Binghamton. Bei einem Amoklauf in einem Zentrum für Einwanderer im US-Staat New York sind 14 Menschen ums Leben gekommen. Der mutmaßliche Täter stammte offenbar aus Vietnam. Sein Motiv ist noch völlig unklar.
Bei einem Amoklauf in einem Zentrum für Einwanderer im US-Staat New York sind 14 Menschen ums Leben gekommen. Der Täter, ersten Erkenntnissen zufolge ein 42-jähriger Mann vietnamesischer Herkunft, erschoss in dem Gebäude in Binghamton am Freitag zunächst eine Mitarbeiterin am Empfang und tötete dann zwölf weitere Menschen in einem Unterrichtsraum. Vier Personen wurden schwer verletzt. Später richtete der Amokläufer die Waffe gegen sich selbst. Über seine möglichen Motive war zunächst nichts bekannt.
Der Täter legte es offenbar darauf an, so viele Menschen wie möglich zu töten. Zunächst parkte er sein Auto vor dem Hintereingang des Gebäudes der American Civic Association - «um sicherzustellen, dass niemand flüchten konnte», wie Polizeichef Joseph Zikuski sagte. Gegen 10.00 Uhr Ortszeit stürmte er, bewaffnet mit zwei Pistolen und einem Jagdmesser, durch den Vordereingang und schoss auf zwei Mitarbeiterinnen am Empfang, anscheinend ohne ein Wort zu sagen.
Eine der Frauen überlebte, stellte sich aber zunächst tot, bevor sie unter einen Tisch kroch und die Polizei alarmierte. Eineinhalb Stunden lang habe sie trotz ihrer schweren Verletzung die Einsatzkräfte telefonisch mit Informationen versorgt, sagte Zikuski. Sie sei «eine Heldin».
Blutbad im Englischunterricht
Zwischenzeitlich war der Amokläufer in einen Raum eingedrungen, in dem Einwanderer aus verschiedenen Ländern gerade Englischunterricht hatten, um sich auf ihre Prüfung für die Erlangung der US-Staatsbürgerschaft vorzubereiten. Möglicherweise habe der mutmaßliche Täter selbst vor vielen Jahren einen solchen Kurs absolviert, teilte die Polizei mit.
In dem Unterrichtsraum tötete der Mann zwölf Menschen. Seine eigene Leiche wurde später in einem Büro gefunden. Er habe sich selbst erschossen, erklärte die Polizei.
Insgesamt 26 Menschen, die sich nach Beginn der Schießerei im Heizungskeller verschanzt hatten, mussten dort drei Stunden ausharren, während die Polizei das Gebäude systematisch durchsuchte. Andere versteckten sich in Toiletten oder unter Tischen. «Es herrschte Panik», sagte ein Mann aus Usbekistan, der sich in den Keller geflüchtet hatte.
"Nur Stille und Schüsse"
«Ich hörte die Schüsse, jeden Schuss. Ich hörte keine Schreie, nur Stille und Schüsse», sagte eine Frau aus Kasachstan. Sie habe geglaubt, ihr Leben sei zu Ende.
Binghamton ist eine Kleinstadt mit etwa 47.000 Einwohnern, rund 230 Kilometer nordwestlich von New York. Die American Civic Association hilft Einwanderern und Flüchtlingen bei der Erlangung der Staatsbürgerschaft, bei der Wohnungssuche oder Familienzusammenführung.
Ein Ausweis, den der mutmaßliche Amokläufer bei sich trug, lautete auf den Namen Jiverly Voong. Wie aus Ermittlerkreisen verlautete, könnte es sich dabei um ein Pseudonym handeln. Die beiden Schusswaffen seien auf einen Mann namens Jiverly Wong zugelassen, hieß es weiter. Der 42-jährige Mann wohnte demnach in der nahegelegenen Stadt Johnson City. Voongs Schwester sagte, ihr Bruder sei vor 28 Jahren in die USA gekommen, er habe die US-Staatsbürgerschaft.
«Wir haben noch keinen Anhaltspunkt für sein Motiv», sagte Polizeichef Zikuski. Der Mann sei aber in dem Sozialzentrum «kein Unbekannter» gewesen. Möglicherweise habe er dort selbst schon Unterricht genommen.
Präsident Barack Obama reagierte schockiert auf die Berichte über das Blutbad. Am Rande des NATO-Gipfels in Baden-Baden verurteilte er den «Akt sinnloser Gewalt» und sprach den Opfern und Angehörigen sein Mitgefühl aus. (ap)