Berlin. Cher spricht über ihre Weihnachtstraditionen, darüber, ob sie noch so schüchtern ist wie früher und was junge Menschen von ihr halten.
Wir treffen Cher in einem Luxushotel in Paris. Die 77-jährige Ikone, die seit den Sechzigern berühmt ist und sich immer wieder neu erfunden hat, die mit ihrem Ex-Mann Sonny Folk sang („I Got You Babe“), später als Rockerin erfolgreich war („If I Could Turn Back Time“) und 1998 mit „Believe“ das Disco-Genre wiederbelebt hat, ist schon im Weihnachtsfieber. Sie arbeitet an ihrem neuen Studiowerk „Christmas“. Aber bevor der Weihnachtspop erklingt, wird Cher noch am 25. November als Top-Act bei „Wetten, dass...?“ erwartet.
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Liebe Cher, eigentlich, so war zu lesen, wollten Sie nie ein Weihnachtsalbum machen.
Cher: Ich hatte eine sehr freundliche Unterhaltung mit meiner Plattenfirma, und wir verständigten uns darauf, dass ich nicht das Weihnachtsalbum Ihrer Oma, sondern ein echtes Cher-Weihnachtsalbum aufnehmen würde (lacht).
Werden Ihre Fans es lieben?
Cher: Es ist mir völlig gleichgültig, ob die Menschen „Christmas“ hören werden oder nicht, ich denke, es ist eines der besten Alben, die ich je gemacht habe. Ich bin sehr stolz auf diese Platte.
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Auch Ihr Freund, der 37-jährige Musikproduzent Alexander Edwards hat daran mitgearbeitet.
Cher: Oh ja, Alexander schreibt und produziert mit vielen tollen Leuten, er arbeitet häufig mit dem Rapper Tyga zusammen, und er hat auch „Drop Top Sleigh Ride“, ein Duett von Tyga und mir, produziert.
Ein Rapper, das ist besonders.
Cher: Ich war überzeugt, Alexander hätte seinen coolen Kumpel ganz schön bequatschen müssen, den Song mit mir zu machen, doch er meinte jetzt zu mir, Tyga habe richtig Lust auf die Nummer mit mir gehabt.
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Sie haben ja schon echt eine Menge Genres ausprobiert, aber Hip-Hop ist selbst für Sie Neuland gewesen, oder?
Cher: Total. Ich meine, ich bin mit Tyga befreundet, trotzdem wäre mir der Gedanke nicht unbedingt selbst gekommen.
Sängerin Cher: „Ich habe mir einfach Songs ausgesucht, die ich mag“
Was war Ihnen generell bei „Christmas“ wichtig?
Cher: Ich wollte keine 100. Version von „Silent Night“ präsentieren, nicht diese ganzen alten und etwas angestaubten Lieder, die so oft schon von besseren Sängerinnen und Sängern eingesungen wurden als von mir. Ich habe mir stattdessen lieber einfach Songs ausgesucht, die ich mag.
Ihre Stimme ist in großartiger Verfassung. Ist es Ihnen leichtgefallen, im Studio in die passende Weihnachtsstimmung zu kommen?
Cher: Ich habe gar nicht so sehr an diesen Weihnachts-Überbau gedacht beim Singen. Sondern ich bin einfach nur jeden Song wie einen guten Song angegangen.
Und dann kamen Sie auf Weihnachten?
Cher: Als nächster Schritt folgte die Überlegung, wie ich Weihnachten mit dem jeweiligen Lied für die Menschen erlebbar und spürbar mache. Wie ich also rüberbringe, was den Menschen das Weihnachtsfest bedeutet. Und viele wollen eben guter Dinge sein an Weihnachten. Deshalb ist es ein Pop-Album. Es ist ein Cher-Album!
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Cher über Weihnachten: „Vielleicht tanze ich, vielleicht hänge ich den ganzen Abend in der Küche fest“
„Christmas“ besteht aus Klassikern, aber auch ganz neuen Stücken, und bis auf wenige Ausnahmen sind keine Balladen auf der Platte.
Cher: Genau, es sind lediglich zwei traurige Songs drauf. Weihnachten ist für mich eine fröhliche und unbeschwerte Zeit.
Sie singen auf Ihrer aktuellen Single „DJ Play A Christmas Song, I want to be dancing all night long“. Tanzen Sie tatsächlich an Weihnachten?
Cher: Das hängt von meiner und der allgemeinen Stimmung ab. Ich kann das also nicht versprechen. Vielleicht tanze ich, vielleicht hänge ich auch den ganzen Abend in der Küche fest und klatsche Kartoffelpüree auf sämtliche Teller. Wir haben ganz gewiss aber immer eine Party und schmücken alles, was glaube ich eine ziemlich deutsche Tradition ist.
Was gibt es bei Ihnen an Weihnachten zu essen?
Cher: Nun, viel. Truthahn, Kürbispasteten, viele Dressings. Wir sind ziemlich traditionell, wenn es um das Weihnachtsessen geht. Das möchte jeder von uns so.
