Berlin. Warum wollen plötzlich alle auf dem Mond landen? Die Antwort des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt liegt weit hinter dem Mond.
Alle wollen auf dem Mond landen, Chinesen, Japaner, Inder, die Amerikaner sowieso. Der unbemannte Lander „Nova-C“ des US-Unternehmens Intuitive Machines, der in der Nacht zum Freitag auf dem Erdtrabanten aufsetzte, markiert als erste kommerzielle Mondlandung einen Anfang. Einen Neuanfang.
Die letzte – damals bemannte – US-Mondmission ist über 50 Jahre her. Nach „Apollo 17“ im Jahr 1972 verlor der Mond politisch, ökonomisch und wissenschaftlich an Anziehungskraft. Bis 2009.
Dann entdeckte die indische Raumsonde „Chandrayaan-1“ Wasser auf der Mondoberfläche, genauer gesagt: Hydroxyl-Ionen in Mineralen. Noch im selben Jahr vergewisserten sich die Amerikaner, dass die Informationen zutreffend waren. Da begann eine neue Mondphase.
Wasser auf dem Mond – das änderte alles
Wasser ist Leben, Wasser – in Wahrheit: Eiswasser – ändert alles. Man kann es womöglich für eine Crew aufbereiten. Und mithilfe von Solarstrom über Elektrolyse in Wasserstoff und Sauerstoff zerlegen, also Atemluft und Treibstoff gewinnen.
Wasser kann man nicht in großen Mengen zum Mond transportieren. Aber wenn es dort vorrätig ist, könnte man auf dem Mond leben und arbeiten, andere Ressourcen, etwa schwere Metalle, als Baumaterial nutzen. Das heißt: eine Station bauen. Diesmal kommt die Menschheit, um zu bleiben. Bis auf Weiteres.
Raumfahrt – das bestmögliche Testgelände
Denn: Der Mars lockt. Wer zum Mars will, kommt am Mond nicht vorbei. „Der Mond wird zum Sprungbrett für die Reise zum Roten Planeten“, erläutert das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt. Der Mond ist nur ein Basislager.
Eine Reise zum Mond ist ein Wochentrip, drei Tage hin, drei Tage zurück. Ein Flug zum Mars wird nach Angaben der amerikanischen Weltraumbehörde Nasa mindestens 210 Tage dauern. Auf dem Mond kann so eine Mission sicherer als auf der Erde vorbereitet und getestet werden.
Zukunftsmusik: Mondtouristen im Weltall
Auf dem Mond wirkt ein Sechstel der Gravitation wie jene auf der Erde – der Mars hat ein Fünftel der Erdgravitation. Der Mond ist also auch dahingehend ein ideales Testgelände.
In der Vergangenheit hat sich gezeigt, dass Apparate, die auf der Erde entwickelt worden waren, oft schon auf der Raumstation nicht mehr funktioniert haben. Auf dem Mond will die Nasa die Technik so weit im Griff haben, um eine Mission zum Mars überstehen zu können. Auch China hat angekündigt, bis 2030 bemannt auf dem Mond zu landen und eine Station zu errichten.
Vorstellbar, aber noch Zukunftsmusik ist der Abbau von Bodenschätzen im großen Stil. Früher oder später könnte der Mond allerdings auch die ersten Weltraumtouristen anlocken.
Das prioritäre Ziel sind wissenschaftliche Experimente und die Vorbereitung einer Marsmission. Die dürfte nach Ansicht von Fachleuten frühestens Ende der 2030er-Jahre Realität werden.
Nasa: Amerikaner suchen ihre Marsianer
Die Nasa sucht in diesen Tagen vier Bewerber, die ab 2025 ein Jahr lang das Leben auf dem Mars üben sollen. Die 1700 Quadratmeter große Raumstation, mithilfe von 3D-Druckern im texanischen Houston hochgezogen, soll die Lebensbedingungen einer Station auf der Oberfläche des Roten Planeten simulieren.
Die Erkundung erst einmal des Mondes steht auf der Agenda von Japanern und Indern, eigentlich auch von Russland, wobei Experten wie der frühere Astronaut Ulrich Walter Zweifel hegen, ob es noch das Know-how und das Geld hat. Ganz abgesehen davon ist Kremlchef Wladimir Putin auf den Ukraine-Krieg fixiert.
Andere Staaten wollen auch dabei sein, etwa aus dem arabischen Raum, und die Europäer wenigstens hilfreich sein. Die deutsche und die französische Raumfahrtagentur liefern für die japanische Erkundungsmission „Martian Moons eXploration“ das Landefahrzeug „Idefix“.
Nasa ist der Geldgeber
Entscheidend ist, dass die Technologie Riesensprünge gemacht hat und kostengünstiger geworden ist. Auf dem Höhepunkt ihres Mondprogramms gaben die USA rund vier Prozent ihrer Staatsausgaben dafür aus. Das wäre heute nicht mehr vermittelbar.
Um die Kosten zu senken, greift die Nasa auf private Anbieter zurück: Intuitive Machines lieferte den Mondlander. Der wurde wiederum von einer Rakete des Raumfahrtunternehmens SpaceX von US-Unternehmer und Tesla-Chef Elon Musk ins All befördert.
Weltweit wird der erste kommerzielle Mondflug gefeiert, aber die Nasa ist Hauptkunde und Geldgeber. Laut „New York Times“ zahlt sie an Intuitive Machines 118 Millionen US-Dollar für den Transport ihrer Lasten, einer Spezialkamera und eines Funkempfängers. Erst dahinter kommt die Fracht privater Kunden, einer Universität in Florida oder vom Künstler Jeff Koons: 125 Miniaturskulpturen für den Mond. Von jeder gibt es ein Pendant auf der Erde, das er verkauft. Koons wird auf seine Kosten kommen. Hinterm Mond lebt der Mann nicht.
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