Moskau. .
Das Auswärtige Amt hat wegen der Waldbrände in Russland von Reisen in die betroffenen Gebiete abgeraten. Deutschland hat seine Botschaft in Moskau vorübergehend geschlossen. Zahl der Hitze-Toten steigt rapide an.
Wegen der verheerenden Wald- und Torfbrände in Russland und des dichten Smogs hat Deutschland seine Botschaft in der Hauptstadt Moskau vorübergehend geschlossen. Dies berichtete am Freitag ein Sprecher des Auswärtigen Amts in Berlin. Die Mitarbeiter hätten mittags früher Schluss gemacht, es gebe jedoch einen telefonischen Bereitschaftsdienst. Ob die Botschaft am Montag regulär öffnet, hängt von der Wetterlage ab. Weil es keinen Publikumsverkehr gibt, bleibt auch die Ausgabe von Visa für russische Reisewillige gestoppt.
Das Auswärtige Amt aktualisierte zudem seine Reisehinweise. „Von nicht unbedingt erforderlichen Reisen in die betroffenen Regionen wird abgeraten“, heißt es darin. Insbesondere Reisende mit Atemwegserkrankungen wie Asthma und Bronchitis sowie Kinder sollten die betroffenen Regionen meiden.
Mehr als doppelt so viele Tote wie im vergangenen Juli
Laut „“Handelsblatt““ hat Österreich sogar sein diplomatisches Personal in Russland zum Verlassen des Landes aufgefordert. Damit solle es vor Belastungen durch die immer extremeren Luftverschmutzungen und vor den Gefahren der sich ausbreitenden Brände geschützt werden, hieß es in diplomatischen Kreisen.
Die russische Hitzewelle lässt die Sterberate in Moskau explodieren: Nach Angaben des Einwohnermeldeamts starben im Juli fast 5000 Hauptstädter mehr als im gleichen Vorjahresmonat, vor allem durch die Folgen der Hitze und die verheerende Waldbrände. Eine Entwarnung ist nicht in Sicht - am Freitag eroberte beißender Rauch erneut die russische Hauptstadt.
Verglichen zum Juli 2009 sei die Todesrate um rund 50 Prozent angestiegen, sagte die Vertreterin des Einwohnermeldeamts, Jewgenja Smirnowa. „Die Hitzewelle hat dabei sicherlich einen Einfluss.“ Die Rekordhitze bringt insbesondere ältere Menschen in Lebensgefahr.
Konzentration giftiger Stoffe in der Luft gestiegen
Der giftige Rauch der Waldbrände hatte Moskau am Freitag weiter im Griff: In der russischen Hauptstadt wuchs die Angst vor schweren gesundheitlichen Problemen, da sich nach Angaben der Behörden die Konzentration giftiger Stoffe in der Luft wieder erhöhte. Zahlreiche Moskauer trugen Schutzmasken oder hielten sich Taschentücher vor ihr Gesicht.
„Seit Donnerstag beobachten wir ein ansteigendes Niveau der Luftverschmutzung“, sagte ein Vertreter der Abteilung für Umweltschutz in Moskau laut der Nachrichtenagentur Interfax. Laut Mosekomonitoring lag die Konzentration giftiger Partikel in der Luft weit über dem Normalmaß. Die Sichtweite betrug weniger als 400 Meter, das Stadtbild wurde vom Smog vernebelt. Auf den Flughäfen Domodedowo und Wnukowo war der Betrieb nur eingeschränkt möglich. In Moskau wurden für den Tag erneut Temperaturen um die 40 Grad erwartet.
Katastrophenschutz ruft Freiwillige zum Kampf gegen die Flammen auf
Nach Angaben des Katastrophenschutzministeriums hat sich die Lage bei den Waldbränden unterdessen etwas stabilisiert, allerdings wurden noch immer 588 Brände gezählt. Die Zahl der Feuertoten stieg nach Angaben der Gesundheitsbehörden auf 52; 471 Menschen mussten medizinisch betreut werden. Das Katastrophenschutzministerium rief die Bevölkerung am Freitag auf, sich freiwillig für den Kampf gegen die Flammen zu melden.
Sorge bereite nach wie vor die Situation in der Region von Moskau sowie in der Nähe der Stadt Sarow mit dem Atomwaffen-Forschungszentrum, sagte der Leiter des Krisenzentrums, Wladimir Stepanow. Dort waren bis Donnerstag vorsorglich alle radioaktiven und explosiven Materialien geräumt worden. Wegen der Gefahr durch die Waldbrände ordnete das russische Militär zudem die Evakuierung von Waffen- und Munitionsdepots in der Region Moskau an.
Zwei Militärstützpunkte vom Feuer zerstört
Die Armee räumte am Freitag ein, dass ein zweiter Stützpunkt von den Flammen zerstört wurde. Bereits Ende Juli sei der Logistik-Standort der Fallschirmjäger in der Gegend von Moskau ausgebrannt. Zuvor war die Zerstörung eines Marine-Nachschubzentrums in Kolomna südöstlich der Hauptstadt bekannt geworden.
Angesichts der Waldbrände befürchten die Behörden auch, dass in Gebieten, die bei der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl vor knapp einem Vierteljahrhundert verstrahlt wurden, radioaktive Stoffe freigesetzt werden könnten. Das Katastrophenschutzministerium verstärkte deshalb seine Bemühungen, die Brände in der Region Brjansk unter Kontrolle zu bekommen. Es befürchtet, dass durch den Rauch radioaktive Partikel aufsteigen und dadurch weitere Gebiete verstrahlt werden könnten. Die Region Brjansk, die im Westen Russlands an die Ukraine und Weißrussland grenzt, wurde im April 1986 durch die radioaktive Wolke aus dem Atommeiler Tschernobyl erheblich verseucht. (AP/AFP)