Berlin. Der Mond ist nichts für Fußgänger. Für künftige Missionen sucht die NASA ein Auto. Die Ansprüche sind enorm, der Preis allerdings auch.
Einen SUV haben viele, einen LTV nur die NASA. Die US-Weltraumbehörde will so einen nun leasen: auf 15 Jahre und für 4,6 Milliarden US-Dollar. Ein Mondpreis, nun ja ...
Dabei handelt es sich um ein Mondauto. „LTV“ steht für „Lunar Terrain Vehicle“. Das Fahrzeug – traditionell als Rover bekannt – soll binnen fünf Jahren entwickelt und danach ein Jahrzehnt lang Astronauten durch die Südpolarregion des Mondes führen, ab 2030.
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Am Protoytyp basteln derzeit drei Firmen, wie die Behörde auf X informiert. Definitiv kein Auftrag für VW oder Toyota. Dass es ausschließlich US-Firmen sind, ist kein Zufall, sondern hat in den USA Tradition. Der Mondbuggy soll ein amerikanisches Auto sein.
Auto für den Mond mit Höchstgeschwindigkeit: 15 km/h
Die Anbieter gehen durch ein anspruchsvolles Ausleseverfahren. Zuerst wird das Design entwickelt. Dann wird die Nasa einen von ihnen für die Demonstrationsphase auswählen. Nur einer wird letztlich das Fahrzeug für die Nasa bauen und es zum Mond schicken.
Geländegängig muss das Fahrzeug sein. Es soll Mondstaub und Mikrometeoroiden aushalten und durch die zerklüftete Oberfläche seine Fracht sicher tragen. Außerdem sollte es Temperaturschwankungen von mehr als 250 Grad Celsius aushalten.
An der Höchstgeschwindigkeit hätten Grünen-Verkehrspolitiker im Prenzlauer Berg ihre helle Freude: 9,3 Meilen pro Stunde, etwa 15km/h. Auf deutschen Autobahnen würde man bei dem Tempo wohl „zäh fließenden Verkehr“ ausmachen.
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Selbstredend will die Weltraumbehörde das LTV nutzen, „um zu Orten zu reisen, die wir sonst zu Fuß vielleicht nicht erreichen könnten“, wie Jacob Bleacher von der Nasa sagt. „Wohin es gehen wird, gibt es keine Straßen“, so der Wissenschaftler. Mit einer einzigen Ladung soll das E-Auto acht Stunden lang herumfahren können.
Die lange Tradition der Mondbuggys
Seine Mobilität werde „unsere Sicht auf den Mond grundlegend verändern“. Weil das Auto auch autonom fahren kann, werden die Astronauten es bei jeder Mission wie bestellt nach Bedarf woanders vorfinden können.
So revolutionär ist das allerdings auch wieder nicht. In San Francisco läuft seit letzten Sommer ein Cruise-Robotaxi ohne Fahrer. Ein großer Lacherfolg war, dass das Fahrzeug eine frisch betonierte Straße nicht erkannt hat. Zumindest das Problem stellt sich auf dem Mond nicht.
In der Vergangenheit hatte die Nasa ihre Mondbuggys – für die Apollo-Missionen 1971 und 1972 – noch selber gebaut. Das waren vergleichsweise primitive Beförderungsmittel. Die Reichweite betrug 40 Kilometer, die Batterien waren nicht wiederaufladbar. Nach Ende einer Mission ließ man die Autos auf dem Mond liegen.
Die Fahrzeuge waren riesig. Für das Magazin „Life“ hat sich die Apollo-15-Besatzung 1971 vor ihrem Mondrover fotografieren lassen: die drei Astronauten jeweils in einem Sportwagen des Typs Corvette, davor der riesige Mondrover.
Von den Herstellern durften die Astronauten die Sportautos für einen symbolischen Preis leasen, einen Dollar. Nach ihrer Rückkehr wurden sie öffentlichkeitswirksam vermarktet.
Das künftige LTV wird über modernstes Energiemanagement, autonomes Fahren und Kommunikations- und Navigationssysteme verfügen. Wenn kein Astronaut auf dem Mond ist, kann es von der Erde aus gesteuert werde. Selbstverständlich kann das Unternehmen es auch Kunden mit anderen Missionen vermieten.
„Wie ein ungezähmtes Pferd“
Die ersten Menschen auf dem Mond, Neil Armstrong und Buzz Aldrin, waren noch Fußgänger. Dave Scott und Jim Irwin von Apollo 15 waren im Juli 1971 die ersten Astronauten, die mit dem Auto auf dem Mond herumfuhren. Dank des damals von Boeing und General Motors gebauten Fahrzeugs konnten viele Gesteinsproben eingesammelt und transportiert werden.
Vorsorglich sollten sie damalls nur Strecken zurücklegen, die sie zur Not auch zu Fuß hätten bewältigen können. Irwin war es auch, der später das Fahrverhalten beim Roadtrip näher beschrieb. Nicht gerade „Freude am Fahren“. Irwin: Wie „ein ungezähmtes Pferd“.
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