. Dennoch rechnet das Landratsamt mit einem Gesamtschaden von rund 200 Millionen Euro.
8000 Haushalte betroffen - alleine in Chemnitz
196 Millionen Euro sollen es nach ersten Schätzungen im Landkreis Bautzen sein. Mindestens sechs Familien wurden nach Angaben des Landratsamtes obdachlos und über 100 Wohngebäude beschädigt. Für Reparaturen an Wohngebäuden seien 36,7 Millionen Euro notwendig. Schäden in Unternehmen würden mit 115,3 Millionen Euro beziffert. Von der Flut seien elf Firmen betroffen.
Die Stadt Chemnitz gehe von knapp 25 Millionen Euro Schäden aus, sagte Oberbürgermeisterin Barbara Ludwig (SPD). Vor acht Jahren waren insgesamt 8,1 Millionen Euro von privaten Eigentümern, Unternehmen und an städtischen Gebäuden abgerechnet worden. Bisher seien knapp 8000 betroffene Haushalte und etwa 125 Unternehmen bekannt. Allein private Haushalte meldeten Schäden von rund sechs Millionen Euro.
Derweil bietet die Europäische Kommission Hilfe bei der Bekämpfung der Flutschäden an. Kommissionspräsident José Manuel Barroso schrieb in einem Brief an Bundespräsident Christian Wulff, dass die Kommission bemüht sei, „um alle verfügbaren Instrumente auf europäischer Ebene zu mobilisieren, um die von dieser Naturkatastrophe betroffenen Menschen zu unterstützen“. Zusagen über konkrete Finanzhilfen machte Barroso nicht.
Soforthilfe wird nicht auf Hartz IV-Geld angerechnet
Wirtschaftsminister Sven Morlok (FDP) rechnet in den Unternehmen mit einer Schadenssumme im zweistelligen Millionenbereich. „Um den laufenden Betrieb aufrecht zu erhalten und Kosten wie etwa Löhne und Mieten fortzahlen zu können“, seien zinsgünstige Liquiditätshilfen auf den Weg gebracht worden, sagte Morlok. Zudem solle ein weiteres zinsgünstiges Darlehensprogramm helfen.
Laut Regierungssprecher Johann-Adolf Cohausz ist der Umgang mit Soforthilfen an Empfänger von „Hartz IV“ inzwischen geregelt. Die Gelder würden nicht auf staatliche Transferleistungen angerechnet. Diese Regelung gelte bis zum Jahresende.
Währenddessen erstattete die Stadt Görlitz Strafanzeige gegen den Betreiber des polnischen Staudamms Witka. Der Damm war vor rund einer Woche gebrochen und hatte zu einer Flutwelle der Neiße geführt. Die Staatsanwaltschaft müsse Ermittlungen aufnehmen, ob der Betreiber die Überschwemmung fahrlässig gemäß Strafgesetzbuch herbeigeführt habe, teilte die Stadtverwaltung mit.
Nach Angaben des DWD zieht in der Nacht zum Sonntag ein neues Tief über Sachsen hinweg. „Vor allem am Sonntag treten dann Gewitter mit teils kräftigen Niederschlägen auf, und es besteht die Gefahr von unwetterartigen Entwicklungen“, sagte Meteorologe Hans-Jürgen Langner. Örtlich könnten innerhalb einer Stunde Niederschläge von mehr als 25 Liter pro Quadratmeter fallen. (ddp)