Berlin. Über die neue Beziehung ihrer Serienfigur freut sich die Schauspielerin besonders. Warum sie den Dialog dafür selbst schreiben wollte.

  • Schauspielerin Jasmin Gerat spielt Kommissarin Stascha Novak im „Kroatien-Krimi“
  • Ihre Rolle und vor allem den Drehort sieht sie als großes Geschenk an
  • In Ihrer Rolle erlebt Gerat eine gleichgeschlechtliche Beziehung, was der neuen Folge eine unerwartete Entwicklung gibt

Mit dem Sieg bei der „Bravo Girl“-Wahl begann einst die Karriere von Jasmin Gerat. Danach sah das Publikum die Schauspielerin unter anderem in Til Schweigers „Kokowääh“ oder in der ZDF-Serie „SOKO Köln“. Seit 2020 spielt die Schauspielerin im „Kroatien-Krimi“ die Kommissarin Stascha Novak. Nun dürfen sich Fans auf zwei neue Folgen freuen – und auf eine interessante Liebesentwicklung bei Gerats Figur.

Am 8. und am 15. Februar strahlt die ARD die neuen Folgen jeweils um 20:15 Uhr aus. Im Interview erklärt Jasmin Gerat schon vorab, warum der Drehort der Serie in Kroatien für sie eine besondere Bedeutung trägt und warum diese Ausstrahlung eine Überraschung für die 45-Jährige sein wird.

Auch wenn es bei den „Kroatien-Krimis“ inhaltlich intensiv zugeht, erleben Sie bei den Drehs Strand und Sonne. Inwieweit brauchen Sie das?

Jasmin Gerat: Es vergeht kaum ein Tag, an dem ich nicht von Palmen und Meer träume. Meine große Sehnsucht ist es, für eine längere Zeit am Meer zu leben. Das möchte ich mir noch vor der Rente erfüllen. Die Vorstellung, 365 Tage im Jahr keine Socken tragen zu müssen, beglückt mich. So gesehen sind meine Drehs für den „Kroatien-Krimi“ ein Riesengeschenk für mich.

Jasmin Gerat: Auch gute Quoten retten Serien nicht immer

Warten Sie dann jedes Mal nervös auf die Einschaltquoten, die über die Fortsetzung der Reihe entscheiden?

Gerat: Natürlich ist die Quote für uns ein wichtiges Barometer dafür, wie unsere Arbeit ankommt. Dennoch garantiert sie nicht, dass eine Reihe oder Serie fortgesetzt wird. Selbst mit einer bombastischen Quote kann ein Projekt aus senderpolitischen Entscheidungen – in die ich keinen Einblick habe – abgesägt werden.

Kommissarin Stascha Novak (Jasmin Gerat) beginnt in den neuen Folgen des „Kroatien-Krimis“ eine Liebesbeziehung.
Kommissarin Stascha Novak (Jasmin Gerat) beginnt in den neuen Folgen des „Kroatien-Krimis“ eine Liebesbeziehung. © picture alliance/dpa/ARD Degeto | Conny Klein

Wie kommen Sie mit der Unsicherheit zurecht?

Gerat: Spätestens seit der Pandemie wissen die meisten von uns, dass es in keiner Branche und keinem Job die absolute Sicherheit gibt. Aber klar, für diesen unsteten Beruf muss man gemacht sein.

In den ländlichen Gegenden wie auf den Inseln Kroatiens könnte das Leben doch eigentlich kontrollierbarer und gesicherter sein, oder?

Gerat: Im Gegenteil. Das Wetter auf den Inseln ist zum Beispiel viel unbeständiger und wechselhafter als auf dem Festland. Als wir auf Brač gedreht haben, mussten wir unseren Drehplan täglich aufs Neue dem Wetter anpassen. Ich mag das. Wir Menschen sehen uns nach wie vor viel zu sehr als Mittelpunkt des Universums, die Natur lehrt uns das Gegenteil. Seit ich vor sieben Jahren an den Wald gezogen bin, erlebe ich die Jahreszeiten vollkommen anders als in der Stadt. Es gibt Tage und Nächte, da stürmt es so sehr, dass du nur demütig werden kannst und froh bist, wenn das Dach hält.

