Köln.
Die Gebühreneinzugszentrale hat ein eigenes Online-Portal freigeschaltet. Mit knapp 1000 Anmeldungen seit Dienstag wird www.gez-meine-meinung.de förmlich überrannt. In den Foren will die GEZ mit den Gebührenzahlern offen über die Notwendigkeit von Rundfunkgebühren diskutieren.
Die Gebühreneinzugszentrale (GEZ) hat nicht viele Fans, so viel ist sicher. Die Mehrheit der Deutschen dürfte sich über die Eintreiber der Rundfunkgebühren ärgern. Nun sucht die Behörde den Dialog mit ihren Kritikern und diskutiert öffentlich mit den Gebührenzahlern über die Notwendigkeit von Rundfunkgebühren. Seit Dienstag ist sie mit einem eigenen Online-Forum im Netz unterwegs.
Finanziert werde das Online-Forum aus dem GEZ-eigenen Budget, sagt eine Sprecherin auf Nachfrage von DerWesten. Auf www.gez-meine-meinung.de können die Besucher der Seite zu unterschiedlichen Themen, die sie selbst anlegen, untereinander und mit der GEZ ins Gespräch kommen. Zudem finden die User Blogs, die täglich von den Angestellten geschrieben werden sollen, und sie können mit GEZ-Mitarbeitern chatten. „Wir haben das Forum eingerichtet, um die kritischen Diskussionen über die GEZ und die Rundfunkgebühren zu kanalisieren“, sagt die Behördensprecherin, „Wir möchten uns der öffentlichen Kritik stellen.“
GEZ vom großen Andrang überrascht
Gesprächsbedarf gibt es offenbar ausreichend. Mit knapp 1000 Anmeldungen in den vergangenen zwei Tagen wird das Portal förmlich überrannt. „Mit einem so großen Interesse haben wir nicht gerechnet“, räumt die Sprecherin ein. Und doch freue man sich über die Resonanz. Mit heftiger Kritik wird es die GEZ in den kommenden Wochen in den einzelnen Foren zu tun bekommen. Das zeigen bereits die 2000 verfassten Beiträge, die kaum ein gutes Haar an der Behörde lassen. „Das war, ehrlich gesagt, nicht anders zu erwarten“, so die Sprecherin. In den meisten Beiträgen wird über Rundfunkgebühren gestritten, aber auch das Programm der Öffentlich-Rechtlichen bietet anscheinend Gesprächsstoff. „Es muss doch hinterfragt werden, ob die Öffentlich-Rechtlichen ihrem Auftrag noch gerecht werden“, schreibt etwa Mr.LooP.
„Der GEZ strömt von allen Seiten Ablehnung entgegen“, sagt Daniel Platz, Gründer des Internetforums www.gez-boykott.de im Gespräch mit DerWesten. Entweder sei das Portal eine „Flucht nach vorne“ oder der Versuch, das schlechte Image aufzupolieren, so der 33-Jährige, auf dessen Internetseite seit rund sechs Jahren Gebührenzahler ihrem Ärger Luft machen können. Vor rund einem dreiviertel Jahr hat sich der Südwestrundfunk (SWR) auf seinem Portal engagiert. SWR-Mitarbeiter diskutierten auf www.gez-boykott.de offen mit den Usern über Rundfunkgebühren. Doch schon nach kurzer Zeit ebbte der Austausch zwischen Gebührenzahler und –empfänger wieder ab. Der SWR zog sich aus dem Forum zurück. „Ich kann mir vorstellen, dass das Engagement des SWR eine Art Probelauf für das neue Online-Forum war“, mutmaßt Platz.
Das Portal hat begrenzte Öffnungszeiten
Geöffnet ist www.gez-meine-meinung.de täglich von 8 bis 22 Uhr – außer am Wochenende. Wer sich in die Diskussion einklinken will, kann das auch anonym tun: Zum Anmelden genügen ein frei wählbarer Benutzername und eine registrierte E-Mail-Adresse. „Es geht uns in keinem Fall darum, herauszufinden, ob jemand seiner Gebührenpflicht nachkommt oder nicht“, verspricht Adalbert von Cramm, Leiter der Abteilung Gebühreneinzug, Teilnehmerbetreuung und Marketing. Die GEZ sei lediglich interessiert, zu erfahren, was die Nutzer über die Behörde, den Gebühreneinzug und den öffentlich-rechtlichen Rundfunk dächten.