Rom. Die Amalfiküste ist ein beliebtes Ziel für Italien-Urlauber – allerdings nur schwer zu erreichen. Ein neuer Flughafen soll das ändern.
Zur Amalfi-Küste zu gelangen, ist für Italien-Touristen ohne Auto oft kompliziert. Vom Flughafen Neapel muss man in die 50 Kilometer südlicher gelegene Stadt Sorrento gelangen, von dort aus steigt man in den Bus nach Amalfi um. Die Fahrt dauert etwa eine Stunde und 40 Minuten.
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Doch nun soll ein neues Projekt Touristen den Start in den Urlaub erleichtern: Im Juli 2024 soll der der Flughafen Salerno eingeweiht werden. Der Airport 45 Kilometer südöstlich der Stadt Amalfi soll für ausländische Besucher ein Tor zur berühmtesten Küstenstraße der Welt aufmachen.
Flughafen Salerno: Diese Ziele werden angeflogen
Technisch gesehen handelt es sich um eine Wiedereröffnung und nicht um einen von Grund auf neu gebauten Flughafen. Denn der Flughafen Salerno wurde 1926 erbaut und über die Jahrzehnte als Militärflughafen, Flugschule, Feuerwehrstützpunkt und Privatflughafen genutzt. Im Jahr 2007 wurde er so ausgebaut, dass für eine Weile auch kommerzielle Flüge möglich waren. Seit 2016 lag der Betrieb still.
Doch der Touristenboom in der Gegend seit Ende der Pandemie hat die lokalen Behörden bewogen, die Pläne für den Neustart des Flughafens Salerno wieder aufzunehmen. Am 11. Juli wird er mit den ersten kommerziellen Flügen durch Volotea, einer spanischen Fluggesellschaft mit großer Präsenz in Italien, neu eingeweiht.
In diesem ersten Jahr wird Volotea vier Ziele anfliegen, beginnend mit Nantes in Frankreich und Cagliari auf Sardinien, Verona und Catania kommen im September hinzu. Die Verhandlungen mit Easyjet und anderen größeren Fluggesellschaften laufen. Auch Verbindungen nach Deutschland könnten hinzukommen.
Flughafen macht abgelegenere Orte an der Küste zugänglich
„Das Interesse ist groß, wir rechnen allein in diesem Jahr mit 200.000 Passagieren, eine Zahl, die in den nächsten Jahren auf vier Millionen wachsen soll“, berichtet Andrea Prete, Präsident der Handelskammer von Salerno. Er sitzt im Verwaltungsrat von Gesac, der Betreibergesellschaft des Flughafens von Neapel und Salerno.
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Der neue Flughafen soll auch dazu beitragen, den internationalen Airport Capodichino in Neapel zu entlasten, der im Jahr 2023 ein Rekordaufkommen von 12,4 Millionen Passagieren verzeichnete. Ein neues Passagierterminal für Salerno soll bis 2026 oder 2027 gebaut werden und den modernsten Umweltstandards entsprechen.
Sorge, dass der neue Flughafen noch mehr Besucher in die von Massentourismus belastete Region führen könnte, hat Prete nicht. „Hier können wir noch viel mehr Touristen empfangen. Zwar ist die Amalfi-Küste in den Sommermonaten ausgebucht, vor allem wegen der starken Präsenz von Nordamerikanern“, so der Italiener. Es gebe jedoch viele weitere Ziele in der Umgebung, die wirklich wunderbar, aber bei Ausländern noch wenig bekannt seien. Darunter die Dörfer der Cilento-Küste südlich von Salerno: „Palinuro, Marina di Camerota sind wahre Perlen, die viele Ausländer noch nicht kennen.“
Einheimische hoffen auf deutsche Urlauber
Die Amalfi-Küste, etwa 40 Kilometer südlich von Neapel am Golf von Salerno, zieht Reisende aus aller Welt an. Wer sich mit dem Auto daran macht, die idyllischen Dörfer entlang der Küste zu entdecken, wagt ein Abenteuer: Denn streckenweise ist die berühmte Küstenstraße Kampaniens so eng, dass Autos nur haarscharf aneinander vorbeipassen. Und liegt noch dazu so hoch, dass Menschen mit Höhenangst von der Fahrt abgeraten wird.
Obwohl die Gemeinden der Amalfiküste erhebliche Beschränkungen für den Autoverkehr eingeführt haben, um die Verkehrsüberlastung zu verringern, freuen sich die Einheimischen auf die Aussicht, noch mehr Besucher empfangen zu können. „Wir sind überzeugt, dass dank des Flughafens Salerno andere Ortschaften wachsen werden, die bisher abseits des Massentourismus um die Amalfi-Küste liegen“, betont Andrea Ferraioli, Präsident der Hoteliers der Region. „Wir rechnen mit vielen Touristen aus Deutschland, die Outdoor-Aktivitäten wie Rad, Trekking und Tauchen lieben.“
Sorge: Amalfiküste braucht keine zusätzlichen Touristen
Skeptischer ist Peter Hoogstaden, niederländischer Ingenieur und Gründer von „Genius Loci Travel“, einem Reiseveranstalter, der sich auf Radfahren, Wandern und verantwortungsvollen Tourismus spezialisiert hat und die ökologische Nachhaltigkeit zu seiner Lebensphilosophie gemacht hat. „Das Problem sind meiner Ansicht nach die Verkehrsverbindungen, die unbedingt ausgebaut werden müssen.“
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Der neue Flughafen liege inmitten von Feldern, es gebe keine öffentlichen Verkehrsmittel, alles werde sich auf private Verkehrsmittel stützen. Die Amalfi-Gegend brauche keine zusätzlichen Touristen, die Cilento-Küste schon – aber hier fehle es noch an Infrastruktur. „Diese Region ist noch nicht bereit, Scharen von Besuchern aufzunehmen“, so Hoogstaden.