Jasmin Gerat: Bis heute keine Frauenquote in der Industrie

Sie haben zwei Töchter. Mögen die das Leben in der Abgeschiedenheit?

Gerat: Wir alle genießen die Ruhe und die Natur sehr. Wenn wir Trubel brauchen, fahren wir einfach in die Stadt.

Auf dem Land kann es allerdings auch reaktionär und engstirnig zugehen, wie man auch an den jüngsten Geschichten des „Kroatien-Krimis“ sieht.

Gerat: Egal in welcher Blase man lebt, es gibt überall offene oder eben engstirnige Menschen. In Brandenburg existiert die Sorte Mensch mit dem sehr eingeschränkten Horizont genauso wie im vermeintlich coolen Kreuzberg – und andersrum. In Kroatien ist es, wie wahrscheinlich überall auf der Welt: Die ländlichen, abgeschiedenen Gegenden sind noch besonders konservativ und nicht per se so liberal wie zum Beispiel Berlin. Für mich war es schon als kleines Kind völlig normal, Menschen jeder Couleur auf der Straße zu sehen.

Die Kroaten haben ein großes Herz, brauchen aber ihre Zeit zum Umdenken. Da bin ich zuversichtlich. Außerdem bemerke ich eine positive Entwicklung in den letzten Jahren und mache innerlich Luftsprünge, wenn ich in Split oder Zagreb gleichgeschlechtliche Paare Hand in Hand gehen sehe und es niemanden sichtbar kümmert.

Wie viel hat sich in Sachen Gleichberechtigung in Ihrer Branche verändert?

Gerat: Es bewegt sich zwar etwas mehr als in den letzten Jahrzehnten, aber noch deutlich zu wenig. Die viel diskutierte Frauenquote ist im Filmförderungsgesetz bis heute nicht festgeschrieben. Wir kratzen, was die Gleichstellung beim Film angeht, bisher noch an der Oberfläche. Und es geht ja nicht nur um die Filmbranche, sondern um ein generelles strukturelles Problem. Alle vier Minuten erlebt eine Frau in Deutschland Partnerschaftsgewalt und etwa jeden dritten Tag tötet ein Mann seine Partnerin oder Ex-Partnerin. Erst seit Juli 1997 ist Vergewaltigung in der Ehe strafbar. Das sagt sehr viel über unser System aus und darüber, wie unfassbar langsam Veränderung passiert.

Jasmin Gerat über „Kroatien-Krimi“: Liebe es, mit dieser Figur zu wachsen

Dass sich die Zeiten ändern, zeigen indes die neuen Folgen des „Kroatien-Krimis“: Ihre Figur beginnt darin eine gleichgeschlechtliche Liebesbeziehung.

Gerat: Meine Figur Stascha und ihre Freundin Brigitta waren von Anfang an auf einer Wellenlänge und ihr täglicher, kleiner Flirt in der Pathologie hat beiden den Tag versüßt. Dass daraus jetzt etwas Ernstes wird, finde ich eine sehr spannende Entwicklung. Ich liebe es, dass ich mit dieser Figur wachsen und immer neue Facetten dieser Frau kennenlernen darf.

Hatten Sie Vertrauen darin, dass das auch richtig inszeniert wird?

Gerat: Als Schauspielerin muss ich grundsätzlich viel aus der Hand geben und Vertrauen in das gesamte Team legen. Sender und Produktion obliegt die Verantwortung und somit auch die dramaturgische abschließende Entscheidung. Meine Kollegin Sarah Bauerett und ich haben unsere Dialoge hier allerdings bewusst selbst geschrieben und auch viel am Set improvisiert. Das hat die Beziehung unserer Figuren wirklich intim und existenziell gemacht. Ich bin schon sehr gespannt, denn dieses Mal wird es auch für mich eine große Überraschung, weil ich mir das Ergebnis erst mit der Fernsehausstrahlung anschauen werde.