Cher: „Wir waren eine arme Familie“
Welche Erinnerungen haben Sie an Ihr Weihnachten der Kindheit?
Cher: Wir waren eine arme Familie. Aber meiner Mutter ist es jedes Jahr wieder gelungen, etwas Geld zurückzulegen, und meiner Schwester und mir ein wundervolles Fest zu bereiten.
Es geht also auch einfach?
Cher: Ich denke sowieso, dass es nicht zwingend erforderlich ist, eine Menge Geld zu haben, um an Weihnachten eine schöne, fröhliche Zeit zu haben.
Ihre Mutter Georgia ist vor einem Jahr kurz vor Weihnachten mit 96 Jahren verstorben. Welche ihrer Traditionen halten Sie aufrecht?
Cher: Mutters Maisbrot, eine klassische Speise aus den Südstaaten, wo sie ursprünglich herkam. Und ihren legendären Käsekuchen. Der ist so beliebt bei meiner Familie und Freunden, dass ich inzwischen drei hinstellen muss, damit alle was abbekommen.
Cher: „Ich bin auch heute noch sehr ruhig und zurückhaltend“
Sie backen nicht selbst?
Cher: Nein, Darling, davon verstehe ich leider nichts.
Sie gelten ja auch ohne Weihnachten als nett und sympathisch. Was macht das Fest mit Ihnen?
Cher: Naja, die einen sagen so, die anderen so (lacht). Ich glaube, ich bin ganz patent, und ja, an Weihnachten werde auch ich freundlicher.
Was bedeutet Weihnachten genau für Sie?
Cher: Es ist die Zeit, um innezuhalten und dich mit deinen Freunden und deiner Familie zu beschäftigen. Mir bedeutet es außerdem viel, Menschen eine Freude zu machen, die nicht so viel Glück im Leben hatten wie ich.
Man liest ja immer, dass Sie früher ziemlich introvertiert und schüchtern waren. Stimmt das wirklich?
Cher: Wenn ich nicht gerade arbeite, bin ich auch heute noch sehr ruhig und zurückhaltend. Außer natürlich, ich bin mit meinen Freundinnen und Freunden zusammen.
Das heißt, Sie sind mal so, mal so?
Cher: Ich habe wirklich zwei Seiten in meiner Persönlichkeit – die eine, die auf der Bühne steht. Und die andere, die im Hintergrund sitzt und nichts sagt. Ich kenne so viele Schauspielerinnen und Schauspieler, die extrem schüchtern sind.
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Und Sie kennen auch Leute, die Lampenfieber haben?
Cher: Und so viele Leute, die sich übergeben, bevor sie auf die Bühne gehen. Ich denke, oftmals gelingt es schüchternen Menschen durch die Kunst zu der Person zu werden, die sie sein möchten. Bei mir hat das jedenfalls so funktioniert.
Sie fühlen sich in den sozialen Medien wohl, waren fleißig auf Twitter unterwegs. Kommen Sie mit dem modernen Zeitalter gut zurecht?
Cher: Ich war früher deutlich aktiver auf Twitter. Als es verkauft wurde, war ich ziemlich ambivalent. X ist nicht wirklich das Twitter, das ich gewohnt bin, es ist schon ein bisschen anders.
Sind Sie da noch unterwegs?
Cher: Ich habe gerade erst angefangen, dort wieder vorbeizuschauen. Ich meine, ich habe Twitter früher geliebt, aber ich muss meine Gefühle erst neu aufbauen, um es wieder zu nutzen.
Sie sollten Ihre eigene Social-Media-Plattform gründen.
Cher: Nee, lassen Sie mal gut sein. Von diesen Angeboten gibt es schon genug. Die Welt braucht keine weiteren Produkte mit „Cher“ im Namen.
Diese süße Speise liebt die Sängerin
Haben Sie nicht gerade erst eine Eisfirma gestartet, Cherlato?
Cher: Oh ja, das stimmt.
Wie sind Sie auf die Idee gekommen?
Cher: Weil ich Eiscreme wirklich liebe. Du kannst fast aus jedem Land irgendein Foto von mir auftreiben, auf dem ich ein Eis esse. Mir wäre nie der Gedanke gekommen, mein eigenes Eisuntenehmen zu gründen.
Aber es gibt es ja nun.
Cher: Als wir in Neuseeland waren, brachte meine Schwester mir diese Eiscreme, und ich dachte nur „Wo ist der Mensch, der das macht?“ Das Eis schmeckte wie ein Wunder. Ich nahm Kontakt zu Giapo, dem neuseeländischen Eismacher, auf, und fünf Jahre später haben wir nun Cherlato.
Könnten Sie aus eigener Erfahrung sagen, wie man jung im Herzen und im Kopf bleibt?
Cher: Das klappt fast von alleine, wenn Sie offen und neugierig sind und ein Interesse an Menschen haben.
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Das soll reichen?
Cher: Außerdem habe ich eine Menge wirklich junger Freundinnen und Freunde, dazu zahlreiche Patenkinder. Junge Leute mögen mich. Die wissen auch meist gar nicht, wie alt ich bin. Es ist ihnen größtenteils auch gleichgültig.