Erfurt/Leipzig. Ein altes Gräberfeld in Nordthüringen offenbart Details über soziale Beziehungen in der Bronzezeit in Nord- und Mitteleuropa.
Eine Studie des Max-Planck-Instituts für Evolutionäre Anthropologie Leipzig liefert neue Erkenntnisse über soziale Beziehungen in der Bronzezeit. Eine DNA-Reihenuntersuchung von Leichen in einem Gräberfeld im nördlichen Thüringen führte dazu, dass fünf Stammbäume über bis zu vier Generationen hinweg rekonstruiert werden konnten – mit aufschlussreichen Erkenntnissen über die sozialen Verhältnisse in Mitteleuropa zur Bronzezeit. Das teilte das Thüringische Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie mit.
Demnach kann anhand der neuen Untersuchungen gezeigt werden, dass nördlich der Stadt Sömmerda (Thüringen) die Verwandtschaftsbeziehungen in mehreren Bestattungsgemeinschaften überwiegend über die väterliche Linie vorliegen. Das heißt, dass männliche Nachkommen dabei größtenteils an ihrem Geburtsort verblieben, während Frauen im Rahmen der Heirat an den Heimatort ihres Mannes gezogen waren.
Archäologie: Soziale Beziehungen aus der Frühbronzezeit aufgedeckt
Das Gräberfeld in Nordthüringen, wo die Untersuchung stattfand, diente vor 4.200 Jahren wohl als Bestattungsplatz für mehrere bäuerliche Hofgemeinschaften. Die Höfe seien dabei von der Kernfamilie und familienfremden Arbeiten bewirtschaftet worden.
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Durch die Untersuchung konnten erstmals Aussagen über die soziale Organisation der Bevölkerungsmehrheit der sogenannten nördlichen Aunjetitzer-Kultur zu treffen. Die Heiratsmobilität in der Bronzezeit wurde zum Beispiel schon an anderen Stellen nachgewiesen, für die Aunjetitzer und Mitteleuropa ist sie aber das erste Mal belegt worden.
Diese Kultur entstand in Böhmen nördlich von Prag während der Frühbronzezeit, also 2300 v. Chr. bis 1500 v. Chr.. Ein bekannter Fund der Archäologie aus dieser Epoche ist die Himmelsscheibe von Nebra, die als die älteste bekannte Darstellung des Himmels gilt.