Leipzig. Sind Wessis bessere Autofahrer? Eine aktuelle Studie belegt jedenfalls: Ossis fallen deutlich häufiger durch die Führerschein-Prüfung. Den ostdeutschen Fahrschülern fehle die Motivation. Zudem seien die Prüfungen im Osten härter, stellt die Bundesvereinigung der Fahrlehrer-Verbände fest.

Ostdeutsche Fahrschüler fallen deutlich öfter durch die Prüfung als Führerscheinanwärter in Westdeutschland. Nach einer Statistik des Flensburger Kraftfahrtbundesamtes (KBA) versagte 2008 in Sachsen-Anhalt fast jeder zweite Fahrschüler (44,4 Prozent) bei der theoretischen Prüfung, wie die «Leipziger Volkszeitung» (»LVZ») am Montag berichtete. Bundesweit liege der Durchschnitt lediglich bei 30,4 Prozent.

Auch Mecklenburg-Vorpommern, Thüringen, Brandenburg und Sachsen liegen mit jeweils über 40 Prozent im Schlussdrittel. Das beste westdeutsche Bundesland bei den theoretischen Prüfungen ist Niedersachsen mit einer Durchfallquote von lediglich 25,5 Prozent.

Strengere Prüfungskriterien

Dem Bericht zufolge trägt Hamburg bei den praktischen Prüfungen mit einer Versagerquote von 41 Prozent die rote Laterne. Aber auch hier liegen Sachsen-Anhalt (36,1), Sachsen (35,6) und Thüringen (34,7) weit über dem bundesweiten Durchschnitt von 25,7 Prozent. Am besten kommen offenbar die Hessen durch die praktischen Führerscheinprüfungen; hier versagten nur 19,8 Prozent der Fahrschüler.

Zu den möglichen Ursachen sagte der Vorsitzender der Bundesvereinigung der Fahrlehrer-Verbände (BVF), Gerhard von Bressensdorf, den Fahrschülern im Osten fehle es an der Motivation. Außerdem seien die Kosten für die mündliche Prüfung niedrig. Bei den praktischen Prüfungen sei der Osten jedoch benachteiligt. Strengere Prüfungskriterien und eine kompliziertere Straßensituation durch Baustellen und Umleitungen seien ein doppeltes Handicap, sagte von Bressensdorf der «LVZ».

Ost-Fahrlehrer forschen nach Ursachen

Der Chef des Fahrlehrerverbandes von Sachsen-Anhalt, Wolfgang Prescher, sagte MDR INFO, normalerweise könne es keine signifikanten Unterschiede geben, da die Fragebögen bundesweit einheitlich seien und auch die Fahrlehrer die gleichen Bedingungen hätten. «Wir sind tatsächlich sprachlos», sagte Prescher und kündigte eine Suche nach den Ursachen an. Er vermute, dass sich die Fahrschüler wegen Geldmangels kein neues Lehrmaterial anschafften.

«Unsere Jugendlichen sind zum Teil nicht so motiviert, weil sie das soziale Umfeld ganz anders kennen», sagte Prescher. Die Eltern seien zum Teil arbeitslos. Finanzieller Druck müsste eigentlich dazu führen, die Fahrschule möglichst schnell zu absolvieren, aber leider sei das nicht so. Zu den Unterschieden bei der praktischen Prüfung erklärte Prescher, es entstehe der Eindruck, dass die Maßstäbe in der praktischen Prüfung im Osten doch etwas höher angesetzt würden als in den anderen Bundesländern. (ap)