Weimar. .
Einen Tag nach einem Hackerangriff mutmaßlicher Neonazis haben die Thüringer Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau Dora Teile ihres Internetportals rekonstruiert. Das Bundeskriminalamt hat die Ermittlungen aufgenommen.
Nach dem Hackerangriff von Neonazis haben die Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora weite Teile ihres Internetportals wieder hergestellt. „Wir sind mit vielen Mitarbeitern dabei, die Schäden so schnell wie möglich zu beheben“, sagte eine Sprecherin der Gedenkstätten-Stiftung am Donnerstag. Demnach wurden zahlreiche Dokumente bereits neu eingearbeitet. Wann der Schaden komplett behoben sein wird, sei aber noch nicht absehbar. Die Ermittlungen wurden derweil an das Bundeskriminalamt (BKA) abgegeben.
Unbekannte Täter hatten sich am Mittwoch Zugang zum Server der Gedenkstätten verschafft und die Onlineauftritte durch Seiten mit rechtsextremer Symbolik und Parolen ersetzt. Mehrere Fotos und Texte wurden gelöscht, darunter die Online-Ausgabe des Totenbuchs, das die Namen von rund 38 000 Opfern des Naziregimes umfasst. Die Internetseite dora.de wurde bei dem Angriff komplett getilgt, konnte aber bereits weitgehend rekonstruiert werden.
Das BKA hat die Ermittlungen übernommen, „weil man davon ausgeht, dass die Täter nicht aus Thüringen stammen“, sagte ein Sprecher des Innenministeriums und bestätigte einen Bericht des MDR Thüringen. Auch ein Angriff aus dem Ausland werde nicht ausgeschlossen. Auch jüdische Gedenkstätten in anderen Bundesländern seien schon Ziel von Hackerangriffen geworden. Konkrete Angaben wollte der Sprecher aus „ermittlungstaktischen Gründen“ aber nicht machen.
Stiftungsleiter wertet Hacker-Angriff als „wirkliche Schändung“
Stiftungsdirektor Volkhard Knigge geht davon aus, dass es sich bei den Hackern um Deutsche handelt. „Es sieht doch eher so aus, als seien es Deutsche gewesen, mit gefälschten internationalen Herkunftsadressen [...] unter anderem aus Amerika“, sagte er dem Nachrichtenradio MDR Info. Den Angriff verurteilte er als „wirkliche Schändung“. Das Internetangebot werde wahrscheinlich erst in der nächsten Woche wieder vollständig hergestellt sein.
Bis zu sieben Mitarbeiter waren der Sprecherin zufolge bis in die späten Abendstunden und auch am Donnerstag mit der Schadenbegrenzung beschäftigt. „Wir sind bemüht, so viel wie möglich zu reparieren“, sagte sie. Bislang könne der Schaden nicht beziffert werden. Die IT-Abteilung und die Direktion wollen nun das Sicherheitssystem verbessern, um ähnliche Angriffe künftig zu verhindern.
In dem Konzentrationslager Buchenwald auf dem Ettersberg bei Weimar waren zwischen 1937 und 1945 etwa 56.000 Menschen von den Nazis ermordet worden, darunter 11.000 Juden. Im Konzentrationslager Mittelbau-Dora waren etwa 60.000 Menschen inhaftiert, von denen rund 20.000 ums Leben kamen. (ddp)