Essen. Das zwölfte Studio-Album von Depeche Mode ist erschienen, heißt „Sounds Of The Universe” und hat nur wenige Höhepunkte. Es ist genauso langweilig wie die beiden Vorgänger. Eine Besprechung.

Kult sind sie. Pioniere. Weltbürger, Weltstars. Depeche Mode haben sich in den knapp 30 Jahren Band-Gemeinschaft zu einem globalen Unternehmen entwickelt. Haben Meisterwerke wie den Song „Never Let Me Down Again” (1987) und das Album „Violator” (1990) veröffentlicht, und kürzlich erst die amtliche Single „Wrong” herausgebracht. Ihr neues Album haben die Engländer deshalb selbstbewusst „Sounds Of The Universe” genannt – es ist aber genauso langweilig wie die beiden Vorgänger.

Woran mag das liegen? Daran, dass jetzt auch Sänger Dave Gahan am Songschreiben beteiligt ist? Wohl kaum, denn sein Solo-Debüt „Paper Monsters” war eine richtig gute Platte, und die hat er quasi allein erarbeitet. Daran, dass Martin L. Gore die Ideen ausgehen und gar nicht mehr so viel Raum für innovative Sounds gegeben ist? Nein, man höre sich allein die Vorab-Single „Wrong” in Ruhe an. Oder daran, dass die Erwartungen bei einer Band wie Depeche Mode zu hoch sind? Möglich. Denn natürlich hat das Qualität, was Gahan, Gore und der dritte Mann, Andrew Fletcher, abliefern. Nur eben nicht die Güteklasse, die sie zuletzt auf „Songs Of Faith & Devotion” (1993) und zum Teil auf „Ultra” (1997) hatten.

Der Opener rasselt hoffnungsvoll

Nehmen wir gleich mal den Opener, „In Chains”, der sofort hoffnungsvoll rasselt. Elektro klackert gegen ein Gitarren-Riff, ja, das könnte was werden – doch schon nach zwei, zweieinhalb Minuten versickert alles im Nirgendwo. Oder „Fragile Tension”: Textlich ist das sicher einer der besonderen Songs, dreht es sich doch hier um die Hassliebe von Gahan und Gore; musikalisch indes wird der Hörer indes in die 80er Jahre zurückversetzt – aber nicht in die Sphären von Depeche Mode, sondern in die ihrer deutschen Kopie Camouflage.

Viel zu schnell geht beim Hören des Albums die Spannung verloren, die Songs verlieren sich in Belanglosigkeit. Und plötzlich sind der blasse Vorgänger „Playing The Angel” (2005) und die Aufzugsmusik von „Exciter” (2001) wieder gegenwärtig – nicht gerade ein gutes Zeichen.

Zu viert haben sie angefangen, 1980 war das

Plötzlich flackert es wieder: Nummer acht, „Come Back” (wie passend), und die Aufmerksamkeit ist zurück. Es ist ein Dave-Gahan-Song, der die eindringende Stimmung aufbaut, die die Band auf den Superband-Level gehoben hat.

Angefangen haben sie 1980, damals noch zu viert. Schon nach wenigen Monaten verabschiedete sich aber Vince Clark, der später mit Yazoo und Erasure Erfolge feierte. Nachfolger Alan Wilder verließ die Band im Juni 1995.

Die Verehrung ist berechtigt

Depeche Mode haben mit ihrem düsteren Synthie-Pop die Massen bewegt, sie haben gestritten und doch immer wieder zueinander gefunden. Selbst die Drogenprobleme und Selbstmordversuche von Dave Gahan Mitte der 1990er Jahre haben die Band nicht auseinander gerissen.

Ein Auffangbecken war dabei sicher der große Rückhalt der deutschen Fans. DM werden hier geliebt, sie werden uneingeschränkt unterstützt. Zum Dank gibt es im Sommer acht Stadion-Shows – davon zwei in NRW (4. und 5. Juni, LTU-Arena in Düsseldorf).

Die Verehrung ist berechtigt, denn Depeche Mode haben große Alben aufgenommen – doch mit „Sounds Of The Universe”, sorry, sind sie auf der falschen Fährte.

Mehr zum Thema: